Süddeutsche Zeitung

Berglern:Helferkreis in Vorbereitung

Berglerner Bürger diskutieren über Ankunft von Flüchtlingen

Von Philipp Schmitt, Berglern

Der Gründung der Helfergruppe "Asyl in Berglern" steht nach Auskunft des Initiators Otmar Lerch nichts mehr im Wege. Der zweite Bürgermeister berichtete am Mittwoch bei der Bürgerversammlung im Wirtshaus z'Lern am Sportpark über eine Informationsveranstaltung, zu der mehr als dreißig potenzielle Helfer gekommen seien: "Viele Leute wollen helfen, das Team steht schon in den Startlöchern steht." Bürgermeister Simon Oberhofer (FW) befürwortete die Initiative: "Wichtig ist, dass sich der Helferkreis schnell gründet. Lerch hat alles im Griff."

Derzeit stehen Unterkünfte für 31 Personen in Berglern und Glaslern zur Verfügung, insgesamt sollen 41 Flüchtlinge in nächster Zeit der Gemeinde zugewiesen werden. Bei der Diskussionsrunde wurde trotz der positiven Stimmung klar, dass es auch Ängste gibt. Eine Besucherin sagte, es gebe Bedenken bei einigen Eltern der 110 Grundschüler wegen der Asylsuchenden, die in die alten Lehrerwohnung in der ersten Etage des alten Schulhauses einziehen sollten. Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) wurde gefragt, ob das Landratsamt eine zu dieser sensiblen Lage passende Flüchtlingsfamilie schicken könne. Bayerstorfer sagte, es gebe ähnliche Diskussionen in Hohenpolding. Das Landratsamt habe aber meist keine Zeit für eine langfristige Planung. "Wir wissen nicht, wer kommt - weder Nationalität noch Alter. Wenn ein Bus kommt, müssen wir die nächsten Möglichkeiten zur Unterbringung nutzen."

Diskutiert wurde auch über die Umgehung von Berglern. Oberhofer zitierte aus einem Schreiben des Landrats; demnach soll die Gemeinde einen erheblichen finanziellen Beitrag dazu leisten. Die Umgehung werde als Kreisstraße geplant, sagte Oberhofer. Er wisse nicht, wo die Gemeinde dafür das Geld hernehmen solle. Bayerstorfer erläuterte die Pläne zur Querspange, die noch von Oberhofers Vorgänger Herbert Knur angeregt wurde. Auch Knur meldete sich zu Wort und empfahl dem Gemeinderat, der Übernahme eines Kostenanteils durch die Gemeinde zuzustimmen, "damit die Planung vorwärts kommt". Er sehe Chancen, für das Projekt Geld aus dem Umlandfonds zu erhalten, und erhielt für seine Worte Applaus.

Allerdings muss Berglern sparsam sein. Die Pro-Kopf-Verschuldung lag Ende 2014 bei 811 Euro und die Schulden bei 2,2 Millionen Euro. "Wir sind auf dem Weg der Besserung", sagte Oberhofer. Ende 2015 sollen bei Rücklagen von 175 190 Euro die Schulden bei 1,7 Million Euro liegen und bis Ende 2018 "auf etwa eine Million Euro sinken". Tief greift die Gemeinde für die Kinderbetreuung in die Kasse und steuert fast 600 000 Euro für die Betreuung der Kinder im Zwergerlhaus und im Kinderhaus "Die Strolche" bei. Im Zwergerlhaus ist die Krippengruppe noch nicht ausgelastet, im Kinderhaus "Die Strolche" wird der Hort gut angenommen. In der Grundschule werden 110 Schüler unterrichtet.

Zum Bürger-Photovoltaik-Kraftwerk Berglern sagte Oberhofer, dass 2016 eine Entscheidung bringen müsse. Die Bezirksregierung hatte die für die Flussregenpfeifer vorgesehene Schutzfläche an einem Feldweg beanstandet. Nun ist ein neues Gutachten erforderlich, dadurch verzögert sich das Projekt - für Oberhofer ein "nicht nachvollziehbaren Schildbürgerstreich" der Behörden. Im Hinblick auf die geplante Wasserkraftschnecke an der Sempt erwarte er Anfang Dezember einen positiven Bescheid aus dem Landratsamt.

Zur finanziellen Lage teilte er mit, dass die Steuereinnahmen im Plan liegen, die Schlüsselzuweisungen haben sich auf 388 200 Euro mehr als verdoppelt. Die Kreisumlage lag bei 952 240, die Umlage an die Verwaltungsgemeinschaft Wartenberg bei 382 100 Euro. In Berglern wohnen 2806 Menschen aus 25 Nationen: "Wir sind ein buntes Dorf", sagte Oberhofer. Die meisten leben in Mitterlern (1206), 921 in Berglern, 375 in Glaslern und 304 in Niederlern. Geehrt wurden der Leiter des First-Responder-Teams Tobias Venus und für ihre musikalischen Leistungen Emma Geier und Lilly Radde.

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SZ vom 13.11.2015
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