Auf Ebay ersteigert:Gottesmutter aus dem Internet

Auf Ebay ersteigert: Wofür das Internet alles gut ist: Andreas Sedlmeier hat den Altar gefunden und den Historischen Kreis informiert. Jetzt ist das Stück in Dorfener Besitz.

Wofür das Internet alles gut ist: Andreas Sedlmeier hat den Altar gefunden und den Historischen Kreis informiert. Jetzt ist das Stück in Dorfener Besitz.

(Foto: privat)

Das Heimatmuseum Dorfen kauft einen Gnadenaltar aus dem 19. Jahrhundert. Jetzt ist das Kleinod restauriert und kann besichtigt werden

Von Sophia Belliveau, Dorfen

Der Wallfahrtsort hat einen neuen Altar. Auf Ebay hat das Heimatmuseum Dorfen einen Miniaturaltar aus dem 19. Jahrhundert mit dem Gnadenbild von Maria Dorfen ersteigert. Das Kleinod befand sich auf dem Dachboden eines Bauernhofes in der Nähe von Kaufbeuren. Wie es dort im Privatbesitz gelandet ist, weiß man im Heimatmuseum laut Kirchenhistoriker Herbert Moser nicht. Im vergangenen Herbst entdeckte Andreas Sedlmeier das Objekt auf der Internetplattform und informierte den Historischen Kreis. "Wir sind sehr froh, es erworben zu haben. Für Dorfen hat das Gnadenbild natürlich eine große Bedeutung", so Herbert Moser. In den kommenden Monaten wird der Miniaturaltar im Museum zu besichtigen sein.

"Ich habe auf Ebay unter Maria Dorfen gesucht."

Andreas Sedlmeier bezeichnet das Kleinod als einen Zufallsfund. "Ich habe auf Ebay unter Maria Dorfen gesucht und war überrascht, als ich den Gipsaltar gesehen habe." Normalerweise finde er in dieser Kategorie eher kleinere Stücke. "So etwas hatte ich noch nie." Sedlmeier wusste sofort, dass der Historische Kreis an dem Objekt Interesse haben würde und rief Herbert Moser an. Und Moser war Feuer und Flamme: "Den müssen wir haben."

Auch Erding habe bei der Versteigerung des Miniaturaltars mitgeboten, berichtet Moser. "Ich glaube, dass wir den Preis hochgeschaukelt haben." Das Anfangsgebot lag bei 175 Euro. Der Kassier des Historischen Kreises Dorfen, Ludwig Jell, konnte das Kleinod dann für 450 Euro erwerben. Den Sockel für die Aufstellung des Minialtars im ersten Stock des Dorfener Museums lieferte nach Angaben Herbert Mosers die Schreinerei Wandinger. Die Vitrine kam von der Glaserei Rudolf.

Dafür dass der Miniaturaltar sich so lange im Privatbesitz befunden hat "war er in einem relativ guten Zustand", erklärt Moser. Nina Gribl-Karst aus Lengdorf hat die Restauration des Kleinods übernommen. "Der Altar war ziemlich verdreckt, vor allem im Gesichtsbereich von Madonna und Kind waren dunkle Verfärbungen", sagt sie. Die Flecken stammten von bereits vorgenommenen Retuschen, die im Laufe der Zeit nachgedunkelt sind. Die Restauratorin habe diese reduziert. "Retuschen oder Flecken porentief zu entfernen, ist fast nicht möglich. Aber man kann sie so weit reduzieren, dass sie farblich nicht mehr störend sind", so Gribl-Karst.

Der Maria fehlt die linke Hand, dem Jesuskind der linke Arm.

Weiterhin hat die Lengdorferin das wacklige Giebelkreuz stabilisiert, Stellen, an denen der weiße Gipsuntergrund zu sehen war, gekittet und den Altar mit einem matten Schutzüberzug versehen. Das alles hat sie zusammen mit einer Reinigung der gesamten Oberfläche in einer Arbeitszeit von zwölf Stunden geschafft. "Im Vergleich zu anderen Objekten waren die Arbeiten an dem Miniaturaltar nicht besonders aufwendig", bemerkt die Restauratorin.

Der Maria Dorfen fehlt die linke Hand, dem Jesuskind sind der linke Arm und der rechte Fuß abhanden gekommen. "Die fehlenden Körperteile habe ich nicht ersetzt", sagt Nina Gribl-Karst. Die Arbeit sei in solchen Fällen eher konservatorisch, um den Verfall aufzuhalten, als restauratorisch: "Ich hatte auch keine Vorlage für Hand, Arm oder Fuß. Da hätte ich irgendetwas erfinden müssen." Sie hat das Gnadenbild nur so weit bearbeitet, "dass sich ein geschlossenes Bild ergeben hat".

Am Sonntag ist der Minialtar zu sehen.

Stilistisch erinnert der Minialtar an den neuromanischen Hochaltar, der bis zur Kirchenrenovierung 1963 im Chorraum der Kirche zu sehen war, erklärt Herbert Moser. 1971 wurde ein wertvoller Barock-Altar unter Pfarrer Herrmann Eigner nach den Zeichnungen von Egid Quirin Asam rekonstruiert, um den neuromanischen Aufbau wieder zu ersetzen.

Anlässlich des Jubiläums "550 Jahre Pfarrkirche Oberdorfen" hat der Historische Kreis Dorfen eine Ausstellung erarbeitet, in der unter anderem der Miniaturaltar im ersten Stock des Heimatmuseums zu sehen sein wird. Auch während des Jakobimarkts am Sonntag, 29. Juli, sowie beim Erntemarkt am Sonntag, 26. August, können Interessierte das Kleinod besichtigen. An diesen Marktsonntagen hat das Heimatmuseum von 14 bis 16 Uhr geöffnet.

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