Corona im Landkreis Erding:Alle Intensivbetten belegt

Intensivpflege Fachkraft Kreisklinik Ebersberg

Die vierte Welle rollt und die Intensivstationen - hier ein Bild aus Ebersberg vom vergangenen Jahr - sind vielerorts wieder voll belegt.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

In Erding, Freising und Ebersberg sind aktuell keine Plätze auf den Intensivstationen frei. Der Ärztliche Leiter der Krankenhauskoordinierung gibt jedoch Entwarnung: "Die Akutversorgung ist gesichert."

Von Florian Tempel, Erding

Wer sich dieser Tage die Bayernkarte des Intensivregisters im Internet anschaut, kann einen ziemlichen Schreck bekommen. Das Robert-Koch-Instituts gibt hier in Zusammenarbeit mit dem Intensivmedizinerveband DIVI einen Überblick, wie stark die Intensivstationen belegt und wo noch Betten frei sind. Rund um München sieht es nicht gut aus. Fast alle Landkreise sind tiefrot eingefärbt. Fährt man mit dem Mauszeiger über die Flächen ploppt für Erding, Freising und Ebersberg die gleiche Information auf: "Anteil der freien Betten an der Gesamtzahl der Intensivbetten: null Prozent."

In Erding sind laut den DIVI-Daten 19 von 19 Plätze auf den Intensivstationen belegt, in Ebersberg sind es 18 von 18 und in Freising zwölf von zwölf. Rainald Kaube, der Ärztliche Leiter der Krankenhauskoordinierung im Rettungsdienstbereich Erding-Freising-Ebersberg gibt jedoch Entwarnung: "Die Akutversorgung ist gesichert." Bei Bedarf werden Patienten aus Erding, Freising oder Ebersberg eben in andere Krankenhäuser verlegt. In ganz Bayern gab es, Stand Montag, noch 370 freie Intensivbetten. "Wir sind in der vierten Welle", sagt Kaube, aber "wir sind von dem, was umgangssprachlich ein Katastrophenfall genannt wird, weit entfernt."

Die hohe Auslastung auf den Intensivstationen liegt nicht nur an Corona. Der Anteil der Covid-19-Intensivpatienten betrug am Montag laut dem Daten des Intensivregisters sieben von 49, das sind etwa 14 Prozent. Die Corona-Inzidenzwerte sind zuletzt wieder deutlich gestiegen und haben sich binnen einer Woche etwa verdoppelt. Es sei jedoch so, wie vorhergesagt, dass der Anteil der schwerkranken Covid-19-Patienten prozentual geringer ist als in den vorausgegangenen Wellen, sagt Kaube.

Der Erdinger Anästhesist ist schon seit drei Wochen wieder zurück auf seinem Posten als Krankenhauskoordinator. Das bayerische Gesundheitsministerium hat, wie Kaube findet, vorausschauend und rechtzeitig die bereits bekannten Strukturen der Krankenhauskoordinierung reaktiviert. Schon in den drei Coronawellen zuvor war er für die Abstimmung der Kliniken in Freising, Erding und Ebersberg verantwortlich. Wesentlich war und ist für seinen Job aber die Kooperation in ganz Oberbayern und, falls es sein muss, darüber hinaus. In Oberbayern gibt es sieben Rettungsdienstbereiche und ebenso viele Krankenhauskoordinatoren. Es sei ein eingespieltes Team, erklärt Kaube, denn alle sechs oberbayerischen Kollegen sind die gleichen wie bei den vergangenen Monaten. "Wir kennen uns und wir können miteinander - das ist ein Riesenvorteil."

Kaube findet "die Aussage, kein Intensivbett frei, nicht richtig". Er würde die Lage lieber so ausdrücken: "Es gibt weniger freie Betten als vor Beginn der vierten Welle." Dass in einzelnen Kliniken alle Plätze auf der Intensivstation belegt sind, werde zwar "vor Ort" als bedrohlich wahrgenommen. Wenn gleichzeitig aber andernorts noch Kapazitäten vorhanden sind, können Patienten dorthin verlegt werden. "Man muss sich derzeit mehr abstimmen", sagt Kaube. Und wenn es ganz eng wird, habe jedes Krankenhaus auch noch ausgearbeitete Notfallpläne, wie man zusätzliche Intensivbehandlung möglich machen kann - indem zum Beispiel Beatmungsgeräte aus OP-Sälen genutzt werden. "Man trifft überall Vorkehrungen und macht sich Gedanken", sagt Kaube, aber "aktuell ist Regelversorgung".

Über eines müssten sich die Menschen auch in tiefroten Landkreisen keine Sorgen machen: "Jeder, der in eine Klinik muss, kommt da auch rein." Für die Akutversorgung seien alle Krankenhäuser geöffnet und gerüstet. Und für die eventuell nötigen Weiterverlegungen in ein andere Klinik gebe es ja ihn und die anderen Krankenhauskoordinatoren. "Dafür gibt es diese Strukturen."

Die Klagen von Intensivmedizinern, dass Personalmangel die Arbeit weiter erschwere, kann Kaube für seinen Bereich nicht bestätigen. Die Zahl der Pflegekräfte sei "zuletzt nicht viel weniger geworden als vorher". Es sei "ein Dauerproblem", mit dem man seit Jahren leben müsse. "Wir haben immer schon zu wenige Pflegekräfte".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: