Süddeutsche Zeitung

Biergarten lief, Disco floppte:"Erding ist nicht München"

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Wieder scheitern Pächter in der ehemaligen Schiaßn am Erdinger Volksfestplatz: Die Geschäftsführung des Hunter hat Insolvenz angemeldet. Mit einem neuen Team soll der Betrieb aber bald weitergehen

Von Mathias Weber, Erding

Nach fast einem Jahr ist wieder Schluss: Das Lokal Hunter, die ehemalige Schiaßn am Volksfestplatz, macht aller Voraussicht nach in den kommenden Monaten wieder zu, nachdem drei Gesellschafter im Frühjahr 2016 mit viel Elan und einem guten Plan das Traditionslokal wieder zu alter Größe führen wollten. Sie sind gescheitert: Die Hunter Gastro & Event GmbH hat Ende März einen Insolvenzantrag beim Landshuter Amtsgericht gestellt.

Kalt erwischt aber hat das Matthias Vögele, den Geschäftsführer der Fischer Stiftung, der das historische Gebäude aus dem frühen 20. Jahrhundert gehört, nicht. Es habe sich abgezeichnet, dass der Betrieb nicht läuft wie erhofft. Vögele hat bemerkt, dass zwar der Biergarten vergangenen Sommer gut angenommen wurde, der "Hunter Club", also die Disco, aber wohl nicht die Erwartungen erfüllen konnte. Geplant war neben dem Biergartenbetrieb und dem Club auch Gastronomie, "bodenständige bayerische Küche" wollte man anbieten. Von den ursprünglich drei Pächtern, von denen zwei aus München und einer aus dem Landkreis Erding stammen, ist nur noch einer übrig, mit dem Vögele derzeit Kontakt hat: Thorsten Neumann, der als Geschäftsführer der GmbH angegeben ist und in München eine Eventagentur und Clubs betreibt. Matthias Vögele sagt: "Erding ist nicht München", vielleicht hätten die Betreiber falsche Vorstellungen gehabt. Die Pachten sind günstiger als in der Hauptstadt, der Gewinn im besten Fall größer; aber das Publikum sei eben auch ein anderes in Erding. Das müsse man kennen.

Der Betrieb im Hunter soll erst einmal bis Ostern weitergehen, wie der vom Amtsgericht vorläufig bestellte Insolvenzverwalter, Anwalt Andreas von Gleichenstein, bestätigt. Auf der Facebook-Seite sind allerdings keine weiteren Veranstaltungen mehr eingetragen. Die vor einem Jahr geschaltete Homepage gibt es nicht mehr, die Domain leitet auf die Facebookseite weiter. Das Amtsgericht in Landshut hat Anwalt Gleichenstein ermächtigt, eine so genannte Insolvenzgeldvorfinanzierung durchzuführen. Es geht um 16 000 Euro, die von einer Bank vorgestreckt werden und mit denen für die Monate April und Mai die Gehälter der Angestellten bezahlt werden. Später, nach einer Bearbeitungszeit, übernimmt die Arbeitsagentur diese Kosten. Gleichenstein sagt, dass derzeit 17 Kräfte auf 450-Euro-Basis im Hunter beschäftigt seien; viele von ihnen nur einige Stunden im Monat. Um den Betrieb weiterführen zu können, stehen Gleichenstein schmale 6000 Euro zur Verfügung, etwa für Telefon, Strom, Wasser und Versicherungsbeiträge. Der Rechtsanwalt erstellt nun in den kommenden Wochen ein Gutachten, das über den weiteren Verlauf des Insolvenzverfahrens entscheiden wird. Dass es wohl zu einem solchen Verfahren kommt, davon geht Gleichenstein "nach derzeitigem Stand" aus. Am Montag hat er mit Vögele das weitere Vorgehen besprochen.

Eine lange Zeit ohne gastronomischen Betrieb wird es aller Voraussicht nach nicht geben. "Wenn alle Beteiligten mitspielen", sagt Fischers-Geschäftsführer Vögele, soll schon in wenigen Wochen ein neuer Pächter den Betrieb am Schießfeld weiterführen. Vögele will noch nicht verraten wer es ist, aber er habe schon einen Interessenten an der Hand. Nach Ostern soll es weitere Details geben.

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Quelle:
SZ vom 12.04.2017
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