Bockhorn:Gesammelter Widerstand

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Das Flüsschen Strogn steht eigentlich unter Naturschutz. Die Walpertskirchener Spange soll dennoch durch das FFH-Gebiet gebaut werden. (Foto: Renate Schmidt)

Die BI Walpertskirchener Spange übergibt dem Abgeordneten Lenz eine Unterschriftenliste gegen die aktuelle Planung

Bringt das etwas? Beeindruckt eine Unterschriftliste gegen die geplante Walpertskirchener Spange irgendjemanden in Berlin? Bekommt Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) nicht jede Woche eine ähnliche Liste gegen ein anderes Verkehrsprojekt irgendwo im Land? Die Bürgerinitiative (BI) Walpertskirchener Spange hat 710 Unterzeichner zusammengebracht für ihre Forderung, "dass die Planung der Walpertskirchener Spange Variante Nord sofort eingestellt wird". Die Unterschriftensammlung ist schon eine Zeit lang her. Aber so eine Unterschriftenliste schickt man nicht einfach mit der Post ab. Am Mittwoch nahm sie nun der Bundestagsabgeordnete Andreas Lenz (CSU) bei einem Treffen mit der BI persönlich in Empfang, um sie persönlich nach Berlin ins Verkehrsministerium zu bringen.

Die Wirkung von Unterschriftenlisten ist im Allgemeinen und im Speziellen schwer einzuschätzen. "Wenn ich sie dem Verkehrsminister übergebe", sagt jedoch Lenz (CSU), "ist es etwas Greifbares." Und natürlich komme es dabei darauf an, wie viele Menschen unterschrieben haben. Ein dickes Bündel Papier ist griffiger. 710 Unterschriften seien nicht so wenig, findet Lenz, "wenn man sich die Einwohnerzahl der Gemeinde Bockhorn ansieht, ist das sogar relativ viel". Lenz macht schnell eine Vergleichsrechnung auf: "In der Stadt Erding müssten auf einer Liste dann etwa 7000 Menschen unterschreiben." Er will das bei der Übergabe der Liste in Berlin erwähnen.

Das Treffen mit der BI fand im Freien an der Kirche in Neukirchen statt. Unweit des kleinen Ortes ist für die Walpertskirchener Spange eine 200 Meter lange Eisenbahnbrücke über das an dieser Stelle eigentlich geschützte Flüsschen Strogn geplant. Es wär eine Schneise im 254 Hektar umfassende Areal, das als FFH-Gebiet "Strogn mit Hammerbach und Köllinger Bächlein" geschützt ist. Es zieht sich östlich von Erding am Ufer der Strogn und des Hammerbachs über ungefähr 20 Kilometer Luftlinie von Süden nach Norden entlang.

Das war ein Thema, "das man mir geschildert hat", sagt Lenz. Wie es möglich ist, dass durch ein Naturschutzgebiet gebaut wird, "dem gehe ich natürlich nach", verspricht der Bundestagsabgeordnete. Auch wenn die BI eine Änderung der aktuellen Planung fordert - die Variante Nord ist bereits im Genehmigungsverfahren -, sieht Lenz, dass die Bahnverbindung von der Strecke München - Mühldorf nach Erding und weiter zum Flughafen München nicht generell von der BI als unsinnig angegriffen wird. Dass die Planung noch einmal grundlegend geändert wird, sei kaum zu erwarten. Aber "jenseits der Trassierung" gebe es berechtigte Forderungen und Bedürfnisse der Anlieger, sagt Lenz. Vor allem müsse viel Wert auf Lärmschutz gelegt. Und für den kleinen Weiler Schwarzhölzl, wo die Anwohner zwischen die Gleise geraten, brauche es extra "einen runden Tisch", sagt Lenz.

Auch Hans Handel von der BI Walpertskirchener Spange betont, "dass wir uns nicht nur auf die Ablehnung der Walpertskirchener Spange beschränken", sondern im zweiten Schritt Verbesserungen für die betroffenen Anwohner fordern, insbesondere beim Lärmschutz. Mit der Unterschriftenliste "wollen wir aufzeigen, dass es nicht nur fünf renitente Leute sind, die sich aufregen".

Die BI versucht seit Jahren mit allen Mitteln, Gehör zu finden. Mit Briefen und Schreiben an Politiker und Parteien, mit Petitionen bei Bund und Land. Die Erfahrungen waren allerdings ernüchternd. "Immer wieder war der Tenor der Antworten, dass wir alle unsere Forderungen im Planfeststellungsverfahren vorbringen können", sagt Handel. Das Verfahren läuft mittlerweile und die BI hat nicht den Eindruck, dass sie irgendwie gehört würde. Bei neuerlichen Versuchen, noch auf die Planungen Einfluss nehmen zu können, erhalte man nun die Standardantwort, "warum habt ihr euch nicht schon früher gerührt."

© SZ vom 13.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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