Corona in Erding:Betriebe bereit zum Impfen

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Die größeren Unternehmen im Landkreis haben Strukturen aufgebaut, damit die Betriebsärzte so bald wie möglich loslegen können, um die Belegschaft am Arbeitsplatz zu immunisieren

Von Julian Illig, Erding

Sie stehen bereits an der Startlinie, nur der Schuss fehlt noch: Die großen Unternehmen im Landkreis bereiten sich auf die Corona-Impfung durch Betriebsärzte vor. Beim Pilotprojekt des Gesundheitsministeriums sind sie zwar nicht dabei. Trotzdem haben die Betriebe Strukturen aufgebaut, um so bald wie möglich loslegen zu können. "Der Flaschenhals ist der Impfstoff", sagt IHK-Vizepräsident Otto Heinz. Erst wenn genügend da sei, könne man die Priorisierung auflösen und mit dem Impfen beginnen.

Der Polstermöbelhersteller Himolla in Taufkirchen ist noch in der Planungsphase. Beim Rewe Logistikzentrum in Eitting sind die Vorbereitungen schon abgeschlossen. "Derzeit ist aber noch nicht absehbar, wann entsprechende Kontingente an Impfstoffen zur Verfügung stehen würden", heißt es dort, "womöglich hat die staatliche Impfkampagne zu diesem Zeitpunkt dann schon deutlich an Fahrt aufgenommen, was eine eigene Unternehmensinitiative obsolet machen könnte". Beim Erdinger Weissbräu wurden die Mitarbeiter bereits über das interne Schulungssystem aufgeklärt. Etwa 200 Mitarbeiter hätten sich zu einer Impfung bereit erklärt, ist zu erfahren. Für die Impfungen wurden zwei Kabinen aufgebaut. In einer sollen die Mitarbeiter die Spritze bekommen, in der anderen sollen sie mögliche Reaktionen abwarten. In nur drei Tagen könnte die Impfaktion bei der Brauerei abgeschlossen sein, sagt Geschäftsführer Stefan Kreisz. "Die Impfaktion ist ein Service für unsere Mitarbeiter, damit sie geschützt sind. Gleichzeitig tragen wir dazu bei, dass die Impfquote nach oben geht und somit auch Biergärten und Gastronomie allgemein schneller wieder öffnen können." Daher hofft er, dass möglichst schnell begonnen werden kann.

Beim Logistikunternehmen ITG in Schwaig wurde in Zusammenarbeit mit der Muttergesellschaft ein Impfkonzept entwickelt. Zusätzlich zur stationären Impfung baut das Unternehmen ein Impfmobil auf. Es soll bei kleineren Standorten und später bei anderen Firmen eingesetzt werden können. Ein Speziallastwagen wird dafür umgerüstet. Bei ITG rechnet man damit, dass sich bis zu 70 Prozent der Mitarbeiter impfen lassen würden. Das bedeutet für den Standort Schwaig 600 Geimpfte. Auch hier soll die Impfaktion innerhalb weniger Tage über die Bühne gehen. "Wir hoffen, so schnell wie möglich starten zu können", sagt Unternehmenssprecher Thomas Bogner, "in Abhängigkeit von der Impfstoffbelieferung rechnen wir mit einem Beginn Anfang Juni, wären aber auch früher einsatzbereit." Generell sei der Aufwand zu impfen am Arbeitsplatz wesentlich geringer, Wege und Wartezeiten entfallen. So trage man zu einer schnelleren Umsetzung bei und entlaste das öffentliche System.

Es gibt aber auch Kritik an der Idee, dass die Betriebsärzte impfen sollen. Die Priorisierung werde so umgangen und kleine Unternehmen würden außen vor gelassen. "Auch wenn die Impfkampagne an Geschwindigkeit aufnimmt, und die Lage innerhalb Bayerns sehr unterschiedlich ist, warten immer noch viele Menschen aus Risikogruppen dringend auf eine Impfung", sagt Matthias Jena, Vorsitzender des DGB Bayern. "Solange Impfstoff knapp ist, darf keine Überholspur auf ihre Kosten geschaffen werden." Es dürfe nicht dazu kommen, dass der Zeitpunkt der Impfung vom jeweiligen Arbeitgeber und nicht von der Zugehörigkeit zu einer Risikogruppe abhänge.

Weißbräu-Geschäftsführer Stefan Kreisz sieht keine Probleme. "Es wird den Moment geben, in dem mehr Impfstoff da ist, als über die Priorisierung vergeben wird." Sein Unternehmen wolle auf keinen Fall "jemand anderem etwas wegnehmen, wir wollen keinen Sonderweg gehen oder uns vordrängeln." Ähnlich äußert sich auch Thomas Bogner von ITG: Man müsse sowieso darauf warten, dass den Betriebsärzten Impfstoff zugeteilt werde, "wir nehmen niemandem eine Impfdosis weg".

© SZ vom 12.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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