Bahntrasse in Dorfen:Neue Lösung, neue Hoffnung

Erding richtig Bahntrasse

Erding richtig Bahntrasse Erding

(Foto: Vieregg Rössler GmbH)

Der Dorfener Stadtrat beschließt einstimmig, die von Martin Vieregg vorgelegten Ausbaupläne als Wunschvariante weiterzuverfolgen. Die Alternative scheint technisch machbar und soll nicht kostspieliger sein

Von Florian Tempel, Dorfen

So könnte es, so müsste es gehen: Die vom Münchner Verkehrsplaner Martin Vieregg am Dienstag vorgestellte Lösung, beim Bahnausbau in Dorfen die Gleise nicht in einen Tunnel oder einen Betontrog zu legen, sondern in einen mit Gabionenwänden gestützten Graben, ist beim Stadtrat auf einmütige Zustimmung gestoßen. Laut Vieregg ist das "erstaunlicher Weise nicht teurer als die Lösung der Bahn". Die Kosten seien "praktisch identisch". Nach einem einstimmigen Beschluss des Stadtrats soll die Vieregg-Variante nun beim Bundesverkehrsministerium als Dorfener Wunschlösung vorgestellt und durchgesetzt werden. Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) nannte sie "eine durchaus gute Planungsalternative", die in mehrerer Hinsicht besser sei als das, was die Bahn vorgelegt hat.

Die Bahnplaner haben einen weitgehend ebenerdigen Ausbau vorgeschlagen, bei dem nur ein relativ kurzes Stück der Gleise tiefergelegt würde. Die vom Stadtrat und von der Bürgerinitiative gesehenen Nachteile sind jedoch reichlich: hässliche, kilometerlange Lärmschutzwände entlang der Gleise; unschöne Brückenbauwerke an der Bundesstraße B 15 und in Kloster Moosen; um mehrere hundert Meter nach Osten verlegte Bahnsteige weit weg vom Bahnhofsgebäude; keine sinnvolle Erschließung des geplanten, neuen Stadtteils auf dem Meindl-Areal. Die Vieregg-Variante löst diese und weitere kritische Punkte auf.

Vieregg sagte bei der Vorstellung seiner Pläne, dass die wesentlichen Ideen dazu bereits von anderen vorgedacht worden waren: Georg Brandhuber, der Gründer und Sprecher der Bürgerinitiative "Für einen Bahnausbau ohne Mauern und Schranken", hatte nach der Stilllegung der Dachziegelfabrik Meindl als erster eine Verlegung der Gleise weiter nach Süden vorgeschlagen. Umweltreferent Gerald Forstmaier (Grün-Alternative Liste) hatte eine halb so tiefe Troglösung mit begrünten Lärmschutzwällen ins Spiel gebracht. Vieregg hat beide Ideen kombiniert und mit einem dritten grundsätzlichen Aspekt verbunden: "Das Ganze kommt weitgehend ohne Beton aus." Das sei nicht nur "technisch machbar", sondern mache die Lösung vor allem nicht teurer als die der Bahn, denn "Beton ist sehr teuer", sagte Vieregg. Die Verlegung der neuen Gleise etwa 50 Meter weiter nach Süden hat bereits in der Bauphase einen großen Vorteil: Man könnte in Ruhe arbeiten, während die Züge weiter unbehelligt durch Dorfen fahren. Die hohen Zusatzkosten für das "Bauen unterm rollenden Rad" fielen gar nicht erst an.

Vieregg räumte ein, dass seine Varianten in anderen Punkte dafür teurer sei, als die Bahnplanung. Um die Gleise zum Teil in der Hangkante des Isentals in einem tiefen Graben verschwinden zu lassen, müssten 600 000 Kubikmeter Erde bewegt werden. Die Hälfte des Erdreichs könne zwar zur Aufschüttung von Lärmschutzwällen verwendet werden. 300 000 Kubikmeter müssten indes abtransportiert werden. Das könne man zum Beispiel bewerkstelligen, indem man das Erdreich ein Jahr lang mit zwei Güterzüge pro Tag wegfahre, was "ohne große Belästigung für die Anwohner geht".

Viereggs Lösung sieht vor, dass der Bahnübergang Rutzmoos ganz aufgelöst wird und die Staatsstraße von Isen dann parallel neben den Bahngleisen bis zur B 15 führt. Die Abstützung der steilen Grabenwände mit Gabionenmauern, sei nicht nur kostengünstig, sondern auch vom Lärmschutz sehr effektiv, sagte Vieregg. Die Einfädelung in die Bundesstraße regelt dort ein Kreisverkehr, von dem es auch in die Straße nach Unterhausmehring geht. An der Birkenallee wird eine Brücke für Fußgänger und Radfahrer über den Gleisgraben gebaut (siehe Grafik). Am Bahnhof Dorfen werden die Bahnsteige unten im Graben angelegt. Und da, wo heute der Bahnübergang zum Meindl-Gelände ist, kann ebenfalls ein Zugang zu den Bahnsteigen eingerichtet werden. Nach einer Aufschüttung des Meindl-Areals ist dort dann auch der Bau einer Straßenbrücke möglich, so dass das geplante Quartier von der Bahnhofsstraße aus erschlossen wird. Vieregg hat außerdem das Thema Hochwasserschutz mitbedacht. Er habe seine Planungen mit dem Hydrogeologen abgestimmt, der zum Schutz der Stadt eine Ableitung des Oberhausmehringer Bachs nach Westen plant. Vieregg hat Wassergräben neben dem Gleisbett vorgesehen.

Vertreter aller Faktionen lobten die Pläne Viereggs und dankten der Bürgerinitiative. Allen voran deren Gründer und Sprecher Georg Brandhuber hat mit seiner Beharrlichkeit dafür gesorgt, dass die Stadt eine Planungsvariante vorweisen kann, die der Bahn in vielen Punkten überlegen erscheint. Er hat den Petitionsausschuss des Bundestags und Vieregg nach Dorfen gebracht.

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