Auf Mark und Pfennig:Das alte Geld ist immer noch etwas wert

Die D-Mark wird noch immer gerne angenommen - in Filialen von Kaufland und C&A und auch beim Fischstand.

Von Regina Bluhme, Erding

Wer bei Beppo Herrmann auf dem Erdinger Volksfest einen Fisch kaufen will, braucht weder Euro noch Cent. Der Standlbesitzer nimmt auch gerne D-Mark. "Erst gibt es ein Riesengelächter, und dann kommen sie doch daher mit dem Geld", berichtet Herrmann. Gut angekommen ist bislang auch die D-Mark-Aktion des Unternehmens Kaufland. Noch bis 30. Januar können dort die Kunden in der alten Währung bezahlen - und tatsächlich rücken täglich bis 150 Personen mit D-Mark an. Nach Schätzungen der Bundesbank schlummern bundesweit noch beträchtliche Altgeldsummen in den Haushalten: Knapp sechs Milliarden D-Mark in Scheinen und noch mal sechs Milliarden als Münzen.

Mit alten Scheinen zum Fischstand

Als zum 1. Januar 2002 der Euro offiziell die D-Mark (DM) abgelöst hat, war für Beppo Herrmann klar: "Ich nehme weiterhin D-Mark an." Seither können die Erdinger ihre alten Scheine oder Münzen bei Herrmanns Fischstand loswerden, egal ob auf dem Volksfest, dem Sinnflut-Festival oder dem Christkindlmarkt - ja sogar auf der Wiesn in München. Auch wenn manche grinsen, wenn sie Herrmanns Angebot das erste Mal am Stand lesen, "eine Woche später kommen sie mit einem Zehn- oder Zwanzig-Mark-Schein an", berichtet der Standlbesitzer. "Manche sind richtig froh, dass sie das alte Geld loswerden." Beim Christkindlmarkt im vergangenen Jahr seien so immerhin 150 Mark zusammengekommen.

Auf Mark und Pfennig: Bis zu 150 Kunden können es am Tag schon werden, die im Erdinger Kaufland mit der D-Mark zahlen. Ob die Aktion wiederholt wird, steht noch nicht fest.

Bis zu 150 Kunden können es am Tag schon werden, die im Erdinger Kaufland mit der D-Mark zahlen. Ob die Aktion wiederholt wird, steht noch nicht fest.

(Foto: Renate Schmidt)

Erstmalig hat das Unternehmen Kaufland heuer seine Aktion "Mit Mark und Pfennig bezahlen" gestartet. "Es läuft sehr gut", berichtet der Erdinger Hausleiter Sven Dann. "Bis zu 150 Kunden können es am Tag schon werden", sagt. Sie zahlen mit Münzen und Noten, darunter auch 50er oder 100er Scheine. Bis Samstag, 30. Januar, läuft die Aktion, dann will das Unternehmen entscheiden, ob es eine Wiederholung gibt. Die Chancen stehen gut. "Wir sind mit der Resonanz sehr zufrieden, auch in Erding", berichtet Andrea Kübler von der zentralen Pressestelle des Unternehmens.

Die Kasse rechnet automatisch um

Die Abrechnung erfolge problemlos, erklärt die Kaufland-Pressesprecherin. Die Kassiererinnen geben den jeweiligen DM-Betrag in die Kasse ein, das Kassensystem rechnet automatisch um. Ein Restbetrag wird entweder in Euro oder mit Karte beglichen, Wechselgeld erhalten die Kunden in Euro zurück. "Die eingenommenen Mark-Beträge werden an die Bundesbank geliefert, diese tauscht sie uns in Euro um." Wie Andrea Kübler weiter mitteilt, liegt der Umtauschwert bei unverändert 1,95583 D-Mark für einen Euro.

Auf Mark und Pfennig: Ein alter Fuchziger. Das Bezahlen damit ist bis Samstag im Kaufland kein Problem - Bianca Kitapci muss einfach nur die Kasse umstellen.

Ein alter Fuchziger. Das Bezahlen damit ist bis Samstag im Kaufland kein Problem - Bianca Kitapci muss einfach nur die Kasse umstellen.

