Süddeutsche Zeitung

"Baumturen":Holz, Licht und Farbe

Lesezeit: 2 min

Der Bildhauer Franz Robert Czieslik zeigt circa 30 skulpturale Objekte entlang eines Weges vom Taufkirchener Rathaus am Wasserschloss vorbei in den Klinikpark - bis zum "Meditationsraum" von Rupprecht Geiger, dessen letzter Schüler er war

Von Florian Tempel, Taufkirchen

Anfang der 2000er Jahre war Franz Robert Czieslik zum ersten Mal in Taufkirchen. Er war damals Assistent des Malers und Bildhauers Rupprecht Geiger, der im Park der psychiatrischen Klinik 1991 eine "Meditationsraum" genannte begehbare Skulptur geschaffen hatte. Von außen sieht man etwa zwei Meter hohe Betonmauern, die oval und rechteckig ineinander verbunden sind. Im Inneren leuchten die Wände in einem intensiven, strahlenden Rot. Die Simultanität eines Aufenthalts im Innen und Außen, in realer Natur und abstraktem Farbraum, ist eines der scheinbar paradoxen Erlebnisse, die Geigers Werk ermöglicht. Eine Aufgabe von Cziesliks vor etwa 15 Jahren war es, den begehbaren Meditationsraum zu renovieren. Schon damals hatte der Wunsch, so sagt er es heute, irgendwann mit eigenen Skulpturen in den Klinikpark zurückzukehren.

Nun ist es soweit. Von diesem Donnerstag an sind bis zum 20. Oktober etwa 30 farbige Objekte von Franz Robert Czieslik in Taufkirchen zu sehen - und wem sie gefallen, der kann sie auch kaufen. Die Skulpturen sind entlang eines Weges aufgestellt, der am Rathaus beginnt, zum Wasserschloss führt und weiter um den Schlossgraben in den Park der Klinik geht.

Franz Robert Czieslik war der letzte Assistent und Schüler von Rupprecht Geiger. Nach fünf Jahren extrem intensiver Farben-Erfahrung wandte er sich 2005 wieder eigenen Holzarbeiten zu. Die Beschäftigung mit dem natürlich gewachsenen Material beschäftigt und begeistert ihn seit seiner frühen Jugend. Der 1965 in Leipzig geborene und in Wismar aufgewachsene Czieslik hat schon mit 13 Jahren mit der Holzbildhauerei angefangen, später eine Schreinerlehre absolviert, als Holzrestaurator, Möbeldesigner und Dozent gearbeitet.

Die Skulpturen von Franz Robert Czieslik ...

... sind von diesem Donnerstag an bis zum 20. Oktober in Taufkirchen zu sehen ...

... und wem sie gefallen, der kann sie auch kaufen. Fotos: Renate Schmidt

Doch das Leben ist kein ruhiger, gerader Fluss. In einer persönliche Lebenskrise gab Czieslik seine kreative Arbeit für einige Jahre ganz auf, zog sich von der Kunst ganz zurück, ging nach Niedersachsen und lebte von Jobs in der Landwirtschaft. Nur langsam, nach und nach fand er seinen Weg raus aus der Depression, zurück zur künstlerischen Kreativität und wandte sich erneut dem experimentellen Gestalten mit Farbe als Element an seinen Skulpturen zu.

Julia Geiger, die das Archiv ihres Großvaters Rupprecht betreut, nahm mit Czieslik Kontakt auf und ermunterte ihn eine eigene Ausstellung in Taufkirchen zu verwirklichen. Er rief im Frühjahr bei der Gemeindeverwaltung an, kam im Mai nach Taufkirchen und klärte seine Ausstellung ab.

Sein bevorzugtes, fast immer verwendetes Material ist Robinien-Holz. Czieslik bearbeitet frische Stämme. Er schneidet sie, um der inneren Spannung des Holzes Raum zur Entfaltung zu geben, so dass es bei Trocknen nicht reißt, sondern neue Formen annimmt. An seinen Skulpturen legt er auf einer Seite die natürlich gewachsene Struktur unter der Rinde frei. Man sieht die Astansätze, die Konturen des Baumes und seine Oberflächenzeichnung. Auf der anderen Seite greift Czieslik als Bearbeiter stärker ein, indem er das Innere schneidet, glättet oder aushöhlt.

Nach dem Bearbeitungsprozess und einer mehrmonatigen Ruhe- und Trocknungsphase folgt der Auftrag der Farben. In früheren Arbeiten hat Czieslik strikt Schwarz und Weiß verwendet und somit Skulpturen mit sehr hohem Kontrast geschaffen. Erst vor einem Jahr hat er sich zunehmend von den Nicht-Farben gelöst. Das Schwarz wurde durch intensives Blau abgelöst, das Weiß von leuchtenden Gelb-, Orange- und Rottönen. So fusioniert Czieslik natürlich gewachsenes Material mit abstrakt farbigen Flächen zu dreidimensionalen Objekten voller neuer Aussagekraft.

Er selbst beschreibt die Wirkung, die seine Skulpturen auf den Betrachter entfalten sollen, so: "Die Leuchtkraft der Farbe wirkt als ein Hinlocken zum Schauen, ähnlich, wie man es beim Beobachten eines bunten Schmetterlings empfindet."

"Baumturen" , Skulpturen von Franz Robert Czieslik, von Donnerstag 25. Juli bis 20. Oktober; der Weg beginnt hinter dem Rathaus Taufkirchen.

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Quelle:
SZ vom 25.07.2019
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