Süddeutsche Zeitung

Bestehende Containeranlage soll abgerissen werden:Stabile Lösung

Die Gemeinde Oberding baut eine neue Obdachlosenunterkunft im Gewerbegebiet Schwaig. Am Dienstag stellten die Planer einen ersten Entwurf vor. Das Gebäude soll einmal bis zu 40 Menschen in Not ein Dach überm Kopf bieten

Von Regina Bluhme, Oberding

Bei einem Spaziergang an der Eggstätter Seenplatte fiel dem Oberdinger Geschäftsstellenleiter Josef Steinkirchner vor einiger Zeit ein Gebäude ins Auge: Ein einfacher Holzbau, funktionell, aber mit guter Optik. So etwas schwebte den Oberdingern für den Neubau einer Obdachlosenunterkunft vor. Die Gemeinde setzte sich mit dem Planer in Verbindung und am Dienstagabend präsentierte das Büro aus dem Landkreis Rosenheim dem Gemeinderat einen ersten Entwurf. Das Gebäude, das die alte Containeranlage ersetzt, soll insgesamt zehn Wohneinheiten haben und bei Bedarf bis zu 40 Personen Platz bieten.

Ganz schön mitgenommen sieht die Containeranlage an der Lohstraße im Gewerbegebiet von Schwaig aus. Sie bietet aktuell circa 20 Menschen in Not ein Dach über dem Kopf. Ausstattung und Zustand gehören dringend renoviert, die Gemeinde hat beschlossen, die Unterkunft gleich abzureißen. Das Kommunalunternehmen Gemo-Bau wird auf dem Grundstück gegenüber dem jetzigen Standort den Neubau errichten, mit fastdoppelt so viel Plätzen. Am Dienstag in der Gemeinderatssitzung stellte Peter Aicher, Geschäftsführer des Planungsbüros Aicher-Projekt aus Halfing, mit Mitarbeiter Jakob Winter den Entwurf vor. Geplant sind insgesamt zehn Wohneinheiten, die aus je zwei Zimmern mit einem gemeinsamen Bad und einer Wohnküche bestehen. Jedes Zimmer wiederum ist für zwei Bewohner gedacht, so dass summa summarum im Bedarfsfall 40 Menschen, die von Obdachlosigkeit bedroht sind, in Oberding zumindest vorübergehend einen Schlafplatz finden.

Allein vom Äußeren her machte das von Aicher-Projekt in Holzbauweise geplante Gebäude einen offensichtlich guten Eindruck bei den Gemeinderäten. Vorgesehen ist eine horizontal verlaufende Lärchenfassade mit Kunststofffenstern. Die Haustüren sollen einen Farbanstrich erhalten. Laut Winter würde das den Bewohnern doch ein wohnlicheres Gefühl geben: "Hier habe ich eine eigene Haustür, eine Adresse". Das Erdgeschoss erhält einen farbigen Laubengang, von dem aus eine Außentreppe ins Obergeschoss führt.

Im Inneren sollen Gemeinschaftsräume als Treffpunkt für die Bewohner dienen und so für eine gewisse "soziale Kontrolle" sorgen. Die Decken und Wände der Wohnungen sollen "komplett in weiß" gehalten werden und einen Vinylboden bekommen, so Winter. Die Möblierung soll "preiswert und stabil" sein, das Planungsbüro schlägt zum Beispiel dunkle Kunstlederstühle vor. Auch soll jeder Bewohner einen eigenen Schrank bekommen. Laut Entwurf hegen die Planer eine gewisse Vorliebe für Weiß, zumindest was Tisch, Bett und Schrank angeht. Wenn die Bauplanung einmal in trockenen Tüchern ist, dann könne es auch ganz schnell gehen, erklärte Peter Aicher. Die Nasszellen zum Beispiel würden vorgefertigt geliefert und müssten in Schwaig nur noch montiert werden.

Bei dem Gebäude, das Steinkirchner damals beim Spazierengehen bei Eggstätt entdeckt hat, handelt es sich um die Flüchtlingsunterkunft der Gemeinde Halfing, wie Peter Aicher informierte. Dort seien noch immer an die 80 Asylbewerber untergebracht, aus über fünf Nationen. Es habe noch nie Probleme zwischen den Bewohnern gegeben, betonte Aicher, der auch im Halfinger Gemeinderat sitzt. Er führt dies auch auf die Gebäudeaufteilung zurück, der Laubengang, zum Beispiel, biete einen "Raum für Kommunikation". "Insgesamt haben wir mit dem Gebäude und der Aufteilung sehr positive Erfahrungen gemacht", betonte Peter Aicher.

Mit dem Entwurf zeigte sich der Gemeinderat einverstanden. Wie teuer das Projekt werden wird, dazu liegen aktuell keine Zahlen vor. Eine Kostenschätzung soll bis zur nächsten Gemeinderatssitzung eingeholt werden. Bislang hat die Gemeinde für den Neubau der Obdachlosenunterkunft im diesjährigen Haushaltsplan 250 000 Euro an Planungs- und Baukosten eingestellt, für 2020 dann 1 Million Euro, für 2021 nochmals 500 000 Euro.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4395273
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 04.04.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.