Ausblick auf die kommenden Jahre:kbo-Klinik schmiedet Zukunftspläne

Lesezeit: 2 min

Arbeitskreis ermittelt vor dem Hintergrund des demografischen Wandels die Erfordernisse der kommenden Jahrzehnte. Auch baulich stellt sich die Klinik auf Erweiterungen ein

Von Thomas Daller, Taufkirchen

Die Taufkirchener kbo-Klinik stellt die Weichen für die Zukunft: Sowohl baulich als auch vom inhaltlichen Angebot befasst sich ein Arbeitskreis mit einem Zukunftsplan, der den demografischen Wandel einbezieht, und mit den Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte. Etliche Projekte zeichnen sich bereits ab. So soll das Haus neun, das "Sorgenkind" entweder saniert oder abgerissen und neu gebaut werden. Auf den benachbarten Bauflächen Gutswiese, die dem Bezirk Oberbayern gehören, sind mittelfristig 180 Wohnungen, eine Kindertagesstätte und ein Rehazentrum der Pfennigparade entstehen, für Menschen, die ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten haben.

Geschäftsführer Franz Podechtl, der Ärztliche Leiter Professor Dr. Peter Brieger und der Pflegedienstleiter Hermann Schmid haben in der Gemeinderatssitzung Bilanz gezogen und einen Ausblick auf die kommenden Jahre gegeben. Die Klinik ist mit 750 Mitarbeitern und 400 Betten ein großer Standort und der zweitgrößte Arbeitgeber in Taufkirchen. Allerdings werfen die Kliniken des Bezirks Oberbayern wenig Gewinn ab. Zusammen haben sie 2018 einen Umsatz von 250 Millionen Euro gemacht, der Gewinn der Gesamtgesellschaft lag hingegen nur bei einer Million. Dementsprechend vorsichtig werden Bauvorhaben kalkuliert, weil man 30 Prozent der Kosten selbst tragen und sie refinanzieren muss.

Dennoch kommt man in Taufkirchen nicht darum herum, denn der Gebäudebestand ist überaltert; als Krankenhaus feiert die Klinik 2021 immerhin 100-jähriges Bestehen. Die Häuser acht und zehn wurden bereits saniert, Haus neun soll bis Mitte der 2020er Jahre entweder saniert oder abgerissen und neu gebaut werden.

Baulich wird bereits im Sommer dieses Jahres der Start für diese bauliche Umgestaltung erfolgen, indem die Einfahrt von der Bräuhausstraße an die B 388 verlegt wird. Für Fußgänger wird der Zugang an der Bräuhausstraße jedoch weiterhin offen bleiben.

Der Zukunftsplan, den der Arbeitskreis erstellt, soll die grundsätzlichen Erwägungen in den Mittelpunkt stellen: Wie entwickelt sich die Region, in welchem Umfang nehmen altersbedingten Krankheiten wie Alzheimer oder Demenz zu, welche Mitarbeiter wird man künftig benötigen. Erst wenn man sich über diese Punkte im Klaren ist, soll die Raumplanung darauf abgestimmt werden, sagte Geschäftsführer Podechtl in der Gemeinderatssitzung. Bei den Mitarbeitern kann das kbo-Klinikum künftig auch mit günstigen Wohnungen punkten: Auf dem Gebiet Gutwiese sollen in Zusammenarbeit mit der Oberbayerischen Heimstätte mittelfristig 180 Wohnungen und eine Kindertagesstätte gebaut werden. Schwieriger ist es, Ärzte nach Taufkirchen zu locken, sagte Professor Brieger: Taufkirchen sei "gerade ein bisschen zu weit weg", um von München aus zu pendeln. Daher müsse man auf fachliche Anreize setzen: So gelte etwa das Huntington-Zentrum der Klinik aufgrund seiner besonderen Konzeption europaweit als "Leuchtturm".

Sorge bereitet dem Klinikum laut Professor Brieger die Akutpsychiatrie, "weil wir viele schwerkranke Menschen kriegen". Auf Anfrage der SZ erläuterte Henner Lüttecke, Pressesprecher der kbo-Kliniken, die möglichen Ursachen: "Wir spüren den Zuwachs", sagte er. Eine Rolle spiele das Bevölkerungswachstum im Großraum München, aber man wisse derzeit noch nicht, warum die Patienten immer kränker kämen. Ein möglicher Ansatz sei, dass man oftmals mehr als ein Jahr warten müsse, um eine psychotherapeutsche Behandlung zu beginnen. Ein Teilaspekt sei auch, dass während der Flüchtlingskrise auch Migranten gekommen seien, die traumatisiert sind und ebenfalls eine Behandlung benötigten. Es gelte, das Versorgungsnetzwerk gründlich zu prüfen, wie man den gestiegenen Bedarf decken könne.

© SZ vom 05.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: