Ausschuss stimmt trotz Bedenken zu:Wohnen statt arbeiten

Ausschuss stimmt trotz Bedenken zu: Im ersten Stock dieses Geschäftshauses sollen Wohnungen entstehen. Der Neufahrner Bauausschuss hat der Nutzungsänderung zugestimmt.

Im ersten Stock dieses Geschäftshauses sollen Wohnungen entstehen. Der Neufahrner Bauausschuss hat der Nutzungsänderung zugestimmt.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die bisherigen Gewerbeeinheiten im Obergeschoss eines Geschäftshauses am Neufahrner Marktplatz werden umgebaut. Das Bauamt befürchtet, dass es dadurch zu Konflikten kommen könnte

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Das dermatologische Institut ist umgezogen, das neue thailändische Lokal wird anders als das frühere Café nur noch im Erdgeschoss betrieben. Neue Mieter aber sind für die Räume im ersten Stock des Geschäftshauses am Marktplatz schwer zu finden. Deshalb will Eigentümer Alfred Bock jetzt die betreffenden Einheiten im ersten Stock seines Geschäftshauses am Marktplatz zu zwei Wohnungen umbauen. Der Flughafen-, Planungs- und Bauausschuss hat der Nutzungsänderung zugestimmt - wenn auch nicht mit "Hurra", wie Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne) es ausdrückte.

Die große Mehrheit sah es wie Markus Funke (FDP): "Wir können uns krampfhaft wünschen, dass ständig Nachfrage nach Gewerbe am Marktplatz besteht, aber die Realität sieht halt anders aus". Im Bauamt hätte man es freilich lieber gesehen, wenn der Antrag erst noch einmal zurückgestellt worden wäre. Schließlich wird gerade ein integriertes, städtebauliches Entwicklungskonzept (Isek) entwickelt, in dem es ganz wesentlich um den Marktplatz und die Stärkung der Ortsmitte "als zentraler Versorgungsbereich" geht. Am Ende wird der Gemeinderat wohl auch eine "Regelung zur Steuerung der Nutzungen" in diesem Bereich beschließen. So lange hätte man im Bauamt gerne gewartet. Zumal in dem nicht für diesen Zweck konzipierten Gebäude keine qualitätsvolle Wohnnutzung" zu erwarten sei. Auch gibt es Befürchtungen, dass Wohnungen und Gewerbe - gerade auch Gastronomie - als Nachbarn nicht zusammenpassen und in Folge der Konflikte dann noch weiteres Gewerbe abwandert. Das sei "das "Gegenteil dessen, was als Ziel mithilfe des Isek-Prozesses am Marktplatz angestrebt werden soll", hieß es in der Sitzungsvorlage. Klar ist laut Bauamtsleiter Michael Schöfer jedenfalls schon jetzt, dass für die Isek-Planer eine gewerbliche Nutzung der Räume "erste Wahl" wäre.

In der Diskussion zeichneten sich allerdings schnell Sympathien für das Vorhaben Bocks ab. Durch die Vorgabe, in den Erdgeschossen im Zentrum und an der Bahnhofstraße nur noch Läden zuzulassen, gebe es eben mittlerweile sehr viele Gewerbeeinheiten, stellte Burghard Rübenthal (CSU) fest, und es zeige sich, dass dies gar nicht so leicht zu füllen sei. Er habe deshalb "nicht so ein Problem", wenn man nun in einem Obergeschoss anders verfahre. Außerdem betonte er: "Eine gewisse Entscheidungsfreiheit von Investoren und Eigentümern sollte es geben".

Alfred Oberlader (Freie Wähler) fürchtet ohnehin, dass "wir immer auf Probleme bei der Isek-Umsetzung stoßen werden, wenn der Markt halt anders ist." Eine Gemeinde sollte schon planerische Ziele setzen, auch wenn es von der Marktlage her schwierig ist", sagte Bürgermeister Heilmeier. Im konkreten Fall wollte aber auch er der Nutzungsänderung nicht im Wege stehen.

Dagegen stimmte lediglich Ulla Schablitzki (SPD). Da mit Blick auf das Umfeld explizit Mitarbeiterwohnungen entstehen sollen, fürchtet sie, dass am Ende, wie in anderen Neufahrner Unterkünften, jede der beiden 65-Quadratmeter-Wohnungen deutlich überbelegt werden könnte.

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