Chopin trifft auf Pink Floyd:Neu vertonter Bilderrausch

Chopin trifft auf Pink Floyd: Das Quartett aus Brüssel hat sich gewissermaßen auf Filmvertonungen spezialisiert. Die Band hat vor ihrer "Koyaanisqatsi"-Version zwei Stummfilme mit eigener Musik verbunden.

Das Quartett aus Brüssel hat sich gewissermaßen auf Filmvertonungen spezialisiert. Die Band hat vor ihrer "Koyaanisqatsi"-Version zwei Stummfilme mit eigener Musik verbunden.

(Foto: OH)

Die belgische Postrock-Band "We Stood Like Kings" spielt ihren eigenen Soundtrack zum 80er Jahre-Filmhit "Koyaanisqatsi". Ein Live-Erlebnis der besonderen Art im Kinocafé Taufkirchen

Von Florian Tempel, Taufkirchen

Godfrey Reggios zivilisationskritische Bildmontage "Koyaanisqatsi" avancierte 1982 mit der Musik des Minimal-Komponisten Philip Glass zum Filmkunsthit. Den Film hat sich damals, vor 36 Jahren, jeder angeschaut, er war absolutes Pflichtprogramm. Er war ja auch schon deswegen so ganz anders als alles andere, weil in den 82 Minuten keine Dialoge vorkommen. Der Film besteht aus aneinandermontierten, assoziativen Zeitlupe- und Zeitraffer-Bildsequenzen von Städten und vielen Naturlandschaften - und eben Musik. Um was es genau geht, ist nicht so wichtig, es ist auf alle Fälle ein Erlebnis. Anfang Oktober wird man den Film im Kinocafé Taufkirchen noch einmal, und doch ziemlich anders erleben können. Die belgische Postrock-Band We Stood Like Kings hat einen eigenen, neuen Soundtrack geschaffen und spielt ihn live zum Film.

Den ungewöhnlichen Konzert-Film-Abend hat Andreas Greinsberger organisiert. Er hat bislang im Oktober 2017 im Dorfener E 3-Eiskeller einen Postrock-Abend mit Bands 0101 und Far Behind The Sun auf die Beine gestellt, sowie im April die Klezmer-Rock-Band We Are Rinah und der Regensburger Formation Marrow Voltage, die eine Symbiose aus Electronics und live gelooptem Cello boten, nach Dorfen geholt.

Der Sound von We Stood Like Kings ist für Andreas Greinsberger "vielfältig und unverkennbar". Die Gruppe verbinde "instrumentalen Postrock mit progressiven Elementen", wobei "durch die zentrale Präsenz des Pianos" auch der neoklassische Einfluss unüberhörbar sei: "Chopin meets Pink Floyd." Die Bandmitglieder sind Judith Hoorens (Klavier), Philip Bolten (Gitarre), Colin Delloye (Bass) und Mathieu Waterkeyn (Schlagzeug).

Das Quartett aus Brüssel hat sich gewissermaßen auf Filmvertonungen spezialisiert. Die Band hat vor ihrer "Koyaanisqatsi"-Version zwei Stummfilme mit eigener Musik verbunden. "Berlin: Die Sinfonie der Großstadt", ein experimenteller Dokumentarfilm von Walther Ruttmann, aus dem Jahr 1927. Ruttmann konzipierte seinen Film als dokumentarisches Kunstwerk, das die Großstadt Berlin als lebenden Organismus darstellen sollte. Ein zweites Projekt der Kings war die Musik zum Film "Ein Sechstel der Erde", ebenfalls ein sehr spezieller dokumentarischer Film, in dem der Regisseur Dsiga Wertow 1926 die Sowjetunion darstellt.

Der musikalischen Adaption von "Koyaanisqatsi" haben die Postrocker We Stood Like Kings den Titel "USA 1982" gegeben. Seit der Bandgründung 2011 haben die Kings nach eigenen Auskunft mit ihren bislang drei Film-Musik-Projekten weit mehr als 230 Konzerte in 20 Ländern gegeben. Auf ihren Auftritt in Taufkirchen folgen Konzerte in Regensburg, Salzburg, Lyon, Paris und Rotterdam.

"USA 1982" mit "We Stood Like Kings", am Sonntag, 7. Oktober, Kinocafé Taufkirchen, Beginn 20 Uhr. Vorverkauf bei Ticket-Treff Dorfen.

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