Beliebter Schulzweig:Vierte Realschule erscheint notwendig

Übertrittsquoten im Allgemeinen sowie der Zuzug im Landkreis Erding im Speziellen machen einen Neubau wahrscheinlich

Florian Tempel

Erding - Die neuen Prognosen zur künftigen Entwicklung der Schülerzahlen im Landkreis Erding in einer Woche vorgelegt. Doch schon vor der Veröffentlichung der von der Fachhochschule für angewandtes Management Erding (FH) ausgearbeiteten Expertise verdichten sich die Anzeichen, dass der Bau einer vierten Realschule notwendig wird.

"Meiner Schätzung nach würde der Landkreis eine weitere Realschule vertragen", sagte Josef Erhard, scheidender Amtsleiter des Bayerischen Kultusministeriums und CSU-Stadtrat in Erding. Wartenbergs Bürgermeister Manfred Ranft (Freie Wähler) sagte, er gehe "ganz sicher davon aus" und empfahl seine Gemeinde schon mal als Standort. Doch auch der Oberdinger Bürgermeister Helmut Lackner (CSU) könnte sich eine Realschule in seiner Gemeinde gut vorstellen: "Wenn Wartenberg sagt, wir wollen, sagen wir das auch."

Die Ergebnisse der "Schulbedarfsplanung 2020" für den Landkreis Erding kennt zwar Ministerialdirektor Erhard noch nicht. Dass die Errichtung einer vierten Realschule geboten sein wird, scheint ihm allerdings ziemlich eindeutig. Denn Erhard weiß, dass es einen bayernweiten Run auf die Realschule gibt, und er kennt die lokalen Besonderheiten.

Im April hat das Kultusministerium seine jährliche "Schüler- und Absolventenprognose" für Bayern veröffentlicht. Die Übertrittsquoten im Schuljahr 2010/11 brachten eine Überraschung. Die Zahl der Fünftklässler an den Realschulen ist im Vergleich zum vorangegangenen Schuljahr bayernweit sprunghaft um fast fünf Prozent gestiegen.

Knapp 28Prozent der Viertklässler gehen nach der Grundschule an eine Realschule. Dazu kommen etliche, die nach der fünften Klasse an der Hauptschule auf die Realschule wechseln. Die Übertrittsquote ans Gymnasium stagniert hingegen seit zwei Jahren. Erhard sagte deshalb, "für ein weiteres Gymnasium sehe ich keine Notwendigkeit". Die Entlastung durch den Abgang des letzten G-9-Jahrgangs sollte ausreichend sein.

Für Vorhersagen sind jedoch nicht nur Prozentanteile ausschlaggebend, sondern auch die allgemeine Zahl der Schüler. Diese geht zwar auch im Landkreis Erding zurück. Da die Region allerdings in allen Vorhersagen als Zuzugsgebiet gewertet wird, sollte sich der allgemeine Schülerschwund hier weniger, wenn überhaupt bemerkbar machen. Ein konkreter Beleg dafür ist, dass die Stadt Erding erst am Ludwig-Simmet-Anger eine neue Grundschule gebaut hat. Das sei in Bayern "doch etwas sehr Außergewöhnliches", sagte Erhard.

Sofern die Diskussion des FH-Gutachtens am Ende auf den Bau einer vierten Realschule hinauslaufen sollte, stehen bereits zwei Kommunen als Standorte bereit. Wartenberg hat sich schon vor einigen Jahren einmal angeboten und werde es wieder tun. "Hinter unserer Grund- und Hauptschule ist noch immer ausreichend Platz", sagte Bürgermeister Ranft. Für ihn sei aber vor allem eines wichtig: Eine weitere Realschule dürfe nicht in der Kreisstadt Erding gebaut werden. Wenn, dann müsse sie "irgendwo aufs Land". Der Oberdinger Bürgermeister Lackner sieht seine Kommune, die "genau in der Mitte zwischen Finsing und Wartenberg" liege, als ebenso geeignet.

Lackner betonte aber, man müsse zunächst "ganz intensiv" diskutieren, ob sich der Landkreis einen Neubau "so ohne weiteres leisten kann, unter den Belastung, die wir jetzt schon haben". Dass es ein riesiges Platzproblem gebe, sei unbestritten. Womöglich gebe es aber Alternativen zum Bau einer vierten Realschule.

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