Süddeutsche Zeitung

Berufsfachschule:"Wichtigster Baustein des Klinikums"

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Die Berufsfachschule für Krankenpflege feiert zehnjähriges Bestehen: Als sie 2009 gegründet wurde, war das ein vorausschauendes Unterfangen, weil sich das Ausmaß des Pflegenotstands erst in den folgenden Jahren abzeichnete

Von Thomas Daller, Erding

Vor zehn Jahren ist die Berufsfachschule für Pflegekräfte eröffnet worden. Zuerst wurden die Schüler im Untergeschoß des Klinikums unterrichtet, im Oktober 2018 folgte der Umzug in den Neubau. Bei der Jubiläumsfeier am Freitag betonten alle Verantwortlichen, das Klinikum des Landkreises hätte ernsthafte Probleme beim Pflegepersonal bekommen, wenn man damals nicht begonnen hätte, selbst auszubilden. Zu verdanken habe man dies insbesondere Pflegedirektorin Gertrud Friess-Ott und Landrat Martin Bayerstorfer (CSU), die damals die Initiative ergriffen und viel Überzeugungsarbeit geleistet hätten.

Wie drastisch sich der Pflegenotstand in diesen zehn Jahren entwickelt hat, schilderte Krankenhausdirektor Dr. Dirk Last anhand von Zahlen: 2009 habe es deutschlandweit knapp 10 000 unbesetzte Pflegestellen gegeben, 2019 waren es bereits knapp 40 000. Das Klinikum des Landkreises Erding sei von diesem Abwärtstrend nicht mitgerissen worden, im Gegenteil: 2009 waren 173 Vollkräfte in der Pflege angestellt, mittlerweile sind es 220. Zum Vergleich wies er auf Münchner Kliniken hin, die 8000 Euro Prämie zahlen würden, wenn man dort als Pflegekraft anfange. Und es gebe anderswo auch Abteilungen, die schließen müssten, weil nicht ausreichend Pflegekräfte vorhanden seien. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn habe angesichts dieses Notstands das Pflegepersonalstärkungsgesetz eingeführt, wodurch jede Pflegestelle bei der Pflege am Bett nun eins zu eins finanziert werde.

Friess-Ott blickte zurück, als sie 2008 als Pflegedirektorin in Erding angefangen habe. Man hatte zuwenig Schwestern im Klinikum und der Fachkräfteanteil sei zu niedrig gewesen. "Wenn wir nichts tun, werden wir diesen Standort nicht halten können", schilderte sie drastisch ihren damaligen Eindruck. Bei den damaligen Verantwortlichen im Krankenhaus sei sie abgeblitzt, man habe die Pflegeausbildung nur unter dem Aspekt zusätzlicher Kosten betrachtet. Sie habe sich mit ihrem Anliegen dann direkt an Landrat Bayerstorfer gewandt und er habe dann die Mitglieder des Kreistags von der Notwendigkeit überzeugt. Bayerstorfer fügte in seinem Grußwort hinzu, der damalige Beschluss sei sogar einstimmig gefasst worden. "Und dann ging es damals flott." Er bezeichnete die Pflegekräfte als "wichtigsten Baustein, dass wir künftig das Klinikum betrieben können". Das Gesundheitswesen im Landkreis Erding habe einen hohen Stellenwert und den werde sie auch in Zukunft haben.

Schulleiter Michael Gügel erinnerte an die Anfänge in den bestehenden Räumen der Krankenpflegehilfe und der Altenpflege, später sei ein Container hinzugekommen und 2018 sei man dann in den Neubau umgezogen. Auch die Inhalte seien mitgewachsen: Man habe nicht nur eine Krankenpflegeschule, sondern man könne sich auch fort- und weiterbilden. Gügel sagte, man sehe weiter nach vorne: "Momentan befinden wir uns im Anerkennungsverfahren für die Generalistik." Das bedeute, dass man künftig erst einmal einen Grundberuf ausbilde und in der Folge dann in die Spezialisierung gehe. "2020 wird hier eine neue Ära in der Pflegeausbildung beginnen. Gut aufgestellt sind wir allemal."

Seit Gründung der Krankenpflegeschule haben rund 450 Auszubildende eine Ausbildung begonnen. 225 haben inzwischen ihren Abschluss gemacht, 30 davon mit Bestnoten. Etwa ein Drittel der Absolventen arbeitet derzeit im Erdinger Klinikum. Drei Jahrgänge mit jeweils zwei Klassen befinden sich noch in der Ausbildung. Das sind insgesamt 125 Auszubildende, die bis 2020 noch ihren Abschluss machen.

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Quelle:
SZ vom 16.11.2019
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