Süddeutsche Zeitung

Beleuchtungskonzept für Erding:Kein Licht am Horizont

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Die Begeisterung tendiert in der Geschäftswelt weiterhin gegen Null. Seit einem Jahr ist keine einzige weitere Fassade hinzugekommen

Von Regina Bluhme, Erding

Es ist jetzt ziemlich genau ein Jahr her, dass sich Grünen-Stadtrat Günther Kuhn im Gremium erkundigt hat, wie es denn um das Beleuchtungskonzept für die Altstadt stehe. Damals zeigte sich, dass die Pläne eines international bekannten Lichtdesigners aus dem Jahr 2015 einzig am Rathaus und einer benachbarten Bar realisiert worden waren. Die Bereitschaft zum Mitmachen tendierte in der Geschäftswelt gegen Null. Aktuell sieht es für das Projekt immer noch zappenduster aus. Es hat sich nichts getan. "Es geht zäher, als ich dachte", räumt Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) ein.

Nach den Vorstellungen von Lichtdesigner Dieter Bartenbach sollte die Häuser der Innenstadt Erdings nach einem ausgeklügelten Plan von oben nach unten angestrahlt werden. Für jedes Haus hat Bartenbach die Anzahl der Lampen individuell geplant. Es gibt auch einen genauen Zeitplan, nach dem die Leuchten automatisch ein- und wieder ausgeschaltet werden. So solle "Raumwirkung erzeugt" werden, hatte der Designer 2015 bei der Präsentation im Stadtentwicklungsausschuss erklärt. Er zeigte sich dort auch überzeugt davon, dass das Konzept von den Hausbesitzern begeistert aufgenommen werden würde.

So ist es nicht gekommen. Im Jahr 2018 werden in Erding weiterhin lediglich das Rathaus, ein paar Bäume und die Bar Kennedy nach den Designer-Plänen angestrahlt. Seit vergangenem Jahr ist keine einzige weitere Fassade dazugekommen, dabei hatte Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) im Dezember 2017 gegenüber der SZ erklärt, es müsse "eine "größere Mitmachkultur" entwickelt werden. Auch mit der Händlergemeinschaft Ardeo wollte er sprechen.

Laut Ardeo-Vorsitzenden Wolfgang Kraus sind bislang aber keine Gespräche gelaufen. Allerdings gibt Kraus auch zu bedenken, dass nicht alle Ardeo-Mitglieder auch die Hausbesitzer seien. Und von diesen wohnten auch nicht alle in Erding. "Die alle an einen Tisch zu kriegen, das ist sicher schwierig", sagt Kraus, der schräg gegenüber vom Rathaus den Modeladen Kraus führt. Das sieht OB Gotz anders. Er habe das Thema sehr wohl bei der Jahreshauptversammlung im vergangenen Jahr das Thema angesprochen. Und was die Hausbesitzer betrifft, so sitze doch Ardeo am längeren Hebel, was deren Benachrichtigung anbelange.

Immerhin hat der Vater von Wolfgang Kraus an dem denkmalgeschützten Geschäftshaus vor über einem Jahr einen Strahler angebracht. Der Familie gefällt die Beleuchtung gut, sagt Kraus. Aber mehr ist seither auch nicht passiert.

Dabei komme die Profi-Illumination gut an, betont Oberbürgermeister Gotz. Das habe er von Seiten seiner Landkreiskollegen bei einer Stadtführung immer wieder gehört. "Die Beleuchtung sieht auch wirklich toll aus", so Gotz. Neben der Optik verweist er noch auf einen zweiten positiven Punkt: den Sicherheitsaspekt. "Das Trottoir ist hell ausgeleuchtet, es gibt keine dunklen Nischen." Passanten könnten sich so sicherer fühlen.

Für das Beleuchtungskonzept müssen die Hauseigentümer, wenn sie denn teilnehmen, je nach Ausführung mit etwa 500 Euro oder circa 2000 Euro rechnen, das war die Aussage 2017. Und die gilt laut Gotz noch immer. Die Hausbesitzer behalten die Leuchten, die Stadt übernimmt die Montage, Unterhalt und Stromkosten.

OB Gotz hofft, "dass doch noch Schwung in die Sache kommt". Immerhin ist nach seinen Angaben geplant, die Beleuchtung am Heilig-Geist-Kircherl anzubringen. Für den neuen städtischen Verwaltungstrakt, der gerade gegenüber dem Rathaus errichtet wird, sind die Strahler bereitseingelagert. Vielleicht bringt ja die Adventsaktion von Ardeo einen Motivationsschub. Am 30. November soll es eine "Nacht der Wunschsterne" in der Erdinger Innenstadt geben, eine Gemeinschaftsaktion von "Wunschstern - Erding hilft", "Licht in die Herzen" und Ardeo. Laut Pressemitteilung soll zum Auftakt der Stadtturm von Erding "mit einem Sternenregen" illuminiert werden.

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Quelle:
SZ vom 16.11.2018
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