Bayerische SchulpolitikEin Kind zu wenig im Holzland

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Jahrelang gab es zwei kleine Klassen an zwei Standorten - nun darf nicht geteilt werden

Von Jakob Ille, Hohenpolding

Die drei kleinen Holzlandgemeinden Kirchberg, Hohenpolding und Steinkirchen haben eine gemeinsame Grundschule, organisatorisch gesehen. Es gibt einen Rektor, ein Kollegium, eine Verwaltung. Aber es gibt zwei Schulhäuser. Eines steht in Schröding, das andere in Hohenpolding, Luftlinie 4,5 Kilometer entfernt. In den vergangenen Jahren ging es immer auf: Für jeden Jahrgang konnten je eine Klasse in Schröding und in Hohenpolding gebildet werden. Es waren stets relativ kleine Klassen. Das ist eh pädagogisch vorteilhaft, in Corona-Zeiten aber von zusätzlichem Wert. Ausgerechnet fürs kommende Schuljahr schaut es nun schlecht aus. Im Schulverband sind 28 Schulanfänger und Schulanfängerinnen gemeldet. Zwei Klassen darf es aber nur geben, wenn es 29 Kinder wären. So ist es Vorschrift - was man in Pandemiezeiten in dieser Striktheit im Holzland nicht so recht nachvollziehen kann.

Bis vor Kurzem schien es noch so, dass in jedem der beiden Schulhäuser eine erste Klasse unterrichtet werden könnte. Da nun aber ein Erstklässler an eine andere Schule gehen wird, ist das nicht mehr möglich. "Ich verstehe, dass es Hürden gibt, die normalerweise unüberwindbar sind", sagt ein Vater. "Aber wenn man bedenkt, was in den letzten eineinhalb Jahren an Ausnahmen möglich war, frage ich mich schon, weshalb das Kultusministerium hier an den bestehenden Regeln festhält." Es sei ihm unverständlich, warum nicht mehr Rücksicht auf die Schwächsten der Gesellschaft genommen werde.

Alfons Beilhack, Bürgermeister der Gemeinde Hohenpolding und Vorsitzender des Schulverbandes Schröding, sagt, er verstehe zwar die Entscheidung, an den bestehenden Regeln festzuhalten. Doch auch er hätte sich mehr Flexibilität von den Entscheidungsträgern gewünscht. "Das Schulamt und das Kultusministerium möchten mit aller Gewalt Präsenzunterricht möglich machen - das finde ich gut." Aber eine große Klasse mit 28 Kindern würde doch die Gefahr von Wechselunterricht erhöhen. "Ich denke mir, in der heutigen Zeit hätte man eine Ausnahmelösung finden können", sagt Beilhack.

An den Schulhäusern in Schröding und Hohenpolding seien sowohl ausreichend Lehrkräfte als auch Räumlichkeiten vorhanden. In den vergangenen Jahren habe es ja auch immer vier Klassen in jedem Schulhaus gegeben. "Grundschullehrer sind aber noch immer Mangelware", erklärt sich Beilhack die Entscheidung, "wahrscheinlich wollte man keinen Präzedenzfall schaffen." Gerade in den ersten Klassen seien kleine Gruppen jedoch auch unabhängig von Corona wünschenswert.

"Als die E-Mail mit der Nachricht kam, dass es eine große anstatt zwei kleiner Klassen geben wird, sind einige Mütter in Tränen ausgebrochen", sagt Amrei Titus. Die Hohenpoldingerin ist selbst nicht betroffen, da ihr Kind noch im Kindergarten ist. Doch auch sie mache sich Sorgen, sagt sie, und sie frage sich, wie es im kommenden Jahr sein wird. "Wir haben immer noch eine Pandemie. Es geht um den Schutz der Schüler."

Eine erste Klasse in Hohenpolding wird es wohl nur geben, wenn doch mehr als 28 Kinder eine der Schulen im Schulverband besuchen wollen. Darauf hofft auch Bürgermeister Beilhack: "Letztes Jahr hatten wir dasselbe Problem in einer zweiten Klasse, dann hat sich gegen Ende der Ferien noch ein Kind gemeldet."

© SZ vom 12.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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