Corona im Landkreis Erding:Die vierte Welle rollt an

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Die aktuelle Sieben-Tage-Inzidenz ist mit 317,5 deutlich über dem bayernweiten Wert. Das Landratsamt verschärft die Corona-Regeln für den Landkreis. Ärzte appellieren, sich impfen zu lassen

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Die vierte Corona-Welle ist auch im Landkreis Erding angekommen. 441 neue Covid-19-Fälle hat es nach Angaben des Robert Koch Instituts (RKI) in den vergangenen sieben Tagen im Landkreis gegeben. Diese Woche bis Mittwoch 144, wie das Landratsamt Erding schreibt. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag am Mittwoch bei 317,5. In Bayern ist sie nur bei 228,4. Das Landratsamt hat deshalb die Arbeitsaufnahme des Coronakrisenstabes angeordnet, der ab sofort wieder täglich zusammentritt. Zudem gelten einige der am Mittwoch Staatsregierung beschlossenen verschärften Corona-Regelungen bereits ab Donnerstag im Landkreis. Alle Einrichtungen, Veranstaltungen, die bisher nach 3 G-Regeln (geimpft, genesen, getestet) zugänglich sind, sind nur noch 2G zugänglich. Menschen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können, sind von dieser Regelung ausgenommen. Ausgenommen werden auch die Gastronomie, Beherbergungsunternehmen und körpernahe Dienstleistungen. Hier wird die 3G plus Regel (negativer PCR-Test) angewandt.

"Dass wir so hohe Fallzahlen haben, kann man sich nicht genau erklären. Das ist kein spezifisches Erdinger Problem, sondern offenbar vollzieht sich die Virusweitergabe scheinbar auch ein bisschen regional", sagt Markus Marschall, Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbands Erding. Sorge bereitet ihm die immer noch große Zahl nicht geimpfter Menschen in mittleren Jahren.

Diese Sorge teilt angesichts der hohen Auslastung der Intensivstation am Klinikum Erding Jörg Theisen, der stellvertretende Ärztlicher Direktor am Klinikum. "Mein Appell ist: Lassen Sie sich impfen - nahezu alle schwerstkranken Patienten auf der Intensivstation sind ungeimpft. Mit einer Impfung kann das Risiko eines schweren Erkrankungsverlaufes nachweislich minimiert werden." Im Klinikum werden derzeit 18 Covid-Patienten behandelt. Zehn auf der Isolierstation und acht auf der Intensivstation. Sie müssen beatmet werden.

Das Klinikum wurde bereits zu Beginn der Corona-Pandemie mit zusätzlichen Beatmungsgeräten ausgestattet, wie Claudia Fiebrandt-Kirmeyer von der Pressestelle des Landratsamtes mitteilt. Die überwiegend ungeimpften Patienten auf der Intensivstation seien laut Jörg Theisen heute im Vergleich zum Vorjahr deutlich jünger und würden deutlich länger beatmet. Somit sei die Verweildauer insgesamt länger und die Kapazitäten auf der Intensivstation werden immer knapper. Mittlerweile seien zunehmend die Altersgruppe zwischen 40 und 60 und insbesondere auch Menschen ohne Vorerkrankungen betroffen.

Die Neuinfektionszahlen sind in den vergangenen Wochen kontinuierlich gestiegen, wie dem RKI-Bericht zu entnehmen ist. 154 neue Covid-19-Fälle gab es in der Kalenderwoche 40 (4. bis 10. Oktober). Zwei Wochen später (18. bis 24. Oktober) hat es dann den ersten größeren Infektionsschub laut RKI gegeben. Die Gesamtzahl der neu Infizierten ist auf 338 gestiegen. In der vergangenen Woche der nächste massive Anstieg: 537 neu mit Covid-19 infizierte Personen im Landkreis.

Jeder fünfte (109/20,3 Prozent) Neuinfizierte war in der vergangenen Woche unter 20 Jahre alt. Bei den 20- bis 39-Jährigen hatte es 165 neue Covid-19-Fälle gegeben: 30,7 Prozent. 181 Infizierte waren zwischen 40 und 59 (33,7 Prozent) und zwischen 60 und 69 insgesamt 42 (7,8 Prozent). Bei den 70- bis 79-Jährigen hatte es 21 neue Fälle gegeben (3,9 Prozent und bei den über 80-Jährigen 19 (3,5 Prozent).

Über die 2G-, beziehungsweise 3G-Plus-Regelung hinaus gilt von Donnerstag an in Erding FFP2-Maskenpflicht, wo bisher OP-Maskenpflicht galt, wie das Landratsamt schreibt. "Es besteht jetzt dringender Handlungsbedarf, die Lage ist sehr ernst. Ich danke allen, die sich bisher schon vorbildlich an die Vorgaben gehalten und sich auch zu einer Impfung entschlossen haben. Dies gilt in besonderem Maße für Ärzte und Pflegekräfte, die in diesen Tagen mit besonders großen Herausforderungen konfrontiert sind", sagt Landrat Martin Bayerstorfer.

© SZ vom 04.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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