Süddeutsche Zeitung

Betrieb der Stadthalle:Erding leistet sich Kultur

Der Betrieb der Stadthalle ist für Erding vor allem Eines: kostspielig. Doch in die Kultur will die Stadt weiter investieren, auch wenn Stadthallenchef Herrndobler zum Jahresende in Ruhestand geht.

Florian Tempel

Die Stadt Erding sucht zum 1. Januar 2011 einen Nachfolger für Stadthallenchef Hermann Herrndobler. Der langjährige Geschäftsführer der Stadthalle geht nach über 22 Jahren in den Ruhestand. Am Konzept des Zuschussbetriebs Stadthalle Erding wird sich aber so schnell nichts ändern. Die Veranstaltungen im Jahr 2011 sind längst geplant und gebucht.

Die Stadthalle ist seit ihrer Eröffnung 1984 eine eigenständige GmbH. Einziger und alleiniger Gesellschafter ist die Stadt Erding. Die Kommune bestreitet den Unterhalt des Gebäudes und überweist der Stadthallen GmbH aktuell etwa 350.000 Euro Zuschuss pro Jahr. Damit wurden 2009 gut 40 Prozent der Ausgaben der Stadthalle finanziert. Da die Stadthalle in den vergangenen beiden Jahren trotzdem keinen Gewinn erwirtschaften konnte, hat die GmbH zudem einen nicht unerheblichen Schuldenstand. Die Prognose für das laufende Jahr sehe jedoch finanziell vielversprechend aus, sagte Herrndobler, "es läuft ganz gut". Zumindest ein Teil der Verluste der Vorjahre werde wohl abgebaut werden.

Dass die Stadthalle Geld kostet, störe im Stadtrat niemanden, sagte der Erdinger Kulturreferent Ludwig Kirmair (CSU): "Wir brauchen die Stadthalle, denn es gibt als Veranstaltungsort nichts Vergleichbares in der Stadt. Und sie ist ein Betrieb, den sich die Stadt leisten kann, leisten will und wie ich finde, auch leisten muss. Es hat seit Jahren im Stadtrat keine große Debatte gegeben, dass die Stadthalle zu teuer wäre." Das sei nicht zuletzt ein Verdienst von Geschäftsführer Herrndobler, der kontinuierlich und konstant "sehr gut gewirtschaftet" habe. Tatsächlich ist seit 2002 die Höhe des Zuschusses fast gleich geblieben. Die vor acht Jahren festgeschriebenen 300.000 Euro sind nur erhöht worden, als das Theater-Abonnement als zuvor städtische Veranstaltungsreihe in die Verantwortung der Stadthalle gelegt wurde.

Als Herrndobler im September 1988 Geschäftsführer der Stadthalle wurde, war er der dritte auf diesem Posten binnen vier Jahren. Abgesehen von den ganz normalen Anlaufschwierigkeiten mangelte es der Stadthalle damals vor allem an einem, sagt Herrndobler: Einem tragfähigen Konzept. Überspitzt gesagt, habe die Stadt sich "eine Stadthalle hingestellt", ohne sich wirklich klar zu sein, "mit welchen Inhalt sie gefüllt werden sollte". Die Idee der Stadthalle wurde Ende der siebziger Jahre geboren, als im Zuge der Gebietsreform die vormals eigenständigen Kommunen Langengeisling und Altenerding zur Stadt Erding eingemeindet wurden. Die Stadthalle war als "gemeinsames Zentrum für kulturelle Begegnung" und insbesondere auch für große Vereinsveranstaltungen geplant.

Seit Herrndobler 1988 die Geschäftsführung übernahm, sieht das Betriebskonzept kurz gesagt vor, dass bei etwa 130 bis 140 Veranstaltungen im Jahr die Hälfte gewerbliche Nutzungen für Tagungen, Seminare und Firmenmessen sein müssen. Ohne die Unternehmen als Mieter wäre der Zuschussbedarf für die etwa 40 kulturellen Veranstaltungen im Jahr sicher deutlich höher. Auf der anderen Seite hält sich so die Zahl der Kulturveranstaltungen - von Theater über Kabarett bis hin zu Schlagerabenden - "in Grenzen, wir machen nicht gerade extrem viel", räumt Herrndobler ein. Dass die früheren "eigenen Produktionen" mittlerweile eingestellt sind, sei ebenfalls gut zu rechtfertigen, sagt Herrndobler: "Es gibt genügend andere, die produzieren, wir müssen nicht mit denen in Konkurrenz treten."

Herrndobler geht mit einer großen Feier in den Ruhestand. Seine letzte Veranstaltung wird der Silversterball 2010 sein, "danach ist für mich Schluss".

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SZ vom 03.08.2010/hai
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