Bus und Bahn:Großer Wurf statt Reförmchen

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SPD-Fraktionen mehrerer Kreistage fordern Verbesserungen beim MVV

Von S. Galler, F. Tempel, Erding

Die offiziellen Aussagen sind eher spärlich und wenig konkret: Der Münchner Verkehrsverbund (MVV) arbeitet seit Monaten an einer Tarifreform, um eine gerechtere und durchschaubarere Preisstruktur zu schaffen. Doch offenbar tun sich der dazu eingesetzte Lenkungsausschuss und die Gesellschafterversammlung unter dem Vorsitz von Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) schwer damit, konkrete Verbesserung der aktuellen Tarifsituation zu beschließen.

Das beklagen zumindest die SPD-Fraktionen der Kreistage München, Dachau, Ebersberg, Erding, Fürstenfeldbruck und Starnberg. Sie kritisieren unter anderem, dass viele Ideen, die von Fahrgastverbänden angeregt wurden, nicht Teil der Reform sein werden. So soll das bisherige System mit Ringen, Zonen, Streifen- und Einzelfahrkarten zwar modifiziert, aber im Kern beibehalten werden. OB Reiter hatte schon im November erklärt, eine Tarifreform ähnele der Quadratur des Kreises, sie sei "entweder einfach oder gerecht".

Ulla Dieckmann, Fraktionsvorsitzende der SPD im Erdinger Kreistag, hat vor allem zwei Forderungen: "Der Ausbau des S-Bahn Ringschlusses von Erding zum Flughafen sowie ein durchgängiger 20-Minuten-Takt der S 2 auf dem Streckenabschnitt München-Erding muss oberste Priorität haben." Und für die Zukunft wäre dann noch etwas sehr wünschenswert: "Die Ausweitung des MVV-Tarifs auf den gesamten Landkreis Erding." Konkret heißt das: Auch bei Bahnfahrten von Dorfen, Thann-Matzbach, Walpertskirchen oder Hörlkofen nach München sollten MVV-Tickets gelten. Dieckmann weiß allerdings, dass eine Ausweitung des Tarifgebiets "sehr teuer" komme. Deshalb sieht sie diese Forderung "eher als Vision".

Von den mageren Ergebnissen des Lenkungsausschusses zur Tarifreform zeigten sich die SPD-Politiker nicht gerade begeistert. Auf Zustimmung traf jedoch, dass ein besonders innovativer Vorschlag vorerst nicht realisiert werden soll: Das sogenannte "Be-In-Be-Out-Verfahren", wonach bei jedem Fahrgast durch eine Chipkarte festgestellt wird, in welchem Umfang er den MVV nutzt, soll erst mittelfristig in München umgesetzt werden. "Das lehnen wir total ab, weil hier Bewegungsprofile angelegt werden können, die dem Datenschutz widersprechen", sagte Dieckmann.

Die SPD-Politiker werben hingegen für ihre Forderungen nach einem Flatrate-Ticket nach Wiener Vorbild. In der österreichischen Hauptstadt fährt man für 365 Euro nach Lust und Laune so viel man will mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Die SPD-Politiker glauben zwar nicht, dass eine Flatrate hier so günstig sein könne wie in Wien. Die MVV-Struktur im Großraum München sei ja doch ganz anders als in Wien. Idealerweise sollte der Landkreis mit der Stadt München dabei die Tarifzone Innenraum bilden, die umliegenden Landkreise sollten die Tarifzone Außenraum darstellen. Für den Innenraum wurde als Diskussionsgrundlage ein Jahresabo für 500 Euro vorgeschlagen. Für den Außenraum gab es keine konkrete Preisvorstellung. Dennoch wäre ein MVV-Flatrate nach Ansicht der SPD attraktiv genug, um noch mehr Menschen von der Straße auf die Schiene zu bekommen. Darüber hinaus mahnt die SPD an, dass eine Stadt-Umland-Bahn noch einmal geprüft wird.

© SZ vom 09.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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