Bomben entschärfen:Erding wartet aufs Räumkommando

Bruck: FLIEGERHORST / Suche nach alter Munition / Blindgaenger / Fliegerbomben

Der Fliegerhorst in Fürstenfeldbruck wurde 2011 bereits auf Blindgänger untersucht. Im Fliegerhorst Erding stehen diese Arbeiten noch bevor.

(Foto: Johannes Simon)
  • Die Bundeswehr verlässt den Fliegerhorst Erding. Die Stadt hat mit der frei werdenden Fläche nun Einiges vor.
  • Im Zweiten Weltkrieg wurde das Areal von den Amerikanern bombardiert. Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass sich im Boden noch Sprengsätze finden.
  • Der Grund wird nun in einem aufwendigen Verfahren untersucht.

Von Thomas Daller, Erding

Allmählich wird's ernst: Die Bundeswehr zieht aus Erding ab und hinterlässt den Fliegerhorst, eine etwa zwölf Quadratkilometer große Fläche. Für dieses Areal hat die boomende Große Kreisstadt Erding Pläne, die von einem neuen Bahnhof, Gewerbeflächen bis hin zur Wohnbebauung reichen. Bevor dort jedoch der erste Keller ausgeschachtet wird, müssen Altlasten beseitigt werden. Denn der Fliegerhorst gilt als Fläche, die mit Kampfmitteln belastet sein kann. 1944 und 1945 wurde das Areal von amerikanischen Flugzeugverbänden bombardiert. Daher ist es naheliegend, dass noch der eine oder andere Blindgänger in der Erde steckt.

Das Procedere steckt noch in den Anfängen. Derzeit ist die zuständige Oberfinanzdirektion (OFD) Niedersachsen mit der Phase A beschäftigt. Dabei handelt es sich um die historische Erkundung der möglichen Kampfmittel und Bewertung. Der Bund hat diese Archivrecherchen aus wirtschaftlichen Gründen bei der OFD Niedersachsen zentral zusammengefasst, wo man eine umfangreiche Datenbank insbesondere mit alten Luftbildern und anderen relevanten Informationen über Bombenabwürfe aufgebaut hat.

Generell ist davon auszugehen, dass die Amerikaner, die den Flugplatz 1945 übernommen haben und später auch die Bundeswehr, bereits Kampfmittel geräumt haben. Nach Angaben eines Sprechers des Bundesamtes für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, liegen jedoch für Erding keine Dokumentationen zu früheren Kampfmittelräumungen vor.

Zuletzt wurde im Jahr 2010 bei Bauarbeiten im Fliegerhorst eine 250-Kilo-Bombe entdeckt und entschärft. Tiefbauarbeiten im Fliegerhorst würden routinemäßig mittels Sondierung durch entsprechendes Fachpersonal begleitet. Im Einzelfall ist dafür das Staatliche Bauamt Freising dafür zuständig, das Spezialfirmen mit der Sondierung und Entschärfung beauftragt.

Sechs bis acht Meter tief können nicht gezündete Bomben ins Erdreich eindringen. Experten gehen davon aus, dass etwa zehn bis zwanzig Prozent der Bomben, die im Zweiten Weltkrieg abgeworfen wurden, zu Blindgängern wurden. Auch wenn schon Zehntausende geräumt wurden, rechnen Fachleute damit, dass bundesweit noch mehr als 100 000 in der Erde stecken.

Zu diesen Spezialfirmen, die sich mit der Sondierung und Entschärfung beschäftigen, zählt die EMC Kampfmittelbeseitigung aus Langenpreising im Landkreis Erding. 2011 haben sie bereits das Gelände des ehemaligen Fliegerhorstes Fürstenfeldbruck erkundet. Zwei Möglichkeiten stehen dafür zur Verfügung: Zum einen ein handgeführtes Magnetometer, das eisenhaltige Gegenstände im Boden aufspürt. Zum anderen die Tiefensondierung, bei der Messgeräte in Bohrungen eingebracht werden. Die Tiefensondierung wird insbesondere verwendet, wenn wegen vieler Leitungen im Boden eine oberflächliche Sondierung nicht möglich ist.

Die Räumung kann dauern

In Fürstenfeldbruck hatte der Grundeigentümer, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) Anhaltspunkte für 25 Blindgänger. Im Vorgriff auf die bevorstehende Rückgabe des Fliegerhorstes Erding an die BImA hat die Bundeswehr im Jahr 2016 die "Erfassung und Erstbewertung von Altlastenverdachtsflächen" in Auftrag gegeben. Derzeit läuft nun die Phase A anhand von Archivrecherchen. Phase B wird dann die technische Erkundung und eine Gefahrenabschätzung sein.

Es folgt Phase C1, ein Räumkonzept mit Ausschreibung und Vergabe. C2 bildet mit der eigentlichen Räumung, der Abnahme und der Dokumentation dann den Abschluss. Nach Angaben eines Bundeswehrsprechers hängt der erforderliche Zeitrahmen von mehreren Faktoren ab; unter anderem auch von den Ergebnissen der einzelnen Untersuchungsphasen. Eine Prognose, wann der Fliegerhorst von Blindgängern geräumt werde, könne man daher noch nicht geben.

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