Süddeutsche Zeitung

Beschluss:Schwimmbad im Obergeschoss

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Moosburger Stadtrat entscheidet sich für eine hochgelegte Variante, weil der Bau ins Grundwasser noch teurer käme, als die anvisierten Baukosten von 7,4 Millionen Euro netto. Umkleiden und Technik sollen im Parterre unterkommen

Von Alexander Kappen, Moosburg

Den Grundsatzbeschluss, ein neues Hallenbad zu bauen, hat der Moosburger Stadtrat bereits im Juli gefasst. Seit Montag steht nun auch fest, welche der zur Auswahl stehenden Varianten realisiert wird. Das Gremium beschloss mit 18:3 Stimmen, das Gebäude nicht zu unterkellern, sondern mit einem Erd- und einem Obergeschoss, in dem sich das Schwimmbecken befindet, zu errichten. Dagegen stimmte nur die Grünen-Fraktion, die generell der Meinung ist, dass die Stadt sich das Hallenbad "schlicht und einfach nicht leisten kann", wie Alfred Wagner sagte.

Die von der Stadtratsmehrheit ausgesuchte Variante, die nun detaillierter geplant wird, ist jedoch von den drei vorgestellten Alternativen noch die günstigste. Die Gesamtkosten für die zehn Meter hohe Halle werden von den Planern auf 7,4 Millionen Euro geschätzt - netto. Die Planer hatten auch die Möglichkeit geprüft, ein Gebäude mit einem Untergeschoss etwas im Boden zu versenken, sodass die Bodenplatte knapp über der Grundwassergrenze liegt und das Erdgeschoss etwa 70 Zentimeter über dem Straßenniveau beginnt. Die Kosten für das 7,70 Meter hohe Gebäude wurden mit 8,63 Millionen Euro netto beziffert. Hätte man das Untergeschoss noch tiefer gelegt und somit komplett ins Grundwasser gebaut, wären für den dann sieben Meter hohen Komplex rund 8,7 Millionen Euro netto fällig geworden.

Finanzreferent Jörg Kästl (ÖDP) hatte rund zwei Stunden vor Sitzungsbeginn noch einen Geschäftsordnungsantrag eingereicht. Er wollte den Tagesordnungspunkt vertagen und "das Projekt im Rahmen der Haushaltsberatungen vorberaten und anschließend, in Kenntnis aller haushaltsrelevanten Finanzdaten, im Stadtrat - auch für die Finanzplanung - abschließend beraten", wie es in seiner Begründung hieß. Bürgermeisterin Anita Meinelt (CSU) verwies darauf, "dass wir unabhängig von den Kosten bereits den Grundsatzbeschluss gefasst haben, das Hallenbad zu bauen". Ihm sei die Beschlusslage "hinreichend bekannt", entgegnete Kästl. Unabhängig vom vorliegenden Grundsatzbeschluss sei er jedoch der Meinung, "dass wir weitere Beschlüsse im Rahmen einer soliden Finanzplanung fassen sollten". Er sei übrigens nicht gegen, sondern für den Hallenbadbau, betonte er.

Rudolf Heinz (CSU) vertrat in seiner Gegenrede die Ansicht, dass eine Vertagung "nicht notwendig und nicht zielführend ist". Man wisse ja auch bereits "die Größenordnung, was das Bad kosten wird". Da die Tage der alten Kleinschwimmhalle gezählt seien, "brauchen wir dringend Ersatz". Zudem verwies er auf die stetig steigenden Preise im Baugewerbe: "Da besteht ein wahnsinniger Druck, mit jedem Jahr, das wir warten, steigen die Kosten". Der Vertagungsantrag wurde mit 6:15 Stimmen abgelehnt.

Für eine Vertagung wären auch die Grünen gewesen, die das gesamte Projekt nach wie vor in Frage stellen. Sie stören sich etwa am Standort des Hallenbads, das dort errichtete werden soll, wo derzeit der Umkleide- und Eingangstrakt des Freibads steht, der ins neue Gebäude integriert wird. Das alte Freibad, so Wagner, verliere "sein Flair, das ist städtebaulich furchtbar". Die angekündigten Synergieeffekte "schmelzen dahin wie Vanille-Eis in der Sommersonne" und man wisse nicht, "wohin das mit den Kosten noch führen soll - letztes Jahr war von vier Millionen die Rede, jetzt sind es schon 7,4 Millionen netto".

Heinz verwies auf einen Zuschuss von 1,8 Millionen, den man für den Bau erhalte. Vizebürgermeister Josef Dollinger (FW) fand es "schade, dass wir jetzt wieder Grundsatzdiskussionen führen - die Entscheidung ist gefallen und die Leute brennen darauf, dass das Bad gebaut wird". Gerd Beubl (SPD) meinte, "als Demokrat" stehe er zu dem Grundsatzbeschluss, "auch wenn ich der Meinung bin, dass wir uns das Bad nicht leisten können". Sein Fraktionskollege Martin Pschorr hob die "Bedeutung des Hallenbads für die Bevölkerung" heraus und sagte mit Blick auf die Finanzen, man müsse "halt an anderer Stelle Abstriche machen".

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SZ vom 08.11.2017
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