(Foto: Renate Schmidt)

Die D-Mark wird auch in allen Filialen des Modeunternehmens C&A angenommen und zwar das ganze Jahr über, informiert Thorsten Rolfes, der Pressesprecher von C&A Deutschland. Dieser Service werde von den Kunden sehr geschätzt, betont er. "Nach wie vor sind die Einzahlungen interessant." Bundesweit komme für das Unternehmen jährlich ein Wert von 400 000 bis 500 000 Euro zusammen. "Wer einen alten Schein entdeckt, soll ihn auch nutzen können", sagt Rolfes. "Einen Sack mit Pfennigen nehmen wir auch." Letzteres ist durchaus wörtlich gemeint. Denn in einer Filiale habe ein Kunde einmal "zwei nicht kleine Säcke voll mit Pfennigen auf den Tisch gestellt", berichtet er. Mehr als eine Stunde habe das Auszählen gedauert, "aber der Kunde konnte damit bezahlen".

Die Mark wird ihren Wert nie verlieren

Egal, wie lange das Geld im Verborgenen schlummert: "Die D-Mark wird ihren Wert niemals verlieren, das wurde bei der Einführung des Euro in Deutschland so festgelegt", informiert Rolfes. In anderen Ländern habe hingegen die Altwährung recht rasch an Wert verloren. "Das ist auch der Grund, warum wir die Umtauschaktion nur in Deutschland durchführen."

Banknoten und Münzen im Wert von insgesamt zwölf Milliarden D-Mark sind bundesweit noch vorhanden, weiß Jens Schmidt von der Deutschen Bundesbank, Hauptverwaltung München. Wer sein altes Geld lieber in Euro wechseln will, hat bei den örtlichen Sparkassen und Banken schlechte Karten. Dort wird keine D-Mark mehr gewechselt. Zum Umtauschen muss also eine der fünf bayerischen Filialen der Bundesbank aufgesucht werden. Die nächstgelegene für Erding ist in München. "Bei uns wird täglich D-Mark umgetauscht", sagt Jens Schmidt. Insgesamt wurden 2015 in den fünf bayerischen Filialen der Bundesbank knapp 16,5 Millionen D-Mark umgetauscht.

Wechselstellen

Wer D-Mark-Münzen oder Scheine in Euro wechseln will, muss eine Filiale der Deutschen Bundesbank aufsuchen. In Bayern hat die Bundesbank fünf Filialen, in denen der Kunde kostenlos Mark in Euro wechseln lassen kann: München (Leopoldstraße 234), Augsburg, Regensburg, Nürnberg und Würzburg. Bei beschwerlicher Anreise oder einem Wohnsitz im Ausland können die Besitzer auch den Postweg über das Servicezentrum Mainz wählen - der Versand erfolgt auf eigenes Risiko und eigene Kosten, wie Jens Schmidt von der Deutschen Bundesbank, Hauptverwaltung in Bayern, mitteilt. Beeilen muss sich im Übrigen niemand, beruhigt Schmidt: "Es gibt keine zeitliche Befristung für den Umtausch". Weitere Informationen unter www.bundesbank.de.regi

In Gardinen eingenäht - und vergessen

Gerade bei Haushaltsauflösungen werden immer wieder D-Mark-Bestände gefunden, hinter Schränken und in Schubläden verborgen, in alten Mänteln vergessen, im Garten vergraben oder in Gardinen eingenäht, sagt Jens Schmidt. Oder der Klassiker: "Ein Kuvert mit Geldgeschenk wird in der Schublade vergessen". Einmal habe ein Kunde einen großen Sack voller Fünf-Mark-Stücke herangekarrt. Entdeckt hatte er das Geld in dem aufgelösten Ladengeschäft seines neuerworbenen Hauses.

Umgetauscht wird bei der Bundesbank nach dem Regelkurs von 1,95583 D-Mark für einen Euro. Das gilt laut Schmidt auch für Sammlermünzen. "Bei diesen raten wir aber meist den Besitzern, doch einen kommerziellen Münzhändler aufzusuchen." Tobias Scherer, Geschäftsführer der Erdinger Edelmetallhandlung Auragentum, werden immer wieder DM-Münzen angeboten, "kiloweise, einmal kam sogar einer mit einem vollen Schubkarren hereingefahren", berichtet er. Einzelne Stücke könnten schon interessant sein. Als Beispiel nennt Scherer eine Fünf-Reichsmark-Münze mit Hindenburg-Motiv. Je nach Zustand und Prägejahr zahlten Sammler dafür zwischen zwölf und 100 Euro.

Nachschauen lohnt sich also. Einen Tipp möchte der Erdinger Edelmetallhändler noch loswerden: Nie die Münze reinigen oder polieren, nie mit einem Tuch abreiben oder mit der Zahnbürste schrubben! Denn egal, wie mitgenommen das Markstück aussieht: "Der Sammler will immer eine Münze im Originalzustand."

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