Bauvorhaben:Dicke Höhenluft

Bauvorhaben: Ursprünglich war hier in Poing Wohnraum für 2000 Menschen angedacht - nun soll Platz für die doppelte Menge entstehen.

Ursprünglich war hier in Poing Wohnraum für 2000 Menschen angedacht - nun soll Platz für die doppelte Menge entstehen.

(Foto: Christian Endt)

Die umliegenden Gemeinden und das Landratsamt sind dagegen, dennoch hält Poing an seinem Plänen für das Neubaugebiet "W 7 Am Bergfeld" fest: Es sollen bis zu viergeschossige Häuser für 4000 Menschen entstehen

Von Johanna Feckl, Poing

Die Bedenken sind groß. So groß, dass es gut sechs Din-A 4-Seiten benötigt, um sie schriftlich darzulegen. Es geht um die Pläne für das neue Poinger Wohngebiet "W 7 Am Bergfeld", das nördlich vom Zauberwinkel, gegenüber der neuen Grundschule am Bergfeld entstehen soll. Der Konsens all dieser Bedenken derNachbargemeinden Pliening, Vaterstetten und Kirchheim sowie vom Landratsamt Ebersberg: Poing will zu viel - zu viele Stockwerke für zu viele Menschen, die zu viel Verkehr verursachen. Und Poing selbst: Sieht das anders und bleibt bei den aktuellen Plänen.

Ursprünglich war das Gebiet für 2000 Neu-Poinger gedacht. Nun soll es doppelt so groß werden: Die einst 43 100 Quadratmeter große Geschossfläche ist auf 81 500 Quadratmeter gewachsen. Etwa 4000 Menschen sollen dort einmal wohnen können. Statt ehemals geplanten zwei Stockwerken sollen die Häuser jetzt bis zu vier Geschosse bekommen. Ähnlich hohe Gebäude gibt es in Poing bereits. Das neue Wohngebiet wird auf der Höhe von Ottersberg entstehen, einem Ortsteil der Nachbargemeinde Pliening.

Vor allem Pliening, die Gemeinde in Poinger Winkweite sozusagen, wählte in seiner Stellungnahme sehr deutliche Worte: In der momentanen Fassung sei das Bauvorhaben "nicht rechtswirksam durchzuführen." Die Gemeinde verweist auf den Grundsatz der Konfliktbewältigung des Baugesetzbuchs, über den sich Poing hinwegsetze. Die Gemeinde Pliening bezieht sich auf eine Prognose, laut der der Verkehr von derzeit 1500 Kraftfahrzeugen auf der Plieninger Straße/EBE 2 in Richtung Ottersberg durch das neue Baugebiet um mehr als 13 Prozent zunehmen wird.

Die Verkehrsproblematik heben auch Vaterstetten und Kirchheim. Vaterstetten nennt die Anschlussstelle in Parsdorf zur Autobahn A 94, die voraussichtlich weitaus mehr frequentiert wird. Kirchheim fürchtet eine zunehmende Belastung der Staatsstraße 2082, der M 1 und der örtlichen Straßen. Die Gutachten und Prognosen den Verkehr betreffend, die Poing bereits im Jahr 2016 in Auftrag gegeben hat, würden aber nur die Straßen im Gebiet des geplanten Bauvorhabens selbst berücksichtigen - nicht, inwieweit auch der Verkehr außerhalb von Poing beeinflusst wird. Deshalb fordern die Gemeinden Vaterstetten und Kirchheim (Landkreis München) eine Erweiterung des Gutachtens.

Diesen Einwänden der drei Nachbargemeinden stimmte Poing nicht zu. In einer Stellungnahme verweist die Gemeinde auf das Projekt "Überregionale Verkehrsplanung für den Raum München Ost", in der die Landeshauptstadt und elf umliegende Gemeinden ohnehin schon Konzepte zur Entschärfung der Verkehrssituation erarbeiten würden. Außerdem rechtfertigt Poing seine Baupläne damit, dass bereits im Flächennutzungsplan der Gemeinde im Jahr 1984 eine Auslegung auf 20 000 Einwohner festgehalten wurde. Daran halte sich die Gemeinde auch: Der Zuzug durch die vergangenen Neubaugebiete "Zauberwinkel" und "Seewinkel" habe sich in Grenzen gehalten. Durch die Entscheidung, bei dem W 7-Vorhaben nicht mehr nur für 2000 sondern nun für 4000 Neu-Poinger bauen zu wollen, würden also lediglich die bestehenden Reserven genutzt. Dass die Baupläne größere Auswirkungen auf den Verkehr der Nachbargemeinden haben werden, bestreitet Poing.

Neben dem wachsenden Verkehr sehen Pliening und die Bauleitplanung des Landratsamtes ein Problem in der geplanten Höhe der neuen Häuser: Dass Poing an der unmittelbaren Grenze zu Pliening ein bis zu viergeschossiges Bauvorhaben realisieren will, bewertet Pliening als "eine völlige Rücksichtslosigkeit" und als "Desinteresse an der Wahrung des Landschaftsbildes". Pliening schlägt vor, die viergeschossige Bebauung zu verlegen, nämlich in die Nähe des neuen Gymnasiums. Das werde ohnehin fünf Stockwerke bekommen, städtebaulich würden also viergeschossige Wohnungen besser dort hin passen. Die Baupläne am unmittelbaren Ortsrand und damit auch in großer Nähe zu Pliening sollen hingegen maximal zweigeschossig werden.

Grundsätzlich lenkt Poing bei der Höhe ein; es sei möglich, die Geschosse von vier auf drei zu reduzieren - so lautet die Anregung des Landratsamtes. Aber: Dann müsste man an anderer Stelle aufstocken und fünf statt vier bauen, und dadurch würden vorgeschriebene Abstandsflächen an vielen Stellen nicht mehr eingehalten werden können. Plienings Vorschlag sei also nicht umsetzbar, Poing hält an der viergeschossigen Bebauung am Ortsrand auf Höhe von Ottersberg fest. Am Ende der Sitzung beschloss Poing, den Bebauungsplan in der vorliegenden Form weiterzuverfolgen.

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