Berglern:Turbulenzen im Vorfeld

Weil ihn die Freien Wähler nicht mehr als Bürgermeisterkandidaten nominiert haben, gründet Simon Oberhofer eine eigene Liste. Nur die Berglerner Bürgerliste schickt mit Anton Scherer Konkurrenz ins Rennen

Von Gerhard Wilhelm, Berglern

Turbulent ging es bereits im Vorfeld der Kommunalwahl in Berglern zu: In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung fiel bei den Freien Wählern die Entscheidung, den aktuellen Bürgermeister Simon Oberhofer nicht mehr zu nominieren. Vorstand und Fraktion erklärten, dass sie nicht mehr mit Oberhofer zusammenarbeiten wollen. Versuche, mit ihm ins Gespräch über die Art der Amtsführung und der Zusammenarbeit mit dem Gremium zu kommen, seien letztlich gescheitert. Oberhofer reagierte prompt: Bei der Aufstellungsversammlung der Freien Wähler fehlte er, er selber ist parteilos. Er war aber nicht untätig, sondern suchte Mitglieder und Kandidaten für eine neue Liste - die "Berglerner Neue Wählergemeinschaft". Und für die tritt er jetzt als Bürgermeisterkandidat an. Die Freien Wähler verzichteten letztlich auf einen Gegenkandidaten und stellten nur eine Gemeinderatsliste auf. Dennoch hat Oberhofer einen Konkurrenten: Anton Scherer von der Berglerner Bürgerliste. Der 39-Jährige leitet die Bauverwaltung im Erdinger Rathaus. Auch die vierte Gruppierung im Gemeinderat, die Parteiunabhängigen Berglerner, hat nur eine Gemeinderatsliste.

Berglern: Knapp 3000 Einwohner hat die Gemeinde Berglern im Nordosten des Landkreises. Die Ortsteile ziehen sich vor allem an einer Straße entlang.

Knapp 3000 Einwohner hat die Gemeinde Berglern im Nordosten des Landkreises. Die Ortsteile ziehen sich vor allem an einer Straße entlang.

(Foto: Renate Schmidt)

Auf der Internetseite der Freien Wähler Berglern ist Simon Oberhofer immer noch als "Mandatsträger" verzeichnet, aber das Tischtuch dürfte wohl zerschnitten sein. 14 Gemeinderäte hat die Gemeinde derzeit. Sechs stellen die Freien Wähler. Ob sie diese Zahl auch nach der Wahl am 15. März halten werden können, ist nach der Abspaltung von Oberhofer und dessen Neugründung fraglich. Aber eine stattliche Liste mit 28 Namen (samt Nachrückern) hat man trotzdem zusammengebracht. Auf den ersten drei Plätzen sind Markus Geier, Christine Kohlschütter und Albert Furtner. Kohlschütter und Furtner sind amtierende Gemeinderäte. Ganz oben auf dem Wahlprogramm steht "Transparenz in der Gemeindepolitik" - es könnte etwas mit den Vorwürfen an "ihren" noch Bürgermeister Oberhofer zu tun haben.

Berglern: Simon Oberhofer hat eine eigene Liste gegründet, um wieder für den Bürgermeisterposten kandidieren zu können.

Simon Oberhofer hat eine eigene Liste gegründet, um wieder für den Bürgermeisterposten kandidieren zu können.

(Foto: Renate Schmidt)

Letzterer konnte zwar auf die Schnelle nicht so viele Personen für die neue Liste zusammenbringen, aber dennoch tritt er selbstbewusst zur Wahl an. "Ich schätze, dass meine Chancen Bürgermeister zu bleiben, besser als 50:50 sind", sagt Simon Oberhofer. Dass er weiter Rückhalt in der Bevölkerung habe, zeigten die vielen Unterstützerunterschriften, die die neue Liste "Berglerner Neue Wählergemeinschaft" in kürzester Zeit bekommen habe: 97. Gereicht hätten 60. Für seine erneute Kandidatur als Bürgermeister seien es sogar mehr als 100. Zum Glück sei man in einer Demokratie, sagt Oberhofer und ein Bürgermeister werde nicht von einer Handvoll Partei- oder Wählergemeinschaftsmitgliedern gewählt, sondern von allen Bürgern. Diese Handvoll hätten sich in einigen Punkten nicht kompromissbereit gezeigt, er sehe sich aber als Bürgermeister von allen Berglernern und deshalb müsse man "auch ein wenig über den Tellerrand hinaus schauen". Das sei der Grund für das Zerwürfnis. Das, was er als Bürgermeister begonnen, aber noch nicht abgeschlossen habe, wolle er in einer zweiten Amtsperiode beenden. Zum Beispiel die Ansiedlung eines Supermarktes, ein neues Feuerwehr-Gerätehaus, Kindergärten und die Schule. Elf Wahlberechtigte kamen zur Aufstellungsversammlung, vier Kandidatinnen und Kandidaten landeten deshalb letztlich nur auf der übersichtlichen Liste, auf der alle Bewerber deshalb dreifach stehen. Die Kandidaten setzen auch auf das bayerische Wahlrecht, das eine Stimmvergabe über mehrere Listen ermöglicht (Panaschieren).

