Die Bürger Energie Gemeinschaft Isental (BEG) kann richtig loslegen. Das Interesse an der Genossenschaft, die mit Wind und Sonne zu einem wichtigen regionalen Stromproduzenten werden möchte, ist offenkundig groß. Zur Auftaktversammlung kamen etwa 250 interessierte Bürgerinnen und Bürger in den Klement-Saal in Isen. „Ich bin ganz schön geplättet“, sagte Heiko Koxholt, einer der vier Vorstände der Genossenschaft, in seiner Begrüßung, „dass es so groß wird, damit hatten wir nicht gerechnet.“
Doch nicht nur das Interesse ist vorhanden. Viele Menschen im Landkreis Erding sind offensichtlich auch vom Konzept und dem unternehmerischen Potenzial der BEG Isental überzeugt. Mehr als 1000 Genossenschaftsanteile à 120 Euro wurden noch während der Veranstaltung gezeichnet.
Die BEG Isental ist seit wenigen Wochen eine eingetragene Genossenschaft. Bis zur Auftaktveranstaltung hatte die BEG Isental schon etwa 70 Mitglieder. Den im vergangenen Jahr gegründeten Verein Bürger-Energie Isental mit aktuell gut 200 Mitgliedern wird es weiterhin geben, stellte Heiko Koxholt klar. Der Verein ist für die ideelle und ehrenamtliche Arbeit da, die Genossenschaft für das operative Geschäft.

Vorstandsmitglied Karsten Borgmann erklärte die grundlegenden Bedingungen der Genossenschaft. Jedes Mitglied hat eine Stimme in der Genossenschaftsversammlung, wo alle grundlegenden Entscheidungen demokratisch getroffen werden. Man muss mindestens einen Genossenschaftsanteil erwerben, die Höchstgrenze sind 200 Anteile. Maximal kann man also pro Person 24 000 Euro investieren. Es ist möglich, auch für Minderjährige Anteile zu zeichnen, ein Erziehungsberechtigter übernimmt dann bis zur Volljährigkeit das Stimmrecht. Genossenschaftsanteile müssen mindestens fünf Jahre gehalten werden und sind vererbbar.
Um Mitglied zu werden, muss man einen „regionalen Bezug“ haben. Konkret heißt das zu Beispiel, man lebt man oder stammt aus dem Landkreis Erding. In Zweifelsfälle entscheidet der Vorstand. Die Regelung ist eingeführt worden, damit die BEG Isental nicht als reine Investitionsmöglichkeit genutzt werden kann. Das Kerngebiet umfasste zunächst die Gemeinden Isen, Sankt Wolfgang, Lengdorf und Buch am Buchrain.
Mittlerweile hat die BEG aber auch schon in Forstern, Pastetten und Wörth um Kooperation und Unterstützung der Kommunen geworben. Den Namen „BEG Isental“ werde man aber beibehalten, sagte Vorstandsmitglied Benedikt Pointner, auch wenn man mittlerweile den gesamten Landkreis Erding als eigene Region ansehe. Das heißt: Auch als Erdinger oder Taufkirchenerin kann man dabei sein.
Als erste Investition hat die BEG Isental eine Photovoltaikanlage auf dem Dach der Schule Isen errichtet. Eine ähnliche PV-Anlage in Sankt Wolfgang neben der dortigen Kläranlage ist in Planung. „Ein ganz, ganz wichtiges Thema für uns ist aber die Windkraft“, erklärte Vorstandsmitglied Bernhard Gangkofer. Der Mix aus Sonne, Wind und Stromspeicherung sei wesentlich für eine gelungene Energiewende. Windkraftanlagen bringen Strom, wenn die Sonne nicht scheint, und sie erzeugen viel Energie auf einmal. Vorbild für die BEG Isental sind dabei die Bürgerenergiegenossenschaften Pfaffenhofen und Freisinger Land, die bereits jeweils mehrere Windkraftanlagen gebaut haben und betreiben, die viele Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen.

BEG Isental:„Das Fernziel ist, eine gewisse Autarkie zu schaffen“
Die Bürger Energie Gemeinschaft Isental ist seit Kurzem eine eingetragene Genossenschaft. Mit einem relativ kleinen Projekt, einer PV-Anlage auf der Schule Isen, geht es los. Der Bau von mehreren großen Windrädern ist schon in Planung.
Die BEG Isental hat mehrere potenzielle Windkraftstandorte im Blick. Zwei große Windräder könnten einmal in der Nähe der ehemaligen Deponie im Sollacher Forst stehen, zwei weitere weiter nördlich auf demselben Hügelrücken oberhalb von Kopfsburg. Benedikt Pointner zeigte in der Versammlung Visualisierungen der Windkraftanlagen. Finanziert werden sollen die mehrere Millionen Euro teuren Anlagen nicht nur mit Kapital der Gennossenschaft, sondern vor allem mit Bankdarlehnen.
Zum Konzept der BEG Isental gehört auch, dass die späteren Anlieger vor möglichem Schattenwurf der Rotoren geschützt werden. Es lässt sich genau berechnen, an welchen Tagen und Stunde Schattenwurf auf Wohngebäude überhaupt ein Thema wäre. In diesen Zeiten, die aufs Jahr gesehen „nur ein Wimpernschlag ist“, so Pointner, werde man die Windräder abschalten. Auch der Naturschutz „ist uns heilig“, sagte Pointner. Vogelflug wird mit Radar überwacht, Fledermäuse mit Ultraschallortung, sodass im Bedarfsfall die Rotoren automatisch auf Stillstand geschaltet werden können.
Andreas Herschmann, der Vorstandsvorsitzende der BEG Pfaffenhofen, betonte in seinem Gastvortrag die Vorteile einer Bürgerenergiegenossenschaft. Auf diese Weise werde die Energieversorgung „unabhängiger“ und „demokratisiert“. Er verhehlte nicht, dass es in seiner Region auch Widerstand gegen Projekte seiner Genossenschaft gab. In Ilmmünster im Landkreis Pfaffenhofen wurde der Bau von drei BEG-Anlagen durch ein Bürgerbegehren verhindert. „Nun baut dort ein Investor fünf Windkraftanlagen ohne Bürgerbeteiligunng“, sagte Herschmann.
Regionale Energieproduktion aus Gründen der „Versorgungssicherheit“
An der Auftaktveranstaltungen nahmen mehrere Bürgermeisterinnen und Bürgermeister teil. Irmgard Hibler aus Isen sagte, sie überzeuge an der Genossenschaft, „dass die eigenen Leute sich an der eigenen Stromproduktion beteiligen können“. Ullrich Gaigl aus Sankt Wolfgang hob hervor, dass die regionale Energieproduktion aus Gründen der „Versorgungssicherheit“ der richtige Weg sei.
Der Pastettener Bürgermeister Peter Deischl sagte, ihm gefalle „die Transparenz“ und dass eine Genossenschaft zur regionalen Wertschöpfung beitrage – „das ist ein Riesenvorteil für uns alle“. Der Moosinninger Bürgermeister Georg Nagler war als einer der Geschäftsführer der Energievision Erding (EVE) gekommen. Er sagte, „es geht nicht mehr darum, ob Winddräder kommen“, sondern ob man Einfluss darauf nehmen könne.