Süddeutsche Zeitung

Bevölkerung in Erding:Nur noch Platz vier

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Aktuelle Zahlen zeigen: Erding wächst zwar weniger stark als andere Landkreise im Großraum München, trotzdem sollen in 18 Jahren 20 000 Menschen mehr hier leben.

Von Florian Tempel, Erding

Der Landkreis Erding stand in den vergangenen Jahren in den Statistiken zur Bevölkerungsentwicklung immer ganz vorne. Die neuen Zahlen, die der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München zusammengetragen hat, überraschen da etwas: Erding ist nicht mehr die Nummer eins in der Region beim Bevölkerungswachstum. Von 2009 bis Ende 2014 waren die Zuwachsrate in der Stadt München (7,5 Prozent) sowie in den Landkreisen Dachau (6,2 Prozent) und Ebersberg (5,4 Prozent) deutlich größer als in Erding (4,3 Prozent).

Das gleichwohl noch immer starke Einwohnerwachstum in der Region wird nach den Prognosen des Statistischen Landesamts weiter gehen. Der Großraum München ist und bleibt ein Magnet für weiteren Zuzug. Das macht eine Zahl besonders deutlich: Die Bevölkerung des gesamten Freistaats hat von 2009 bis 2014 um etwa 181 000 Menschen zugenommen. Doch 82 Prozent des bayerischen Einwohnerwachstums entfielen allein auf die Region München. Dass die Menschen ganz überwiegend in den Großraum München drängen, zeigt auch ein Blick über die Grenze der Region: Im Erdinger Nachbarlandkreis Mühldorf, der nicht mehr zum Münchner Raum dazugehört, gab es von 2009 bis 2014 überhaupt kein Bevölkerungswachstum.

Die Bevölkerungsprognose bis 2034 sagt die größten künftigen Steigerungsraten bei den Einwohnerzahlen in der Region München für die Landkreise Ebersberg, Dachau und München voraus. Der Landkreis Erding, der 2034 demnach auf 152 000 Einwohner angewachsen sein soll - das sind ungefähr 20 000 mehr als aktuell -, kommt erst an vierter Stelle.

Für den Landkreis Erding hat der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München die Einwohnerentwicklung über zehn Jahre betrachtet. In absoluten Zahlen stieg die Bevölkerung von 2004 bis 2014 um 9700 Menschen, was einer prozentualen Zunahme von acht Prozent entspricht. Das liegt unter dem Durchschnittswachstum von etwa elf Prozent im Großraum München. Bis auf die Gemeinde Wörth, deren Einwohnerzahl binnen der zehn Jahre von 2004 bis 2014 geschrumpft ist, haben alle anderen 25 Kommunen zugelegt. Nach absoluten Zahlen steht natürlich die Große Kreisstadt Erding an erster Stelle, die um etwa 2800 Einwohner gewachsen ist. Auf den nächsten Plätze folgen Oberding, Dorfen und Taufkirchen. Die vier Holzlandgemeinden Kirchberg, Inning, Hohenpolding und Steinkirchen sowie Lengdorf wuchsen am wenigsten stark. Bei der Betrachtung der prozentualen Zuwachsraten steht Eitting mit knapp 18 Prozent in zehn Jahren vor Oberding, Berglern und Forstern.

Wo kommen die Neubürger her? Auch darauf geben die Zahlen des Planungsverbands interessante Antworten. Zum einen gibt es seit Jahren einen deutlichen Geburtenüberschuss. Die Zahl der Menschen im Landkreis wird also auf ganz natürliche Art und Weise größer. Ein weitaus stärkerer Effekt ist jedoch der Zuzug. Die Herkunft der Menschen, die in den Landkreis Erding ziehen, hat sich in den vergangenen Jahren ganz erheblich verändert: Vor 2010 kamen die meisten Zuzügler noch aus München und dem Münchner Umland, der große Rest aus dem übrigen Bundesgebiet. Seit aber 2011 die volle Arbeitnehmerfreizügigkeit für mehrere osteuropäische EU-Staaten in Kraft trat - 2014 folgte die Freizügigkeit für Rumänen und Bulgaren - ist der Zuzug aus dem Ausland massiv gewachsen.

Das hat natürlich mit dem sehr soliden Arbeitsmarkt zu tun. Was dabei sehr positiv auffällt: Trotz des starken Bevölkerungswachstums ist die Arbeitslosenquote im Landkreis Erding gesunken. 2004 lag sie noch bei vier Prozent, in den vergangenen fünf Jahren hat sie sich bei der Hälfte eingependelt. Da fast alle Landkreisbürger Arbeit haben und es deutlich mehr sind als früher, ist das Bruttoinlandsprodukt massiv gewachsen. Mit 50 Prozent mehr seit 2004 ist der Landkreis Erding in diesem Punkt die klare Nummer eins in der Region München. In einem Punkt ist der Landkreis Erding jedoch Schlusslicht: Der Anteil von Arbeitnehmern mit Hochschulabschluss ist mit 8,3 Prozent sehr gering. Der bayerische Durchschnitt liegt in bei 14 Prozent, in der Region München ist er mit 24,6 Prozent sogar dreimal so hoch wie im Landkreis Erding.

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Quelle:
SZ vom 23.04.2016
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