Süddeutsche Zeitung

Bahnausbau in Dorfen:Leserbrief

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Lasst euch nicht einschüchtern!

Zu "Ausrangiert" und dem Kommentar "Nicht ernsthaft ernst genommen" vom Freitag, 13. November:

Als Zuhörer der besagten Stadtratsitzung in Dorfen am vergangenen Mittwoch zunächst ein dickes Lob an Florian Tempel für die gute Zusammenfassung eines völlig verwirrenden Ablaufes dieser Sitzung.

Der Eklat gipfelte in der schroffen Ansage des Projektleiters der DB Netze, Klaus-Peter Zellmer, die Variante des Planungsbüros Vieregg-Rössler, auf keinen Fall bauen zu wollen. Wir haben uns die Frage gestellt: Wie haben denn die beiden Parteien auf ihrer Klausurtagung in Mühldorf miteinander gesprochen? Wie kann es sein, dass man Herrn Dr. Vieregg beauftragt, noch etliche Punkte nachzubessern, um dann an jenem Abend ihm vor versammeltem Publikum seine gesamte Planung um die Ohren zu hauen?

In seiner brüsken Ablehnung der von den Dorfener Stadträten und vielen Dorfener Bürgern gewünschten Variante machte Herr Zellmer unmissverständlich klar, dass er am längeren Hebel sitzt und seine bereits 2016 vorgestellte Vorzugstrasse im Verkehrsministerium vertreten wird. Diese sei um circa 40 Millionen Euro günstiger, als die Dorfener Vorzugsvariante. Herr Dr. Vieregg widersprach dem vehement.

Stadträte und Zuhörer waren ratlos und Heiner Müller-Ermann wies richtigerweise darauf hin, dass die Bahn sich bei ihren Kostenschätzungen schon oft vertan hat und das Büro Vieregg-Rössler nachweislich in der Lage war, Kosten richtig zu berechnen. Der Versuch, hier dem Büro Vieregg-Rössler Inkompetenz zu unterstellen, ist nicht gerechtfertigt.

Das Angebot von Herrn Zellmer, über kleinere Veränderungen noch zu reden, wenn die Stadt ihre Vorzugsvariante des Büros Vieregg-Rössler nicht auch im Ministerium einreicht, wirkte auf uns eher wie eine Erpressung. Hatte nicht der Petitionsausschuss des Bundestags, der im Juni 2017 nach Dorfen kam, die Dorfener ermutigt, für sie städtebaulich verträgliche Lösungen zu entwickeln? Nach den Ausführungen von Herrn Zellmer bleibt davon nichts übrig.

Wir appellieren an die Stadträte aller Parteien: Lasst euch nicht einschüchtern! Schickt die Dorfener Vorzugsvariante nicht nur an den Petitionsausschuss, sondern auch ins Bundesverkehrsministerium nach Berlin. Vielleicht wird dort ja doch ein unvoreingenommener Beamter stutzig ob des krassen Auseinanderklaffens der Kostenschätzungen und lässt dies nachprüfen.

Als Bürger und Steuerzahler wollen wir unsere Hoffnung noch nicht aufgeben, dass dort Interesse besteht, die Baumaßnahmen der DB Netze in Einklang mit wesentlichen Belangen betroffener Städte hinsichtlich einer zukunftsfähigen Stadtentwicklung und Verkehrsplanung zu bringen. Die Stadt Dorfen hat nichts zu verlieren. Sie kann nur gewinnen.

Claudia und Wolfram Honsberg, Dorfen

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Quelle:
SZ vom 18.11.2020
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