Viele Autofahrer in Bayern dürfen auf günstigere Versicherungsbeiträge hoffen, für die Autofahrer im Landkreis Erding ist das Gegenteil der Fall. Sie müssen mit höheren Beiträgen rechnen. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat die Landkreise neu bewertet - und dabei den Landkreis Erding höher eingestuft. Im Bereich der Kfz-Haftpflicht wurde er vor kurzem auf Stufe zehn von zwölf hochgestuft.
Konkret betrifft die Anpassung knapp 1,5 Millionen Autofahrer im Freistaat: Während der GDV Zulassungsbezirken wie Regensburg, Dachau oder Garmisch-Partenkirchen künftig niedrigere Regionalklassen attestiert, sieht es für Erding, aber auch für Kitzingen und Passau weniger rosig aus. Etwa eine Million Autofahrer können sich demnach womöglich über geringere Beiträge bei Haftpflicht- und Kaskoversicherungen freuen, etwa eine halbe Million Versicherte müssen mit einer Erhöhung rechnen - darunter auch die Versicherten aus dem Landkreis Erding. Von der Hochstufung betroffen sind aktuell nur Kfz-Haftpflichtversicherungen, der Index der Kaskoversicherungen bleibt für den Erdinger Bereich unverändert.
Der Grund für eine Hochstufung ist simpel, wie Kathrin Jarosch vom GDV erklärt. Die Höhe der Einstufung richtet sich nach der durch Unfälle verursachten Gesamtschadenshöhe - nicht nach der Anzahl der Unfälle in dem Bezirk. Es ist also nicht ersichtlich, ob wenige sehr teure Schäden oder viele kleine zur jeweiligen Einstufung geführt haben. Zudem bilden die Regionalklassen nicht nur die Zahlen des vergangenen Jahres ab, sondern werden aus dem Schnitt der vergangenen drei Jahre errechnet.
Dass der Versicherungsbezirk Erding im deutschlandweiten Vergleich mehr solcher Vorfälle zu verbuchen hat als der Durchschnitt, wird bei einem Blick auf die Statistik ersichtlich. In den drei Klassen Kfz-Haftpflicht, Teilkasko und Vollkasko liegt der Landkreis überall oberhalb der Durchschnittswerte, bei Teilkaskoschäden sogar über 30 Zähler im Index. Aber auch die Nachbarlandkreise Freising, Landshut, Mühldorf und Ebersberg kommen bei der Erhebung nicht viel besser weg. Zwar steigt dort in diesem Jahr keine der drei Regionalklassen - dafür verzeichneten Bezirke wie Mühldorf aber schon vorher schlechtere Klassen als Erding.
Jarosch gibt aber zu bedenken, dass es sich bei der Regionalklasseneinstufung lediglich um eines von vielen Merkmalen bei der Tarifklasse handelt, zudem sei es ein freiwilliges. Insgesamt würden auch andere Merkmale wie das Alter des Fahrers, der Fahrzeugtyp oder die Kilometerleistung die Höhe des Beitrags bestimmen.
In Deutschland gibt es rund 400 Versicherungsbezirke, 97 davon liegen in Bayern. Der GDV teilt diese jährlich in Regionalklassen ein, abhängig davon, wie oft es in den Bezirken zu Versicherungsfällen kommt. Zwar ist die Einteilung für die Versicherer unverbindlich. Trotzdem ist sie ein Fingerzeig, wie sich die Beiträge für Haftpflicht- und Kaskoversicherungen in den Bezirken entwickeln könnten.
Ob und welche Versicherer aufgrund der neuen Einstufung ihre Versicherungsbeiträge tatsächlich anpassen werden, bleibt abzuwarten. Stefan Eichhorn von der HUK-Coburg zufolge könne man pauschal keine Aussage über die Entwicklung des Versicherungsbeitrages durch die Hochstufung treffen, da noch weitere Merkmale Einfluss auf den Beitrag hätten. So könne beispielsweise eine Verbesserung in der Schadensfreiheitsklasse oder der Wechsel auf ein anderes Fahrzeug dazu führen, dass trotz einer Hochstufung in der Regionalklasse der Beitrag für den Versicherten insgesamt sogar sinke. Auch wenn sich die HUK-Coburg an der Regionalstatistik des GDV orientiere, bedeute das nicht automatisch, dass man mit einer Erhöhung der Beiträge rechnen müsse, sagte Eichhorn.