Bürgermeistergalerie im Erdinger Rathaus:Sie hängen noch

Bürgermeistergalerie im Erdinger Rathaus: Die Vorgänger dürfen bleiben, wo sie sind, und werden nicht aus dem Rathausflur vor dem Büro OB Max Gotz verbannt.

Die Vorgänger dürfen bleiben, wo sie sind, und werden nicht aus dem Rathausflur vor dem Büro OB Max Gotz verbannt.

(Foto: Renate Schmidt)

Fast wären die Bilder dem Brandschutz zum Opfer gefallen

Von Regina Bluhme, Erding

Die Gemäldegalerie der Altbürgermeister ist der Klassiker in jedem Rathaus. In Erding wäre es mit der schönen Tradition jetzt beinahe vorbei gewesen. Fünf Porträts sollten aus Brandschutzgründen abgehängt werden. Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) tobte - mit Erfolg. Die Gemälde im Flur vor seinem Büro dürfen hängen bleiben.

Es klang dramatisch, was Gotz am Freitag Abend bei einer Vernissage zu berichten hatte: "Ich habe heute Vormittag den Kampf aufgenommen", schilderte der OB das Szenario, das sich zuvor im Rathaus abgespielt hatte. Laut Ansicht eines Brandschutzsachverständigen müssten die Gemälde seiner Vorgänger "aus dem Rathausflur verschwinden", informierte er die Zuhörer. Und legte dann so richtig los: Das könne doch nicht sein, "in einem so altehrwürdigen Gebäude wie dem Erdinger Rathaus aus dem 17. Jahrhundert". Da gehöre eine Gemäldegalerie einfach dazu, "das ist ein unverzichtbarer Klassiker". Es müsse unbedingt eine Lösung gefunden werden. Er werde alle Möglichkeiten prüfen lassen, um seine Vorgänger weiter hängen lassen zu können.

Begonnen hat der ganze Ärger mit einer wichtigen Investition: Die Große Kreisstadt setzt ihr millionenschweres Brandschutzkonzept um. Im Erdinger Rathaus gehen gerade die Handwerker ein und aus. Meterlange Schlitze für Brandmeldeanlagen wurden schon in die Wände gehauen, elektrische Leitungen hängen an der Decke. Darüber hinaus werden Brandschutztüren eingebaut. Dass diese Investition Erding auch die Bürgermeistergalerie kosten sollte, damit hatte niemand gerechnet.

Es waren aber nicht alle Bürgermeisterbilder betroffen. Biegt man im ersten Stock links ab, trifft man auf Sebastian Grundner, der sein Amt im Jahr 1777 antrat, und fünf seiner Nachfolger. Bei den großen Ölporträts in gedrechselten Goldrahmen hatte der Brandschutzgutachter nichts zu beanstande, sagt Christian Wanninger, Pressesprecher der Stadt. Die Gesichter der ordenbehangenen Herren mit zum Teil recht eindrucksvollen Bartwuchs sind zwar kaum noch jemanden bekannt, ihre Namen aber schon. Denn nach allen wurden Erdinger Straßen benannt. Nur Sebastian Grundner wartet bis heute auf diese Ehre, wie Wanninger sagt.

Ins Visier des Brandschutzexperten waren die fünf Gemälde im Flur gegenüber geraten, die den Weg zum Büro von Oberbürgermeister Gotz säumen. Die Galerie beginnt mit Altbürgermeister Max Lehner und vier Nachfolgern.

"Es hat Gespräche gegeben", fasste Wanninger gestern die Verhandlungen von OB Gotz mit den Brandschutzexperten knapp zusammen. Offensichtlich hatten die Vertreter der Stadt gute Argumente. Jedenfalls hat sich der externe Sachverständige überzeugen lassen und dem Verbleib der Portraits zugestimmt, weil "es keine Verbindung zu einer Zündquelle gibt", berichtet Wanninger. Das heißt: In der Wand befinden sich weder Steckdosen noch elektrische Leitungen.

Jetzt bleiben die Erdinger Honoratioren also hängen: Max Lehmer, Max Kraus, Hans Schmidmayer, Alois Schießl und Gerd Vogt blicken in Anzug, Krawatte und Amtskette den Rathausbesuchern entgegen. Auf vier der Porträts hat sich der Erdinger Maler Benno Hauber mit Signatur verewigt. Das Bild von Gerd Vogt stammt von Haubers Sohn Peter Hauber. Wie die Jahreszahlen der Signaturen verraten, wurden manche auch posthum gefertigt. Der direkte Vorgänger von Max Gotz, Karl-Heinz Bauernfeind, hat bis 2008 drei Perioden lang das Erdinger Rathaus geleitet. Ein Porträt für die Galerie hat er noch nicht anfertigen lassen. Aber, so versichert Wanninger, für ein sechstes Bild ist der Platz im Flur auf jeden Fall gesichert - und vom Brandschutzgutachter abgesegnet.

Da kann Oberbürgermeister Max Gotz jetzt nur hoffen, dass sich irgendwann auch noch für ihn ein Plätzchen findet. Brandeilig ist die Sache ja nicht. Wie sich in der Galerie erkennen lässt, waren die Erdinger Bürgermeister in den allermeisten Fällen sehr, sehr lange im Amt. Den Rekord hält übrigens Wilhelm Weindler: 1845 bis 1881.

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