Auktion am Dorfener Volksfest:Alles kommt unter den Hammer

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Laptops, Handys - aber auch Motorsägen: Sepp Mittermeier versteigert, was Flugpassagiere verlieren.

Matthias Vogel

Sepp Mittermeier hat gut geschlafen und entspannt gefrühstückt. Seine Aufgabe am heutigen Samstag macht ihn nicht nervös. Eine Versteigerung vor Hunderten kaufwütigen Schnäppchenjägern zu leiten, ist für ihn Routine, aber immer noch spannend. Der 70-jährige ist Profi-Auktionator, seit 30 Jahren. Diesmal ist sein Typ vor der eigenen Haustür gefragt, im Bierzelt des Dorfener Volksfestes. Für den Münchner Flughafen bringt er zwischen 300 und 400 Gegenstände unter den Hammer, die am Airport liegengelassen, verloren oder konfisziert worden sind.

Sepp Mittermeier weiß, wo es langgeht: Der Vater von Comedian Michael Mittermeier leitet Versteigerungen seit 30 Jahren. (Foto: Peter Bauersachs)

So erfahren Mittermeier auch ist, einige Dinge erstaunen ihn noch immer. "Bei jeder Versteigerung für den Flughafen sind drei bis vier Motorsägen dabei. Ich weiß ja nicht, wie das bei Ihnen ist, aber ich habe bei einer Flugreise keine im Gepäck." Für den Beruf des Auktionators hätte dem Vater von Comedian Michael Mittermeier und Kabarettist Alfred Mittermeier der Humor alleine nicht gereicht. Weitere Eigenschaften wie Charme, Fachwissen, Überblick, Gespür für die Kundschaft und Redegewandtheit haben ihn dafür prädestiniert.

Gegen 10.30 Uhr wird sich Mittermeier auf den Weg zum Volksfest machen. Die Fundsachen, die er an den Mann bringen muss, können von Interessenten besichtigt werden. Er macht das auch. "Theoretisch müsste ich das nicht, aber es interessiert mich einfach."

Als ursprünglicher Agrarwirtschafter wohnte er beruflich vielen Auktionen bei und war schon immer davon fasziniert. "Ich habe dann für mich oft im stillen Kämmerlein geübt", sagt er. Eines Tages verzögerte sich eine Viehauktion. "Der Auktionator steckte im Verkehr fest, die Leute wurden unruhig. Der Veranstalter hat gefragt, ob es einen anderen gebe. Da habe ich mich gemeldet."

Vor 1500 Menschen leitete Mittermeier dann derart souverän die Versteigerung, dass er fortan immer wieder gebucht wurde und zum Profi avancierte. Eine Tierauktion ist seiner Meinung nach die Mutter aller Auktionen: "Alles geht unheimlich schnell, die Bieter sind mindestens so viel Fachmann wie man selbst. Wer Vieh, Pferde oder Zuchttiere versteigert, kann alles andere auch versteigern."

Das wird Mittermeier heute beweisen. Das Spektakel beginnt um 13 Uhr. Zum Ersten, zum Zweiten und... zum Dritten - innerhalb von nur zwei Stunden will der 70-Jährige alle Fundsachen versteigert haben. Laptops, Handys, Digitalkameras, Rolex-Armbanduhren, Sonnenbrillen, ungeöffnete Koffer als Überraschungspaket oder einfach nur einen Mexikanerhut. Wertige Dinge wechseln den Besitzer für kleines Geld. Mittermeier: "80 Prozent der Leute kommen aus Schaulust. Und wer mitbieten will, hat in der Regel höchstens 500 Euro dabei."

Haustiere versteigert Mittermeier zwar nicht, Frauen mit Hund müssen dennoch auf der Hut sein. "Ein oder zweimal schon habe ich einen Dackel mit eingeschoben. Die Leute haben auf ihn geboten. Das Frauchen war völlig aus dem Häuschen. Es gab natürlich ein Mords-Hallo, als ich den Spaß aufgelöst habe." Besucher dürfen sich auf blendende Unterhaltung und Schnäppchen freuen. Mittermeier freut sich auf ein Hendl und eine Maß Bier nach seinem Auftritt. "Danach ist man nämlich ganz schön geschlaucht. Vor allem, wenn man nicht mehr 18 ist."

© SZ vom 07.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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