Bauen über dem Parkplatz:Neue Ideen für neuen Wohnraum

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Erdinger CSU diskutiert ohne Denkverbote - und formuliert frische Ansätze

Von Antonia Steiger, Erding

Man muss den Gedanken auch mal freien Lauf lassen. Das hat die Erdinger CSU bei ihrem Frühschoppen am Sonntag im Gasthaus Kreuzeder getan und ohne Denkverbote nach Lösungen für den angespannten Wohnungsmarkt gesucht. Herausgekommen ist unter anderem die Idee, den Parkplatz am Klinikum Erding zu überdachen und drüber Wohnungen zu bauen. Oder Verwaltungsräume, um an anderer Stelle Büros in Wohnungen zu verwandeln.

Das Problem ist so bekannt wie vielschichtig und von der Stadtpolitik alleine nicht zu lösen, das wurde deutlich in der Gesprächsrunde, die der CSU-Stadtrat Hubert Sandtner leitete und die er mit ein paar Impulsen zum Reden brachte. Sandtner sagte, Immobilien gälten heute nicht mehr als Wohnraum, sondern hätten den Status einer Ware bekommen, mit der Handel getrieben werde. Die Stadtpolitik müsse alles dran setzen, dass aus "der schönen Stadt Erding" kein "Monopoly Erding" werde. Doch eines ist allen klar: Die Nachfrage nach Wohnraum ist mit einem erhöhten Angebot nicht zu befriedigen, so sah das unter anderem Thomas Bauer. Ob und wie ein größeres Angebot überhaupt bereitgestellt werden sollte und könnte, darüber gehen die Meinungen auseinander. So wies CSU-Fraktionschef Jakob Mittermeier darauf hin, dass "in der Pipeline" Bebauungspläne für bis zu 8000 Neu-Erdinger seien. Bis zur zweiten Hälfte des kommenden Jahrzehnts könnten sie verwirklicht werden. Recht viel schneller wird es auch nicht gehen, wenn der Vorschlag umgesetzt werden könnte, das Baurecht zu entrümpeln. So wies unter anderem Hermann Schießl darauf hin, dass die Anforderungen an Brand- und Lärmschutz sowie an die Wärmedämmung überhöht seien und preisgünstiges Bauen verhinderten. Sogleich schloss sich die Frage an, ob die Vereinfachungen für den Wohnungsbau, wenn sie denn kämen, den Mietern zugute kämen oder ob diejenigen, die damit ihr Geld machten, nicht "noch mehr einschieben". Ein ebenfalls nicht kurzfristig umsetzbaren Weg schlug Sandtner selbst vor: eine Regionalisierung des Baurechts, das unterschiedliche Vorgaben für das Bauen in Metropolen und auf dem Land macht.

Er wünscht sich, dass in der Erdinger Innenstadt mehr für die Wohnbebauung getan werde. Zu viel Räume stünden leer; viele investierten nicht, weil es zu teuer ist, andere werden gestoppt von Vorgaben der Unteren Denkmalschutzbehörde. Für die Entwicklung der Innenstadt sieht Sandtner allerdings auch Möglichkeiten für die Stadtpolitik: Die Stellplatzsatzung müsse überarbeitet werden. Denn wenn alte Häuser modernisiert werden, falle der Bestandsschutz weg. Hohe Stellplatzablösen seien die Folge - ein weiterer Faktor, der Immobilienbesitzer davon abhalte, Wohnraum zu schaffen.

© SZ vom 22.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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