Berglern:Berglern atmet auf

Nach dem Bürgerentscheid gegen die dritte Startbahn erklärt der Berglerner Bürgermeister Herbert Knur das Projekt für "politisch tot": Er habe "Vertrauen in die Münchner Politik"

Philipp Schmitt

"In einer für uns existenziellen Frage haben uns die Münchner wieder Luft zum Atmen verschafft", sagte am Mittwoch Bürgermeister Herbert Knur in der Berglerner Bürgerversammlung zum Votum der Münchner gegen den Bau der dritten Start- und Landebahn beim Bürgerentscheid am 17. Juni: "Damit ist das Projekt dritte Startbahn politisch tot." Zwar sei der Münchner Stadtrat rechtlich nur ein Jahr an den Bürgerentscheid gebunden. Er habe aber "Vertrauen in die Münchner Politiker", sagte Knur. Der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) habe vor wenigen Tagen in Freising bekräftigt, dass an der Entscheidung gegen die dritte Bahn nicht mehr gerüttelt werden soll.

Berglern: Nun könne sich die Gemeinde wieder in Ruhe an eine Bauleitplanung machen, sagt Bürgermeister Herbert Knur.

Nun könne sich die Gemeinde wieder in Ruhe an eine Bauleitplanung machen, sagt Bürgermeister Herbert Knur.

(Foto: Peter Bauersachs)

Stattdessen sollten intelligente Lösungen zur effizienten Nutzung der beiden vorhandenen Start- und Landebahnen gefunden werden, zitierte Knur Ude. Weil der Bau der dritten Bahn nur nach einstimmigem Beschluss in der Gesellschafterversammlung auf den Weg gebracht werden könne, sei die Realisierung der für Berglern belastenden Flughafenerweiterung wohl vom Tisch und "der Weg frei für eine verantwortbare Bauleitplanung in der Gemeinde".

Enttäuscht zeigte sich Knur aber darüber, dass die Vertreter der Staatsregierung und des Bundes "die demokratische Entscheidung der Bürger nicht anerkennen wollen und dem fragwürdigen Phantom dritte Start- und Landebahn weiter nachjagen wollen". Statt sich auf den Bau der dritten Bahn zu konzentrieren, sollte die FMG aus ihren Gewinnen ihre Darlehen an München und den Freistaat zurück zahlen, forderte Knur. Mit diesem Geld könne der Bau der zweiten Münchner S-Bahnröhre mitfinanziert werden.

Knur forderte, dass die vom Flughafen am stärksten betroffenen Landkreise Erding und Freising zumindest mit Minderheitenbeteiligungen in den Kreis der FMG-Gesellschafter aufgenommen werden.

Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) hatte zur Bürgerversammlung nach Berglern seinen weiteren Stellvertreter Fritz Steinberger (SPD) geschickt: "Mit nur zwei Startbahnen kann man es in Berglern künftig gut aushalten. Respekt für euer bürgerschaftliches Engagement und Respekt eurem Bürgermeister", sagte Steinberger. Steinbergers Unterstützung bekam Knur auch für die geplante Bürgerfotovoltaikanlage auf einem früheren Werksgelände in Mitterlern.

Das Landratsamt hatte die Genehmigung jedoch verweigert. "Ein kleines Kraftwerk muss für Berglern machbar sein", sagte Steinberger. Knur hatte seine Enttäuschung über den ablehnenden Bescheid geäußert, gegen den die Gemeinde mit einer Klage beim Bayerischen Verwaltungsgericht juristisch vorgeht. Zudem werde er im Landratsamt versuchen, außergerichtlich ein für Berglern zufrieden stellendes Ergebnis zu erzielen.

Für Knur ist es nicht nachvollziehbar, wie er sagte, warum seiner Gemeinde die Bürgerfotovoltaikanlage verwehrt werde. Er sei enttäuscht vom Landratsamt, weil seine Gemeinde "wegen formaler Betrachtungsweisen" in der Energiewende ausgebremst werde. Der Gemeinde sei der Bau unter anderem untersagt worden, weil das Gelände im Europäischen Vogelschutzgebiet liegt: "Dem Flughafen wurden bei der Planung der dritten Startbahn trotz Vogelschutzgebiets alle Hürden aus dem Weg geräumt", sagte Knur. Die Genehmigung zu verweigern, sei unverständlich, weil auf dem Areal Kies abgebaut werden dürfe und der Vogelschutz bei einer Fotovoltaikanlage besser gewährleistet sei. Er sei froh, dass wenigstens das Fotovoltaikkraftwerk Heinrichsruh genehmigt wurde. Windkraftanlagen sind Knur zufolge wegen der Nähe zum Flughafen problematisch.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: