Auflagen beim Böllern:Tücken der Pyrotechnik

Verkaufstart von Silvesterfeuerwerk, 2016

Verkaufsstart bei der Feuerwerksraketen und Böllern: Aus Sicherheitsgründen sollte man nur zugelassene Pyrotechnik verwenden.

(Foto: Lukas Barth)

In manchen Innenstädten ist das Abfeuern von Silvesterraketen bereits untersagt. Nicht nur illegale Knallkörper bergen Risiken, auch die Feinstaubbelastung ist enorm

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Sie haben so beeindruckende Namen wie "Dauerbrenner", "Double Gold" oder "Rocket World" und sie werden seit Donnerstag bestimmt wieder tausendfach gekauft: Feuerwerksartikel, um das neue Jahr 2018 zu begrüßen. Was den einen Freud, ist des anderen Leid. Feuerwehren, Polizei und die Notdienste haben an Silvester Hochbetrieb. Offiziell dürfen Feuerwerksartikel in Deutschland ab dem 31. Dezember bis zum 1. Januar jeweils ganztägig abgebrannt werden. Gegen das Spektakel, für das in Deutschland im vergangenen Jahr 133 Millionen Euro ausgegeben wurde, sprechen sich mittlerweile aber nicht nur Aktionen wie "Brot statt Böller" aus, sondern auch Mediziner. Die Belastung durch Feinstaub steigt in der Silvesternacht immens an. Die kleinen Partikel aus dem Abbrand dringen tief in Nase und Lunge ein und können Krebs auslösen.

Die Stadt Freising verbietet das Abfeuern von Silvesterraketen im gesamten Innenstadtbereich schon länger, aus Sorge, es könnte zu einem Brand wie in der Tübinger Altstadt zum Jahreswechsel 2008/2009 kommen. Auch in Moosburg ist in der Altstadt Feuerwerk tabu. Doch in Erding und Dorfen gibt es diese Einschränkungen nicht, es gelten nur die Bestimmungen der ersten Verordnung zum Sprengstoffgesetz. Danach ist es verboten, "pyrotechnische Gegenstände in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen sowie Reet- und Fachwerkhäusern abzubrennen". Blindgänger, die nicht explodiert sind, sollten unbedingt liegen gelassen werden.

Oft entstehen Unfälle auch deshalb, weil illegale Feuerwerkskörper verwendet werden. In Deutschland zugelassene pyrotechnische Artikel erkennt man an einer aufgedruckten BAM-Nummer beziehungsweise einer CE-Zertifizierungsnummer sowie den in deutscher Sprache aufgedruckten Handhabungshinweisen. Bei einem geprüften Feuerwerkskörper kommt ein Mensch mit leichteren Verbrennungen davon. Doch illegale Knallkörper enthalten statt Schwarzpulver oft einen Knallsatz mit Metallpulver. "Dann reißt es ganze Finger, oder sogar die ganze Hand ab. Das wirkt wie eine Granate", warnt Professor Raymund Horch, Präsident der Fachgesellschaft für plastische Chirurgen.

Verstärkt wird in diesem Jahr auf die Feinstäube hingewiesen, die beim Abbrennen der Feuerwerkskörper entstehen. In München beispielsweise wurden am 1. Januar 2017 im Tagesmittel mehr als 500 Mikrogramm Feinstaub in einem Kubikmeter Luft gemessen. Der Grenzwert liegt bei 50. Am 1. Januar ist die Konzentration schon seit Jahren vielerorts so hoch wie sonst im ganzen Jahr nicht. Nach Angaben des Umweltbundesamts werden in einer Silvesternacht etwa 4000 Tonnen Feinstaub freigesetzt. Dies entspricht fast den Emissionen des Straßenverkehrs im Zeitraum von zwei Monaten.

Silvester mit Familie und Freunden feiern geht auch, wenn man auf Böller und Raketen verzichtet, meint die Aktion "Brot statt Böller" des evangelischen Hilfswerks Brot für die Welt. Schon ein ganz kleiner Teil der 133 Millionen Euro würde reichen, um das Leben anderer Menschen besser zu machen. Deshalb sollte man mit einen Teil des gesparten Geldes den Kampf gegen Hunger in der Welt unterstützen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: