Süddeutsche Zeitung

Bildung:"Der Pflichtunterricht ist abgedeckt"

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Die Grund- und Mittelschulen im Landkreis Erding haben für das kommende Schuljahr keinen Lehrermangel. Es kann sogar Wahlunterricht erteilt werden. Bei der Mobilen Reserve könnte es trotzdem zu einem Engpass kommen

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Jedes Jahr bedeuten die Sommerferien auch Stress für Schulleiter und Eltern: Können im folgenden Schuljahr wieder alle Lehrerstellen besetzt werden? Davon hängt viel ab. Zum Beispiel Klassenstärken, ob Wahlunterricht angeboten werden kann oder nicht. Besonders an Grund-, und Mittelschulen greift der Lehrermangel um sich; da müssen auch Beamte, die eigentlich in Pension gehen wollen, schon mal damit rechnen, weiterhin zum Staatsdienst verpflichtet zu werden. Für das kommende Schuljahr 2018/19 gibt Schulamtsdirektorin Marion Bauer aber Entwarnung: "Alle unsere Klassen sind besetzt. Der Pflichtunterricht ist abgedeckt". Auch der Kreisvorsitzende des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbands (BLLV), Michael Oberhofer, stellt fest: "Für das nächste Schuljahr schaut es tatsächlich gut aus".

Im Juli hatte Kultusminister Bernd Sibler geschrieben, dass der Freistaat "genügend Stellen und Finanzmittel zur Verfügung stellen kann, um unsere Grund-, Mittel- und Förderschulen mit Lehrerinnen und Lehrern zu versorgen". Der Minister gab aber auch zu, dass es eine Herausforderung bleibe, die entsprechenden Personen dafür zu finden.

Das Staatliches Schulamt im Landkreis Erding hat deshalb einen Weg außerhalb des Kultusministeriums beschritten. "Wir selbst hatten in den letzten Jahren einen Aushang an der LMU-München, um interessierte Kolleginnen und Kollegen mit Erstem Staatsexamen zu informieren, dass eine zeitliche begrenzte Anstellung möglich ist. Die Resonanz war erfreulich groß, die Rückmeldung der Schulleitungen und Eltern durchwegs sehr positiv. Ich hoffe, dass dieses Vorgehen auch im kommenden Schuljahr wieder möglich ist", teilt die Schulamtsdirektorin Bauer mit. Ansonsten melde man den Lehrerbedarf an die Regierung von Oberbayern weiter. Hier würden Einstellungen auch während des Schuljahres vorgenommen, um die Schulämter weiter zu versorgen.

Dank genügend Lehrern können laut der Schulamtsdirektorin auch Lehrerstunden für Wahlunterricht sowie für "Besonderen Unterricht" zur Verfügung gestellt werden. Letzterer ermögliche es den Schulen, individuelle Arbeitsgemeinschaften als zusätzliches Angebot zu bilden. "Zusätzlich werden Stunden für die Förderung der Schüler mit Migrationshintergrund angeboten. Wir sind also mit Lehrerstunden gut versorgt worden", sagt Bauer. In der Mittelschule habe man den Erdinger Schulen dazu wieder Lehrer aus Realschule und Gymnasium zugewiesen, die eine sogenannte "Zweitqualifikation" absolvieren und damit die Lehrerlaubnis für die Mittelschule erwerben. Bereits einige solcher Bewerber seien im Landkreis erfolgreich tätig, teilt Schulamtsdirektorin Marion Bauer mit.

Bei der "Zweitqualifikation" sieht indes BLLV-Kreisvorsitzender Oberhofer Probleme auf die Schulen zukommen. Bis jetzt habe man noch keine Erfahrungen, wie viele am Schluss tatsächlich an der Mittelschule bleiben würden. Oberhofer fordert, dass endlich Schluss sein müsse mit dem Unterschied zwischen Lehrern an Grund- und Mittelschulen auf der einen Seite und Lehrern an Realschulen oder Gymnasien. Das gehe bin hin zu unterschiedlichen Bezahlungen.

Einen Engpass könnte es aber im Schuljahr 2018/19 dennoch geben. Und zwar bei der sogenannten Mobilen Reserve. In Bayern gibt es sie seit dem Schuljahr 1979/80 zur Deckung des kurzfristigen nicht ganzjährigen Aushilfsbedarfs, insbesondere für Krankheitsvertretungen. Hier zeichnet sich aber ab, so die Schulamtsdirektorin, "dass wir im Bereich der Grundschule Engpässe haben werden, da bereits viele Schwangerschaftsvertretungen zu Schuljahresbeginn abzudecken sind".

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SZ vom 21.08.2018
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