Süddeutsche Zeitung

Corona im Landkreis Erding:Ärzte raten zur Impfung

Rainald Kaube: Es gibt keinen schlechten Impfstoff

Von Antonia Steiger, Erding

Noch ist unklar, ob die Erdinger am Montag einfach so zum Shoppen gehen können oder ob sie dafür einen Termin benötigen. Das hängt laut den Beschlüssen der Ministerpräsidentenkonferenz davon ab, ob die Sieben-Tage-Inzidenz unter oder über 50 liegt. Am Donnerstag lag sie bei 47,0 - mit leicht steigender Tendenz. Unter 50 darf der Einzelhandel Kunden in Abhängigkeit von der Verkaufsfläche bedienen, über 50 wird das Termin-Shopping eingeführt, dann muss man sich anmelden und bekommt einen Termin. Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) lobte in einer Stellungnahme am Donnerstag die Ministerpräsidenten dafür, dass sie die Zusage eingehalten hätten, "für viele Bereiche Perspektiven" aufzuzeigen.

Kontaktbeschränkungen können im Landkreis von Montag an gelockert werden, das gilt Bayerstorfer laut seiner Pressemitteilung als sicher, denn der Inzidenzwert im Landkreis liege "weit unter 100". Erlaubt sind dann private Zusammenkünfte zwischen zwei Haushalten mit maximal fünf Personen, Kinder unter 14 werden nicht mitgezählt. Auch eine Öffnung von Museen und Erleichterungen beim gemeinsamen Sporttreiben an der frischen Luft seien wieder möglich, teilt das Landratsamt mit. Welche Öffnungen bei Schulen und Kindertagesstätten künftig möglich sind, hängt von den Entwicklungen bei den Neuinfektionen ab. Von Mittwoch auf Donnerstag registrierte das Landratsamt elf neue Fälle, die Betroffenen waren zwischen 11 und 58 Jahre alt. Vier neue Fälle traten in Erding auf, zwei in Bockhorn und je einer in Dorfen, Eitting, Langenpreising, Neuching und Wartenberg. Die Zahl der Genesenen stieg um vier Personen auf 5025, damit galten 150 Personen als infiziert, einen Tag zuvor waren es 143. Im Klinikum Erding wurden am Donnerstag elf Covid-19-Erkrankte behandelt, davon acht auf der Isolierstation und drei auf der Intensivstation, die alle drei auch beatmet werden mussten.

Am Klinikum Erding werden auch Patienten behandelt, die mit der britischen Mutation des Coronavirus infiziert sind, wie der Ärztliche Direktor Lorenz Bott-Flügel am Mittwoch bei einer Pressekonferenz sagte. Am Mittwoch lagen drei Patienten mit der britischen Variante im Klinikum, einer mit einem schweren Verlauf. "Den anderen beiden geht es blendend." Aufgrund der bislang geringen Fallzahlen könne er keine Aussage darüber treffen, ob mit der britischen Variante allgemein schwerere Verläufe zu erwarten seien. Er sei sich aber sicher: In drei Wochen werde es nur noch diese Variante geben. Bott-Flügel äußerte sich auch zu den Risikofaktoren für einen schweren Verlauf. Diese Patienten seien meist deutlich älter als 75 Jahre, und sie litten häufig an Begleiterkrankungen wie Bronchitis, Herzmuskelschwäche oder Bluthochdruck. Auch Adipositas gehöre dazu. Mit einem Bodymass Index von mehr als 35 steige das Risiko auf einen schweren Verlauf. Auch das Geschlecht spielt eine Rolle: Es seien deutlich mehr Männer an den Folgen einer Corona-Erkrankung gestorben als Frauen. Besonders die schweren Verläufe bereiten den Ärzten große Sorgen, auch wenn dazugelernt worden sei, wie die Erkrankungen zu behandeln seien. Wenn jemand aber beatmet werden muss, sinken seine Überlebenschancen auf 50 Prozent, wie Bott-Flügel sagte. Das hat man sich im Klinikum zum Anlass genommen, Angehörige von Patienten noch einmal ins Krankenhaus zu rufen, bevor ein Patient an die Beatmungsmaschine müsse. Denn keiner wisse, welchen Verlauf die Krankheit dann nehme.

Unterdessen gehen die Impfungen weiter, am Donnerstag teilte das Landratsamt mit, dass 11 076 Impfungen verabreicht worden seien, 4302 Bürgerinnen und Bürger sind demnach schon zweimal geimpft. Bei einer Pressekonferenz im Landratsamt ermutigte Rainald Kaube, Ärztlicher Leiter in der Führungsgruppe Katastrophenschutz, die Bürger dazu, sich impfen zu lassen. Die Debatte um die Qualität der Impfstoffe sei nicht nachvollziehbar. "Es gibt keinen schlechten Impfstoff", sagte Rainald Kaube.

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SZ vom 05.03.2021
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