Bahnausbau in Dorfen:"Jetzt geht es Richtung Feintuning"

Die Grundzüge des Ausbaus der Bahnstrecke München-Mühldorf stehen fest. Die Lösungen für die neuen Bahnübergänge muten allerdings mitunter sonderbar an. Und wie der Lärmschutz aussehen wird, bleibt unbekannt

Von Florian Tempel, Dorfen

Das Stadium der Vorplanungen für den Ausbau der Bahnstrecke München-Mühldorf-Freilassing sind weitgehend abgeschlossen. "Jetzt geht es in Richtung Feintuning", sagt Bahn-Sprecher Michael-Ernst Schmidt. Das heißt: An den grundsätzlichen Plänen wird sich nicht mehr viel ändern. Neu war zuletzt aber sowieso nur noch, dass die Bahnsteige in Dorfen deutlich nach Osten verschoben und auch die kleinen Stationen Thann-Matzbach und Walpertskirchen barrierefrei ausgebaut werden. Fast alles andere, was die Bahnplaner am Mittwoch in Dorfen einem eingeladenen Kreis von Bürgermeistern und Abgeordneten vorstellten, war so schon vorher bekannt. Die Frage, wie der Lärmschutz an der ausgebauten Strecke aussehen wird, ob zum Beispiel meterhohe Wände entlang der Gleise errichtet werden, blieb hingegen unbeantwortet. Die Antwort darauf gibt es erst später.

Bis der tatsächliche zweigleisige Ausbau mit Elektrifizierung wirklich beginnen kann, werden noch etliche Jahre vergehen. Die Feinplanungen, die auch die Lärmschutzmaßnahmen festlegen, werden noch einmal zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen. Danach folgen das Planfeststellungsverfahren, was wieder Jahre dauern wird, sowie mögliche Gerichtsprozesse. Und Geld muss auch her: 1,6 Milliarde Euro sind derzeit von den Bahnplanern für das Großprojekt veranschlagt.

Bahnausbau in Dorfen: Quelle: SZ-Grafik

Quelle: SZ-Grafik

Die Zeit der detaillieren Feinplanung soll eine "breite Öffentlichkeitsbeteiligung" begleiten, sagte Bahnsprecher Schmidt. Nach und nach wolle man in den kommenden Monaten in jede Kommune an der Bahnstrecke kommen, um die speziellen lokalen Punkte zu besprechen. Zum Beispiel die "überdurchschnittlich vielen Bahnübergänge" an der Strecke. Für die Kommunen und die Bürger sind gerade die Bahnübergänge - neben dem Lärmschutz - das wesentliches Thema.

In Dorfen ist das ganz besonders so. Nirgendwo sonst an der Strecke zwischen Markt Schwaben und Ampfing sind die geplanten Bahnübergänge so entschneidend wie hier. Die Dorfener Bürgerinitiative "Für einen Bahnausbau ohne Mauern und Schranken" weist seit Jahren daraufhin. Eine Tieferlegung der Gleise über eine weite Strecke von 3,5 Kilometer wird es aber nicht geben. Nur einen halbtiefen Trog auf einer Länge von 500 Metern ist geplant. Er ist auch der Grund dafür, dass die neuen Bahnsteige weiter nach Osten verlegt werden. Auf Höhe des bestehenden Bahnhofs hätte man tiefer gelegte Bahnsteige bauen müssen. Dass der Fahrkartenschalter im alten Bahnhofsgebäude später einige hundert Meter von den Bahnsteigen entfernt ist, ist nach Ansicht der Bahnplaner kein Problem.

Bahnausbau Dorfen Protest

So nett schaut es jetzt noch am kleinen Dorfener Bahnübergang an der Birkenallee rüber zur Lindenallee aus.

(Foto: oh)

Der größte Bahnübergang weit und breit liegt am südlichen Stadteingang, wo sich die Gleise und die Bundesstraße B 15 kreuzen. Und er ist der komplizierteste. Hier muss eine Straßenbrücke über die Gleise hin. Das Problem: Die Brücke kommt erst nach der Bahnhofstraße und der Straße Am Bahndamm wieder auf ebenerdiges Niveau. Die Bahnplaner habe dazu eine kreative, wenn auch etwas komisch anmutende Idee: In einem U-Bogen unter der B 15-Brücke hindurch verbinden sie die beiden sonst abgeschnittenen Straßen. Der Hauptverkehr zum Bahnhof würde später über die Zubringerstraße zum Supermarktgebiet führen. Damit es mit dem Abbiegen klappt, muss dort dann eine Ampelanlage gebaut werden.

Eine geradezu witzige Idee, die exemplarische zeigt, wie schwierige manche Bahnübergängen sind, ist die Lösung der Bahnplaner für den kleinen, noch idyllischen Bahnübergang an der Birkenallee. Hier wollen sie ein in einem Kreis und einer weiten Schleife angenehm sanft auf- und absteigende Brücke für Spaziergänger und Radfahrer errichten. Das dürfte vor allem Kindern gefallen.

Auch andernorts gibt es zahlreiche neue Bahnübergänge - die mal als Unterführungen, mal als Brücken geplant sind. Manche, wie die in Hörlkofen sollen schon in vier Jahren fertig sein, was lange vor dem eigentlichen Bahnausbau wäre. Übergänge mit Schranken wird es keinen einzigen mehr geben. Die Zahl der Züge, die zudem mit hohem Tempo über die Strecke rauschen sollen, wird sich zum heutigen Stand vervielfachen. Alle paar Minuten soll ein Zug fahren können.

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