Breitbandausbau in Dorfen:Stadtwerke setzen sich gegen Telekom durch

Breitband Ausbau Bad Heilbrunn

Breitband für Wasentegernbach und Grüntegernbach: Das übernehmen jetzt doch dieStadtwerke.

(Foto: Manfred Neubauer)

Da der Weltkonzern seine Verpflichtungen in Dorfen nicht erfüllt, übernimmt die kommunale GmbH.

Von Florian Tempel, Dorfen

Der Breitbandausbau in Dorfen ist eine ganz spezielle Geschichte. Die kommunalen Stadtwerke haben die Sache selbst in die Hand genommen und bauen seit 2015 ein eigenes Glasfasernetz auf. Erst diese Eigeninitiative hat auch die Deutsche Telekom in Dorfen auf den Plan gerufen. Die Telekom sicherte sich im Februar 2015 bei der Bundesnetzagentur völlig überraschend das Recht, die Dorfener Außenorte Schwindkirchen, Grün- und Wasentegernbach mit schnellem Internet versorgen zu dürfen. Sie schnappte damit diese Orte dem Konkurrenten Stadtwerke weg, der seitdem alle anderen größeren Außenorte ausgebaut habt.

Es passiert so gut wie nichts

Doch im Dorfener Telekomland passierte so gut wie nichts - die Telekom ignorierte ihre Ausbauverpflichtung bis Februar 2016 weitgehend. Nur in Schwindkirchen wurde ein Verteilerkasten aufgemotzt, von dem aber nur halb Schwindkirchen profitieren kann. Nun springen die Stadtwerke ein und werden die von der Telekom vernachlässigten Ortsteile an ihr Glasfasernetz anschließen. Spätestens im Mai 2017 soll man in den genannten Orte schnelle Datenleitungen haben.

Die Untätigkeit der Telekom ärgerte nicht nur viele Bürger in Schwindkirchen, Grün- und Wasentegernbach. Während sie warteten, aber bei ihnen nichts vorwärts ging, schlossen die Stadtwerke viele andere Dorfener Außenorte wie Oberdorfen, Zeilhofen oder Watzling an ihr Glasfasernetz an. Die Stadtwerke erfüllten überall dort, wo sie sich zum Ausbau verpflichtet hatten, ihre Aufgaben im geforderten Zeitrahmen von zwölf Monaten.

Dass die Telekom in Grün- und Wasentegernbach nichts machte, durfte aber auch den Stadtwerken nicht gefallen. Sie hätten auch diese Orte nur zu gerne angeschlossen. Weil das weitere Kunden bringt und weil es für einen späteren Breitbandausbau zu den vielen kleinen Weilern und Einöden Dorfens sinnvoll ist. Nach Schwindkirchen haben die Stadtwerke mittlerweile eine Richtfunkstrecke aufgebaut, die schon jetzt einem Teil des Ortes schnelles Internet über die Stadtwerke ermöglicht. Von Schwindkirchen aus werden nun Glasfaserkabel Richtung Wasen- und Grüntegernbach verlegt.

Seltsamer Anruf der Telekom

Die Stadtwerke hatten genau beobachtet, dass die Telekom monatelang nichts tat. So fiel auch auf, dass die Telekom im Februar auf ihrer Internetseite stolz, aber unwahr vermeldete, die drei genannten Orte seien ausgebaut, man könne nun größere Datengeschwindigkeiten buchen. Die Stadtwerke Dorfen legten daraufhin Beschwerden bei der Bundesnetzagentur über die Untätigkeit und die Falschinformationen der Telekom ein. Die Proteste hatten Erfolg. Erst gab die Telekom freiwillig den Ausbau von Wasentegernbach auf. Einige Wochen später wurde die Genehmigung der Telekom für Grüntegernbach behördlich gelöscht. Nun konnten sich die Stadtwerke bei der Bundesnetzagentur wieder für den Breitbandausbau in Grün- und Wasentegernbach bewerben - so wie schon im Februar 2015, als jedoch die Telekom den Zuschlag erhielt.

Nachdem die Stadtwerke Ende Juni die Genehmigung von der Bundesnetzagentur bekommen hatte, rührte sich aber auch die Telekom noch einmal. Ein Unternehmensvertreter meldete sich bei Bürgermeister Heinz Grundner (CSU). Nach Informationen der SZ versuchte er bei ihm mit sonderbaren Argumenten zu erreichen, dass die Stadtwerke freiwillig vom Ausbau in Grün- und Wasentegernbach zurücktreten sollten. Wozu? Die Telekom verspreche dann hoch und heilig, sofort mit dem Ausbau zu beginnen. Und was hätten die Stadtwerke davon? Die würden sich viel Arbeit und Geld sparen.

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