Berglern: Anton Scherer von der Berglerner Bürgerliste.

Anton Scherer von der Berglerner Bürgerliste.

(Foto: Renate Schmidt)

Die Berglerner Bürgerliste stellt derzeit vier Gemeinderäte und will zusätzlich den nächsten Bürgermeister stellen. "50:50" schätzt Kandidat Anton Scherer seine Chancen bei der Wahl ein. Es herrsche zwar eine gewisse Unzufriedenheit in der Gemeinde mit Oberhofer, aber gegen einen amtierenden Bürgermeister anzutreten, sei immer schwer. Die Unzufriedenheit macht der Kandidat der Berglerner Bürgerliste an ähnlichen Argumenten fest, wie die Freien Wähler: Ein Bürgermeister müsste für seine Bürger mehr präsent sein und viele Entscheidungen müssten nachvollziehbarer sein. "Der Bürgermeister muss den Gemeinderat mit einbinden. Viele Problem, die entstanden sind, hätte man vermeiden können, wenn man miteinander geredet hätte." Einen gewissen Vorteil sieht Scherer in der Situation, dass es in Berglern keine festen Parteistrukturen gebe - bis auf die Freien Wähler. So könnten Entscheidungen unabhängig von politischen Strömungen ganz im Sinne der Berglerner Bürger getroffen werden. "Ich jedenfalls werde mit Herzblut Bürgermeister aller Berglerner sein", sagt Scherer. Er selbst führt die Liste an. Auf Listenplatz Zwei kandidiert Richard Heidenreich. Platz Drei hält der amtierende Dritte Bürgermeister Robert Krieger.

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Die Parteiunabhängigen Berglerner sind derzeit mit drei Personen im Gemeinderat vertreten, die alle wieder antreten. Auf einen eigenen Bürgermeisterkandidaten wird - wie bei den Freien Wählern - verzichtet. Bei der Nominierungsversammlung wurde aber deutlich, dass viele Oberhofer aus dem Amt haben wollen. Anton Scherer, der sich kurz vorstellte, wurde freundlich empfangen. Die ersten drei Listenplätze belegen Zweiter Bürgermeister Otmar Lerch, Christian Reichart und Gemeinderätin Elisabeth Bauer.

Auf der Homepage der Gemeinde Berglern ist zurzeit auch noch ein CSU-Gemeinderat verzeichnet: Andreas Drechsel. Bei der Kommunalwahl tritt Drechsel auf der Liste der Freien Wähler auf. Aber erst auf Platz 14. "Die CSU hat sich in Berglern nach dem Debakel um die dritte Start- und Landebahn am Flughafen nie wieder erholt. Ihren Einsatz für die Bahn haben ihnen die Bürger bis heute nicht verziehen", sagt der noch amtierende Bürgermeister Simon Oberhofer. 2011 hatte CSU-Ministerpräsident Horst Seehofer dem Bau der dritten Startbahn zugestimmt. Der CSU-Ortsverband Berglern hatte daraufhin geschlossen die Partei verlassen.

Freie Wähler: Markus Geier, Christine Kohlschütter, Albert Furtner, Franz Röslmair, Marita Anzinger, Robert Zinner, Marco Spirkl, Tobias Fruhstorfer, Martina Weindl, Hans Holler, Alexander Fischer, Thomas Stemmer, Gitte Luttmann, Andreas Drechsel, Michael Voithenleitner, Martin Drexler, Andreas Schmid, Christian Drechsel, Andreas Röslmair, Andreas Forster, Anton Huber, Sabine Roleder, Alfred Huber, Manuel Lex, Albert Furtner jun., Barbara Grüneberg, Albert Stangl und Josef Eberl. Berglerner Neue Wählergemeinschaft: Simon Oberhofer, Christina Brandhuber, Monika Gartner und Martin Maierthaler. Berglerner Bürgerliste: Anton Scherer, Richard Heidenreich, Robert Krieger, Daniel Helmecke, Roland Appelmann, Kristina Krieger, Andreas Bauer, Thomas Appelmann, Gabriele Röslmair, Johannes Schenkl, Hermann Maier, Fred Hammerdinger, Viktoria Riedl, Michael Neumeier, Tobias Venus, Yvonne Granzer, Christian Leinert, Soufiane Ben Ghazi, Claudia Hammerdinger, Uwe Galke, Lukas Hollwede, Michael Westermaier, Udo Hollwede, Christian Fischer, Werner Taubmann, Christoph Rosenhuber, Andreas Meier und Stefan Zott. Parteiunabhängige Berglerner: Otmar Lerch, Christian Reichart, Maximiliano Caria, Elisabeth Bauer, Otto Schwarzkugler, Heinrich Cremer, Katharina Faltermaier, Holger Lehmann, Birte Oberländer, Alexander Schröter, Anna Mayr, Uwe Lerch, Martin Bauer, Edith Caria, Günter Messner, Stefan Buchner, Melanie Holzinger, Franz Geier, Danny Holzinger, Michael Bauer, Christina Seidel, Rudolf Bauer, Steven Seidel, Daniela Lehmann, Sven Raabe, Heike Schröter, Tiziana Caria, Wolfgang Rittler.

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