Bildungspolitik:Mehr Unterstützung im Klassenzimmer

Bildungspolitik: Rainer Mehringer, Ulrike Scharf, Michael Oberhofer, Gertrud Eichinger, Ursula Frank-Mayer (von links).

Rainer Mehringer, Ulrike Scharf, Michael Oberhofer, Gertrud Eichinger, Ursula Frank-Mayer (von links).

(Foto: Renate Schmidt)

Die Forderung nach einer besseren Unterstützung für Lehrer zieht sich durch eine Diskussion mit den Landtagskandidaten

Von Philipp Schmitt, Fraunberg

An den bayerischen Schulen herrscht Diskussionsbedarf. Grund- und Mittelschullehrer fehlen, Gymnasiallehrer stehen auf der Straße. Der Ruf nach mehr Unterstützung für Lehrer im Unterricht wird größer. Die Direktkandidaten für die Landtagswahl am 14. Oktober bekamen nun vom BLLV (Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband) die Gelegenheit, sich zu ihren Ideen und Konzepten zu äußeren. Ulrike Scharf (CSU) betonte dabei, sie wolle am "differenzierten bayerischen Schulsystem" festhalten und sich für mehr Lehrerstellen mit guter Bezahlung einsetzen, die Vertreter der anderen Parteien hatten dagegen etliche Verbesserungsvorschläge.

Sabine Wolff moderierte die Diskussion im Gasthaus Rauch in Fraunberg, an der außer Ulrike Scharf auch Rainer Mehringer (FW), Gertrud Eichinger (SPD) und Ursula Frank-Mayer (Grüne) teilnahmen. Zur Sprache kamen unter anderem Ganztagsschulen, die umstrittene Form des Übertritts an weiterführende Schulen, Digitalisierung, Integration und Inklusion. "Es war eine gute Diskussion", so lautete das Fazit von Michael Oberhofer. Er ist Kreisvorsitzender des BLLV, leitet die Mittelschule Isen und sitzt für die CSU im Dorfener Stadtrat und im Kreistag. Scharf nannte Digitalisierung und Inklusion als ihre bildungspolitischen Schwerpunkte. Die frühere Umweltministerin sieht den Landkreis "bildungspolitisch gut aufgestellt", wie sie sagte. Bildung habe in der Region schon seit Kultusminister Hans Zehetmair einen hohen Stellenwert. Sie wolle am "differenzierten bayerischen Schulsystem" festhalten und sich für mehr Lehrerstellen mit guter Bezahlung einsetzen. Die SPD-Kandidatin Eichinger forderte mehr Gemeinschaftsschulen, sie könnten auf gesellschaftliche Veränderungen besser reagieren. Lehrer und Eltern sollten gemeinsam versuchen, das Schulsystem zu verbessern, sagte die dritte Landrätin und dritte Finsinger Bürgermeisterin. Sie wies auf hohe Anforderungen und die starke Beanspruchung von Lehrern vor allem an Grund- und Mittelschulen hin und forderte mehr Entscheidungskompetenz für Schulen und Kommunen. Rainer Mehringer von den Freien Wählern sagte, er wolle das Schulsystem modifizieren und an aktuelle Anforderungen anpassen. Der Stadtrat und Kreisrat aus Erding wies zudem auf die Bedeutung der Erwachsenenbildung hin. Schüler sollten individuell betreut werden und Eltern mehr auf den Rat der Pädagogen hören, findet Mehringer. Es sei ein Umdenken nötig, ein Hochschulabschluss dürfe nicht das Maß aller Dinge sein, sagte der Arbeitsmarktexperte im Hinblick auf den Facharbeitermangel und die Nachwuchssorgen von Handwerkern. Zudem forderte er mehr Lehrerstellen und eine bessere Ausrüstung der Schulen. Ursula Frank-Mayer von den Grünen nannte die Inklusion als ihr wichtiges Thema. Lehrer sollten von Psychologen und Sonderpädagogen in "multiprofessionellen Teams" unterstützt werden. In jede Klasse gehöre der Dorfner Stadträtin zufolge ein zweiter Lehrer. Sie forderte Eltern auf, von den Kindern nicht unbedingt das Abitur zu fordern und deren handwerkliche Fähigkeiten zu schätzen. Frank-Mayer will sich für Chancengleichheit und soziale Gerechtigkeit einsetzen und erreichen, dass sich Schulen künftig ihr Personal selbst aussuchen dürfen.

Scharf teilte zudem mit, dass laut Kultusministerium 1200 Pädagogen durch Zusatzqualifikationen für das Lehramt an den Grund- und Mittelschulen fit gemacht werden sollen. Den Vorwurf einiger Grundschullehrer ("Wir arbeiten mehr und bekommen weniger") nahm sie zur Kenntnis, sie wolle darüber mit bildungspolitischen Experten reden, sagte sie. "Lehrer ist Lehrer", sagte Oberhofer dazu, die Gleichbehandlung von Lehrern aller Schularten sei "eine Urforderung des BLLV". Der frühere Schulamtsleiter Georg Mittermaier schlug ein einheitliches Grundstudium vor der Spezialisierung vor.

Die Grundschullehrerin Alexandra Emrich und der Dorfner Grundschulleiter Thomas Emrich forderten zusätzliche Lehrer und Fachkräfte, die die Pädagogen in den Klassen unterstützen sollten. Auch die Rektorin der Erdinger Grundschule, Barbara Wolff, sah es wegen des hohen Anteils an Schülern mit Migrationshintergrund als erforderlich an, dass Lehrer besser unterstützt werden. Der zweite BLLV-Kreisverbandsvorsitzende und Leiter der Wartenberger Heimvolksschule Michael Braun forderte, dass die Schulen ohne überbordende Bürokratie Budgets erhalten und eigenständig über das Geld entscheiden sollten.

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