Coaching-Seminare für Alleinerziehende:Spagat zwischen Familie und Beruf

Coaching-Seminare für Alleinerziehende: Der Schulanfang ist ein Neustart für Schüler, aber auch Eltern. Wer auf Hartz IV angewiesen ist, braucht die Unterstützung auch der Arbeitgeber.

Der Schulanfang ist ein Neustart für Schüler, aber auch Eltern. Wer auf Hartz IV angewiesen ist, braucht die Unterstützung auch der Arbeitgeber.

(Foto: Renate Schmidt)

Agentur für Arbeit und Jobcenter fordern flexible Arbeitszeitmodelle für Eltern

Von Regina Bluhme, Erding

Den ersten Schultag haben die Schulanfänger geschafft, darunter sind im Landkreis Erding etwa fünfzig Kinder, deren Familien Leistungen aus Hartz IV erhalten. Zum Schulbeginn appellieren die Agentur für Arbeit und das Jobcenter Aruso gemeinsam an die Unternehmen der Region, den Eltern durch flexible Arbeitszeitmodelle ebenfalls einen Neustart zu ermöglichen. Für Alleinerziehende bietet das Jobcenter zudem ein eigenes Coaching-Seminar an.

Aktuell leben im Landkreis Erding etwa 520 Familien mit Kindern unter 18 Jahren, die aus verschiedenen Gründen auf Leistungen aus der Grundsicherung für Arbeitssuchende, Hartz IV, angewiesen sind, schreibt das Jobcenter. Einer der Gründe ist laut Aruso-Geschäftsführerin Monja Rohwer, dass Eltern wegen der Kinder nicht vollerwerbsfähig sein können und trotz eines Jobs auf zusätzliche Leistungen angewiesen sind. Bei vielen reiche das Einkommen wegen der hohen Mieten einfach nicht aus.

Unter den circa 520 Familien mit Grundsicherung befinden sich laut Jobcenter rund 330 alleinerziehende Mütter und Väter. Diesen Eltern stellt das Jobcenter in Ulrike Hassenpflug eine eigene Ansprechpartnerin zur Seite. Sie ist die offizielle "Beauftragte für Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt" und berät bei Fragen der Kinderbetreuung, informiert über Möglichkeiten der Ausbildung und Fortbildung und des Wiedereinstiegs in den Beruf.

Im Herbst startet im Auftrag des Jobcenters zum zweiten Mal ein Coaching-Kurs speziell für Alleinerziehende. Bei der Premiere im vergangenen Jahr haben laut Rohwer circa 18 Eltern teilgenommen. 20 Prozent von ihnen hätten im Anschluss eine Anstellung oder einen Ausbildungsplatz gefunden. "Wir sind zuversichtlich, im Anschluss an die Schulungen wieder vielen Kurteilnehmern eine passende Arbeitsstelle vermitteln zu können." In dem Kurs gehe es um die Motivation und die Stärkung des Selbstbewusstseins. "Wer drei Jahre aus dem Beruf raus ist, dessen Ausbildung ist oft auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr verwertbar", sagt Monja Rohwer. Daher stehe in dem Coaching-Seminar auch "das Erkennen von Potenzialen und die Entwicklung neuer Ideen" im Vordergrund. Darüber hinaus werde geübt, wie sich die Teilnehmer richtig präsentierten.

Generell sei der Landkreis Erding bei der Kinderbetreuung gut aufgestellt, lautet Rohwers Erfahrung. "Um den Spagat zwischen Elternsein und Beruf erfolgreich meistern zu können, sind familienfreundliche Rahmenbedingungen in den Betrieben - vor allem flexible Arbeitszeitmodelle - entscheidend", betont sie. Teilzeit, gerade am Vormittag, sei bei Eltern mit kleineren Kindern sehr gefragt. Auch Telearbeit könne "sowohl Betrieben als auch Arbeitssuchenden neue Chancen eröffnen". Homeoffice werde zum Beispiel im Büro- oder IT-Sektor immer mehr angeboten, allerdings lasse sich dieses Modell in Pflege- oder Dienstleistungsberufen mit Schichtdiensten nicht realisieren, räumt Rohwer ein.

Eltern sollten Vorbilder für ihre Kinder sein, "die vermitteln können, dass Lernen und Arbeiten zum Leben gehören", betont Karin Weber, Chefin der Agentur für Arbeit Freising/Erding. Für Arbeitgeber, die gezielt Jobs für Eltern anbieten möchten, gibt es einen gemeinsamen Service von der Agentur für Arbeit Erding und dem Jobcenter Aruso. Dieser stehe Unternehmen beratend zur Seite und stelle auch den Kontakt zu geeigneten Bewerbern her, heißt es in der Pressemitteilung. Der Arbeitgeber-Service ist montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr erreichbar unter der Telefonnummer 0800/4555520.

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