Süddeutsche Zeitung

Party trotz Corona:Clubs feiern das zweite Comeback

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Das "Weekend" in Erding und das "Heizwerk" in Dorfen verzeichnen hohe Besucherzahlen nach der Wiedereröffnung.

Von Emily Bader , Erding/Dorfen

Wummernde Bässe, tanzende Menschenmassen und feiern bis in die Morgenstunden: Was für viele junge Menschen normalerweise fester Bestandteil eines gelungenen Wochenendes ist, wurde während der Corona-Pandemie zu einem seltenen Genuss. Nach einer monatelangen Zwangspause sind die Clubs in Erding und Umgebung nun wieder geöffnet - und gut gefüllt, berichten die Betreiber der Diskotheken "Weekend" und "Heizwerk" in Erding und Dorfen.

Bereits zum zweiten Mal feiern die Clubs und Diskotheken in Bayern ihr Corona-Comeback. Die letzte von der Politik verordnete Schließungsphase dauerte monatelang an, bis sie am 3. März, endete - trotz der aktuell in die Höhe schnellenden Corona-Zahlen. Im Weekend in Erding hätten die Menschen trotz der Pandemie ausgelassen die Wiedereröffnung gefeiert, erzählt David Ritter, der Betreiber des Clubs. "Wir sind immer gut besucht, da hat sich nichts geändert."

Das Heizwerk in Dorfen kennt den Betrieb nur unter Corona-Bedingungen: Die Diskothek auf dem Gelände des "Tonwerk" öffnete am 3. März zum ersten Mal ihre Türen für Nachtschwärmer aus Dorfen und Umgebung. Die Geschäftsführer Michael Lanzinger und Andreas Wagner konnten sich ebenfalls über einen großen Besucherandrang freuen: "Es war viel los, die Stimmung war gut."

"2G-Plus ist momentan kein Hindernis, weil ohnehin so viele Leute geimpft sind."

In den bayerischen Clubs gilt aktuell die 2G-Plus-Regel. Zutritt haben demnach entweder Geboosterte, also Menschen mit drei Corona-Impfungen oder zweifach Geimpfte, die sich im Vorhinein testen lassen. "Ohne Pandemie würden wahrscheinlich noch mehr Menschen kommen", vermutet David Ritter. Allerdings würden die Corona-Maßnahmen keinen starken Einbruch der Besucherzahlen im Weekend hervorrufen. Auch Michael Lanzinger und Andreas Wagner betonen: "2G-Plus ist momentan eigentlich kein Hindernis, weil ohnehin so viele der Leute geimpft sind, die zu uns kommen wollen."

Wer vollständig geimpft ist und daher vor dem Feiern einen negativen Test benötigt, kann diesen sowohl im Weekend als auch im Heizwerk direkt vor Ort machen. Selbsttests sind bei der Einlasskontrolle nicht zulässig, doch die Testergebnisse der hauseigenen Teststation seien innerhalb von wenigen Minuten ausgewertet, erklären die Betreiber des Heizwerk. Die Maskenpflicht gilt im Weekend aktuell nicht. Im Heizwerk müssen die Besucherinnen und Besucher beim Anstehen vor dem Club einen Mund-Nasen-Schutz tragen.

Diese Regeln seien von den Gästen auch eingehalten worden, erzählen Michael Lanzinger und Andreas Wagner. Sie würden sich dennoch Gedanken um das Ansteckungsrisiko in ihrem Club machen. Allerdings appellieren sie auch an die Eigenverantwortung ihrer Gäste. "Solange das Krankenhaussystem nicht weiter belastet wird, muss jeder einzelne für sich abwägen, ob es ihm das Infektionsrisiko wert ist." Im Weekend habe es einige Versuche gegeben, ohne Impfung oder Test in den Club zu kommen, sagt David Ritter. Die Betroffenen seien aber sofort aufgefallen und am Eingang abgewiesen worden. "Diese Menschen werden einfach nicht reingelassen. Das ist, wie wenn man noch nicht 18 ist."

"Alle sind froh, ein Stückchen Normalität zurückzubekommen."

Die Feierlaune ihrer Gäste sei trotz Pandemie nicht getrübt, betonen die Betreiber des Heizwerks - eher im Gegenteil: "Das ganze gesellschaftliche Leben hat in der letzten Zeit gelitten. Die Leute freuen sich, dass man jetzt wieder raus kann - und wir auch." David Ritter vom Weekend berichtet Ähnliches: "Alle sind froh, ein Stückchen Normalität zurückzubekommen." Das Tanzen, physische Nähe und laute Musik hätten seinen Gästen sehr gefehlt. "Die Menschen gehen in einen Club, um sich etwas vom Alltag zu lösen". Dieses Erlebnis während der letzten Monate nicht machen zu können, sei für viele ein großer Verzicht gewesen.

Auch das Weekend musste sich in den letzten Monaten im Verzicht üben: Der Club war komplett geschlossen, auch kleinere Veranstaltungen wurden nicht durchgeführt. Angesichts der Entwicklung der Corona-Zahlen rechnet David Ritter damit, dass er auch kommenden Herbst oder Winter wieder für einige Zeit schließen muss. "Ich hoffe es nicht, aber man muss realistisch bleiben." Zwei Jahre lang komme es durch diese Zwangspausen nun schon zu extremen finanziellen Einbußen, betont der Clubbetreiber. "Das kann sich kein Mensch vorstellen." Viel Erspartes sei dadurch aufgebraucht worden, Konsequenzen für die Besucher hätte dies allerdings nicht. Die Eintrittspreise seien gleichgeblieben.

Im Heizwerk wurde die Phase der Schließungen für Umbauten genutzt. Der Club sei schon vor der Pandemie in Planung gewesen, erklären Michael Lanzinger und Andreas Wagner. "Die ersten großen Investitionen waren damals schon getätigt, so dass es kein Zurück mehr gab". Für die kommende Zeit seien sie zuversichtlich, da sich die aktuellen Maßnahmen vor allem an der Auslastung der Krankenhäuser ausrichten würden. "Daher sind wir bei der Omikron-Variante eher optimistisch, dass der Club offen blieben darf." Dennoch hätten sie teilweise die Sorge im Hinterkopf, dass eine neue Virusvariante kommen könnte, die alles wieder verändert.

Der Terminkalender für die nächsten Wochen und Monate ist sowohl im Weekend als auch im Heizwerk gut gefüllt. Am 20. März sollen viele der aktuell geltenden Corona-Regeln fallen gelassen werden. Mit weiteren Lockerungen der Corona-Regeln für Diskotheken rechnet David Ritter allerdings nicht, auch wenn er gerne wieder allen Menschen Zutritt in seinen Club gewähren würde. "2-G-plus in Diskotheken wird bleiben. Definitiv."

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