Bundestagswahl im Landkreis Erding:Andreas Lenz siegt, aber seine Partei leidet

Die CSU muss auch in Erding starke Einbußen hinnehmen, während die SPD wieder zulegen kann. Die Grünen und Freien Wähler gewinnen am deutlichsten gegenüber 2017 dazu. AfD und Linke verlieren

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Auch wenn das Landratsamt Erding diesmal die Federführung, die Wahlleitung bei der Bundestagswahl 2021 inne hatte: die Musik spielte auch diesmal im Landkreis Ebersberg, der zusammen mit Erding den Wahlkreis 213 bildet. 26 Parteien waren am Sonntag zur Wahl angetreten. Und zehn Direktkandidaten für ein Bundestagsmandat. Nur zwei von ihnen leben im Landkreis Erding: Birgit Obermaier (FW) und Peter Junker (AfD). Beide hatten aber keine Chance und wie erwartet holte erneut Andreas Lenz für die CSU das Direktmandat. 2017 hatte er noch 48,71 Prozent der Stimmen erhalten, diesmal nur noch im Landkreis Erding 43,45 Prozent. Noch schlimmer erwischte es die CSU. Sie kam nach 39,8 Prozent 2017 nur noch auf 34,18 Prozent.

Schon früh am Abend hatte es sich abgezeichnet, dass Andreas Lenz auch diesmal das Direktmandat holen würde. Und dass sich der Trend im Bundesgebiet auch im Landkreis Erding durchsetzt: Stimmengewinne bei den Grünen (plus 2,89 Prozent), SPD (2,99 Prozent) und FDP (0,69 Prozent) - wenn auch in geringeren Umfang, und Verluste bei der AfD (minus 5,18 Prozent) und bei der Linke (- 2,92 Prozent). Prozentual gesehen der größte Gewinner sind die Freien Wähler im Landkreis. Sie gewannen gegenüber der Wahl vor vier Jahren 6,80 Prozent dazu und kommen jetzt bei den Zweitstimmen auf 10,33 Prozent. Dazu kann Politikneuling Birgit Obermaier von den Freien Wählern einen Achtungserfolg erzielen. Obwohl siew sozusagen einen "Eine-Frau-Wahlkampf" machte, zahlte sich der aus: sie erzielte mit 9,22 Prozent ein respektables Ergebnis für ihre Partei und schaffte damit ein besseres Ergebnis als Direktkandidatin als zum Beispiel Marc Salih von der FDP (7,11 Prozent).

Bundestagswahl im Landkreis Erding: 100 334 Wahlberechtigte zur Bundestagswahl gab es Sonntag im Landkreis Erding. 82,72 Prozent von ihnen gaben ihre Stimme ab.

100 334 Wahlberechtigte zur Bundestagswahl gab es Sonntag im Landkreis Erding. 82,72 Prozent von ihnen gaben ihre Stimme ab.

(Foto: Renate Schmidt)

"Für mich ist das Ergebnis ein riesiger Vertrauensbeweis", sagt Birgit Obermaier. Damit habe sie nicht gerechnet und das sporne sie an, weiter in der Politik tätig zu sein. Sie habe festgestellt, dass es viele Bereiche in der Gesellschaft gebe, die ihrer Meinung nach in der Politik vernachlässigt würden, vor allem auch bei der Landwirtschaft.

Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) zeigte sich vor allem von der hohen Wahlbeteiligung erfreut, die bei der Bundestagswahl 2021 bei rund 82,72 Prozent lag. Vor vier Jahren hatte sich noch bei etwas mehr als 75 Prozent gelegen. Beim Bundesergebnis habe er auf 28 Prozent für CDU/CSU getippt und 25 für die SPD. Bundesweit lag die SPD nach den letzten Zahlen gegen Redaktionsschluss aber mit knapp einem Prozent vor der Union.

Erdings Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) zeigte sich besorgt darüber, dass es zwischen der Erststimme für den CSU-Direktkandidaten Andreas Lenz und den Zweitstimmen für die Partei einen große Differenz gibt: fast zehn Prozent. Darüber müsse die CSU nachdenken. Das sei aber nicht Aufgabe der Partei vor Ort, sondern auf Landesebene. In der Großen Kreisstadt schafft die CSU sogar nur 31,73 Prozent. Andreas Lenz kam auf 40,21 Prozent. In keiner anderen Kommune im Landkreis hatte er so wenig Stimmen. Nur in Ottenhofen war sein Ergebnis mit 40,75 Prozent fast gleich schlecht.

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Einen deutlichen Dämpfer muss die AfD im Landkreis Erding hinnehmen: kam sie 2017 noch in allen 26 Gemeinden auf mehr als zehn Prozent, sind es jetzt wohl nur noch Berglern, Eitting, Hohenpolding, Kirchberg, Taufkirchen und Wartenberg. Am wenigsten Stimmen erhielt sie mit 5,86 Prozent in Ottenhofen.

Ein Teil der Stimmen der AfD könnten zu der neuen Partei "Die Basis" abgewandert sein. Sie war 2020 von Gegnern der staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie und Personen aus der Querdenker-Bewegung ins Leben gerufen worden. Aus dem Stand schaffte sie in Erding 1,55 Prozent. Ihre Direktkandidatin Alexandra Motschmann kam auf 1,67 Prozent. "Die Basis" kam damit auf fast so viel Stimmen wie Die Linke, die auf 2,07 Prozent absackte. Vier Jahre zuvor hatte sie noch 4,99 Prozent erhalten. Mit 1,67 Prozent ließ Motschmann sogar die Direktkandidaten der ÖDP, Charlotte Schmid, und Simone Binder von der Bayernpartei hinter sich. Schmid kam auf 1,52 Prozent, Binder auf 1,20.

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