Benefizgaudi:Auf großer Tour

Benefizgaudi: Einen Schönheitspreis würden Bernhard Heimgartner (von links), Martin Forster und Sissy Weingartner mit ihrem alten Wagen wohl keinen gewinnen. Aber den Aßlingern geht es ohnehin eher darum, Gutes zu tun.

Einen Schönheitspreis würden Bernhard Heimgartner (von links), Martin Forster und Sissy Weingartner mit ihrem alten Wagen wohl keinen gewinnen. Aber den Aßlingern geht es ohnehin eher darum, Gutes zu tun.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Zwölf Sponsoren-Aufkleber zieren mittlerweile das Auto, mit dem drei Aßlinger an einer Rallye durch Skandinavien teilnehmen. Die Spenden gehen an die BRK-Aktion "Herzenswunsch Hospizmobil"

Von Johanna Feckl, Aßling/Erding

Man sieht es schon von weitem. Dort, wo der Otto-Normal-Winterurlauber eine Skibox auf einem Dachträger transportiert, ist hier ein Fass montiert. Oder eine Tonne. Irgendetwas zylinderartiges eben. Es erweckt den Anschein, als ob dieses Ding jeden Moment losrollen könnte - auf die Plätze, fertig, los! Aber selbst, wenn es das nicht tut, ist der in die Jahre gekommene VW Passat, der dieses schwarze Fass auf dem Dach spazieren fährt, ziemlich auffallend und besonders. Passend zum Anlass eben. Denn das Gefährt mit dem Zylinder auf dem Dach ist Protagonist in einem ambitionierten Unterfangen: Sissy Heimgartner, ihr Mann Bernhard Heimgartner und Martin Forster aus Aßling werden damit an einer Auto-Rallye durch Skandinavien teilnehmen. Und zur selben Zeit präsentiert der Zylinderwagen Logos von Sponsoren, die mit ihrer Spende eine Aktion des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) in Erding unterstützen.

Fünf Tage in einer alten Knatterkiste ungefähr 2500 Kilometer weit quer durch Europa - so lautet das Basisrezept für den "Carbage Run", ein Wortspiel aus den englischen Wörtern "garbage", also "Müll", und "car", also Auto. Denn die Bedingungen für die Teilnahme: Der Wagen darf nicht mehr als 500 Euro wert sein und muss mehr als 15 Jahre auf dem Buckel haben. Die Route für die Rallye ist dabei vorab nur grob bekannt, andernfalls wäre es ja auch ein bisschen langweilig. Beim Carbage Run lautet die Herausforderung Spontaneität.

"Eigentlich war das nur eine dumme Idee", sagt Martin Forster und meint damit den Moment vor zwei Jahren, als er und Bernhard Heimgartner sich zusammen mit einem dritten Spezl für die Rallye anmeldeten. Es war das erste Mal, dass Fahrer in Deutschland daran teilnehmen konnten, das niederländische Original gibt es schon seit dem Jahr 2009. Aber so dumm war das Ganze doch nicht, im Gegenteil: Es war lustig, es gab viel zu sehen und war einfach mal etwas anderes. Für die Männer war klar, dass sie an einem der nächsten Rennen wieder teilnehmen werden.

2018 führte die Rallye nach Frankreich und Spanien. "Da ist's mir zu heiß", lautet Forsters Urteil. Und mit einem Klimaanlagengegner wie Bernhard Heimgartner hätte es mit einem solchen Vorhaben schon gleich zweimal nicht geklappt, ergänzt der 46-Jährige. In diesem Jahr aber geht's nach Skandinavien. Da ist es angenehm kühl.

Also wurden Nägel mit Köpfen gemacht: Als Dreiergespann, Sissy und Bernhard Heimgartner sowie Martin Forster, meldeten sie sich im Herbst vergangenen Jahres an, "gleich am ersten Tag des Anmeldezeitraums", wie Bernhard Heimgartner betont. Eile war durchaus geboten, "das ist immer relativ schnell ausgebucht". Beim Wettkampf selbst spielt Eile dann aber keine Rolle mehr: Welches Team die Tagesetappen am schnellsten zurücklegt, ist völlig egal. Im Mittelpunkt der Rallye steht die Gaudi, und nicht die Zeit.

Zur Gaudi zählt zum einen, dass die teilnehmenden "Schrottkisten" optisch auffrisiert werden - deshalb das Zylinderding auf dem Dach. Und zum anderen gibt es Tagesaufgaben, die jedes Team zu bewältigen hat. Wer am Ende die meisten Punkte bekommen hat, gewinnt die Rallye. Vor zwei Jahren mussten Heimgartner und Forster zum Beispiel ihren Wagen in die Garage eines Bewohners eines vorgegebenen Ortes stellen oder sich in die Badewanne von jemanden legen. Als Beweis knipsten die Männer dann jeweils ein Foto.

Und dieses Mal, in Skandinavien? "Weil wir so hoch im Norden sind, werden wir bestimmt einen Stinkefisch essen müssen", sagt Sissy Heimgartner. Die 44-Jährige verzieht ihr Gesicht. "Und zu einem Ikea-Haus müssen wir mit Sicherheit auch einmal", ergänzt ihr Mann und lacht. Aber das sind alles nur Spekulationen.

Was hingegen sicher ist: Die Aßlinger sehen die Rallye nicht nur als Gaudi, sie wollen den Spaß mit etwas Gutem verbinden. Deshalb zieren das Auto, das übrigens ein Spontankauf über eine Gebrauchtwaren-Plattform im Internet war, mittlerweile acht großflächige Aufkleber - Sponsorenaufkleber. "Vier Stück fehlen noch", sagt Martin Forster, "bisher haben wir schon zwölf Sponsoren gefunden."

Der Deal ist einfach: Das Rallye-Team gibt den Sponsoren Platz auf ihrem Auto für deren Logos, und im Gegenzug spenden die Firmen einen Geldbetrag an die Aktion "Herzenswunsch Hospizmobil" des Erdinger BRK. 4000 Euro sind dadurch und durch Privatspenden bislang zusammengekommen. Bei der Kampagne geht es darum, schwer kranken Menschen in der letzten Lebensphase einen Wunsch zu erfüllen. Ein extra dafür bereitgestelltes Hospizmobil bringt die Betroffenen mit der notwendigen medizinischen Betreuung zu einem Lieblingsort, zu einem alten Freund oder zum eigenen Pferd, um es ein letztes Mal zu streicheln. Einzige Bedingung: Die Betroffenen müssen in der Erdinger Region oder in den umliegenden Kreisen leben.

Die Resonanz an spendenbereiten Unternehmen und Privatleuten sei super, sagt Bernhard Heimgartner. Das freut den 46-Jährigen sehr. Er betont, dass jeder gespendete Cent an das BRK geht und das Hospizmobil geht. Die Kosten für die Rallye tragen die Aßlinger selbst. Am 29. Juni starten die drei mit ihrem Zylinderauto nach Kopenhagen in Dänemark, einen Tag später beginnt dort die Rallye, Ziel ist Göteborg in Schweden.

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