Süddeutsche Zeitung

Corona im Landkreis Erding:Ärztlicher Leiter des Impfzentrums ausgewechselt

Feuerwehrleute wurden geimpft, während mehrere Senioren über 80 Jahre leer ausgingen. Sieben-Tage-Inzidenz bei 94,8

Von Regina Bluhme, Florian Tempel, Erding

Das Impfzentrum Erding hat mit Herrmann Schöberl einen neuen ärztlichen Leiter. Seinen Vorgänger hat das Landratsamt auf Betreiben des Roten Kreuzes von seinem Amt entbunden, nachdem sich mehrere Senioren beim BRK-Kreisverband, der das Zentrum betreibt, beschwert hatten. Sie hatten laut BRK-Kreisgeschäftsführerin Gisela van der Heijden vergeblich am Zentrum auf eine Impfung gewartet, während dort mehrere Feuerwehrleute geimpft wurden.

Sie habe nichts dagegen, dass Feuerwehrleute geimpft würden, betont van der Heijden, aber zuerst einmal sollte doch Personen der ersten Priorität zum Zuge kommen. Dass kürzlich einige Senioren mit über 80 Jahren nach längerer Wartezeit wieder unverrichteter Dinge nach Hause geschickt werden mussten, sei "ein gravierender Fehler" gewesen. Allerdings verteidigt sie die umstrittene Impfung von CSU-Kreisrat Jakob Schwimmer, 71 Jahre, der die erste Impfung im Landkreis erhalten hatte - und nicht unter die höchste Priorisiertengruppe fällt. Sie verweist auf die Vorbildfunktion von Schwimmer, "der öffentlich gezeigt hat, dass auch Schwerkranke sich impfen lassen können und sollen".

Lob gibt es für den betrieblichen Leiter des Zentrums, Christian König. "Er macht einen Topjob", so van der Heijden. Momentan herrscht beim Impfen Zwangspause, an diesem Samstag soll es weitergehen. Die Anmeldungen laufen weiter, momentan erreichten das BRK täglich um die 300 Anrufe. Eine Erleichterung erhofft sich das BRK von der Installation einer Anmeldesoftware, die am 20. Januar starten soll.

Zu den bestätigten Covid-19-Fällen im Landkreis Erding sind seit Dienstag 83 neue Fälle dazu gekommen, teilte das Landratsamt mit. Das Robert-Koch-Institut gibt die Sieben-Tage-Inzidenz für den Landkreis Erding mit 94,8 an. Aktuell gelten 591 Personen als infiziert. Im Klinikum Erding werden derzeit 27 Covid-19-Erkrankte behandelt, davon 24 auf der Isolierstation und drei auf der Intensivstation, von denen einer beatmet wird.

Rainald Kaube, der Ärztliche Leiter der Krankenhauskoordinierung für die Landkreise Erding, Freising und Ebersberg, bittet um Verständnis, dass die Krankenhäuser so gut es geht entlastet werden: "Die Sicherstellung der Notfallversorgung aller PatientInnen, mit oder ohne Covid-Erkrankung, oberste Priorität."

Angesichts der Corona-Ausbruchs in der Klinik Wartenberg kurz vor dem Jahreswechsel ist nun vom Gesundheitsamt Erding für diesen Samstag eine Reihentestung aller Patienten und Beschäftigten angeordnet worden. Die Tests werden von einem externen Dienstleister vorgenommen. Die Ergebnisse sollen bis Montag Morgen vorliegen. Es sei davon auszugehen, dass "wie bei jeder Reihentestung, potenziell weitere positive Fälle erfasst werden". Auf Anraten von Rainald Kaube sind deshalb am Donnerstag vorsorglich zwölf Covid-19-Patienten in andere Krankenhäuser verlegt worden, damit es bei weiteren Infektionen beim Personal und durch Quarantäneregelungen nicht zu Engpässen bei der Versorgung der Patienten kommt. Da die Lage in den Krankenhäusern der Umgebung angespannt sei, wurden die Wartenberger Patienten auf sechs Kliniken in Oberbayern verteilt. Die Klinik Wartenberg hat künftig wieder nur eine Corona-Isolierstation für maximal 20 bis 25 Patienten. Die Station war eigentlich dazu vorgesehen, die Krankenhäuser in der Umgebung zu entlasten.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5167549
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 08.01.2021
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.