Kommunaler Wohnungsbau:Ästhetisch und bezahlbar

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Der Bewohnergarten hat eine Gemeinschaftsterrasse mit einer Pergola, gleich nebenan gibt es einen Spielplatz und auf der anderen Seite Hochbeete für eigenes Gemüse. (Foto: HOE Architects)

Bei den „Architektouren“ ist in diesem Jahr nur ein Projekt im Landkreis Erding dabei. Dafür ist es ein besonders interessantes: ein Gemeindebau in Buch am Buchrain mit 13 Wohnungen zu günstigen Mieten, mit Tiefgarage, Aufzug und alles komplett barrierefrei.

Von Florian Tempel, Buch

Bei den „Architektouren 2024“ sind am letzten Juniwochenende 216 Projekte in Bayern zu sehen, die beispielhaft zeigen, wie gutes und gelungenes Bauen aussehen kann. Im Landkreis Erding ist nur ein Bauprojekt dabei: die 2023 fertiggestellte kommunale Wohnanlage in Buch an Buchrain mit 13 Wohnungen. Es sind keine klassischen Sozialwohnungen, aber ein Gemeindebau im besten Sinn. Ästhetisch gelungen, funktional durchdacht und mit allen Anforderungen, die moderner Wohnungsbau erfüllen sollte.

Ein Besuch in Buch ist nicht nur etwas für Architekturfans, sondern auch jedem und jeder aus der Kommunalpolitik als Exkursionsziel angeraten. In Buch kann man sehen, was und wie es geht – entgegen dem häufig gehörten Lamento, die Vorgaben der staatlichen Förderprogramme würden den Bau von bezahlbarem Wohnraum eher verhindern als befördern.

„Es ist ein tolles Projekt“, sagt Gottfried Prostmeier, der Leiter der Gemeindeverwaltung, das nur dank eines staatlichen Förderprogramms möglich war. Der Freistaat überwies rund zwei Millionen Euro. Das sei zwar viel Geld, sagt Prostmeier, gleichwohl sei das Gesamtprojekt dennoch ein großer Brocken für eine relativ kleine Gemeinde gewesen. Gelohnt habe es sich aber auf alle Fälle. Die Wohnungen haben günstigere Mieten als am freien Markt üblich und wurden von der Gemeindeverwaltung nach verschiedenen Bedarfskriterien vergeben. Nicht nur das Einkommen spielte eine Rolle, sondern auch die Bindung an den Ort oder etwa eine ehrenamtliche Tätigkeit bei der freiwilligen Feuerwehr.

Der Blick vom Gartenbereich auf das größere der beiden Gebäude der Wohnanlage. (Foto: HOE Architects)

Dass das Architekturbüro HOE Architects den Wettbewerb für die kommunale Wohnanlage klar für sich entschieden hatte, war kaum Zufall. Die Münchner Architekten hatten nicht nur gute Ideen, sondern auch einschlägige Erfahrung. Unweit von Buch hatten sie zuvor bereits eine ähnliche kommunale Wohnanlage für die Gemeinde Wörth realisiert, die im Vorjahr ebenfalls für Architektouren ausgewählt und zudem mit einem Preis für nachhaltiges Bauen ausgezeichnet worden war.

In Buch sind die 13 Wohnungen in zwei Gebäuden untergebracht, die in Massivbauweise mit wärmegedämmten Ziegeln errichtet worden sind. Eines hat drei Etagen, das kleinere über dem Erdgeschoss nur ein weiteres Stockwerk. Ein Laubengang im ersten Stock verbindet die Gebäude. Das ist kein schicker Einfall, sondern eine funktionale Idee. Die vollständig barrierefreie Anlage hat eine Tiefgarage und einen durchgehenden Aufzug. Über den Verbindungsgang sind so alle Wohnungen ohne Hindernis erreichbar.

Die Mischung macht’s – auch bei den Wohnungsgrößen

Die Mischung macht’s auch bei den Wohnungsgrößen. Es gibt zwei Einzimmerappartements, sechs Zweizimmer-Wohnungen, drei mit drei Zimmern und zwei familientaugliche Vierzimmerwohnungen. Den Außenbereich hat die Landschaftsarchitektin Claudia Seidenschwand-Wiesmeier mit einem großzügigen Bewohnergarten gestaltet. Es gibt eine Gemeinschaftsterrasse mit einer Pergola, eine zentrale Rasenfläche und einen Bereich mit Hochbeeten, in denen die Bewohner Gemüse ziehen können. Gleich neben der Wohnanlage liegt ein öffentlicher Spielplatz.

Architektouren 2024, St.-Florian-Ring 39, Buch am Buchrain, Sonntag, 30. Juni, 14 bis 16 Uhr, Treffpunkt im Innenhof der Wohnanlage.

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