Auch weniger Kriminalität im Landkreis Erding:"Die Unfälle werden wieder häufiger"

Lesezeit: 3 min

Die Polizei verzeichnet zurzeit einen 50-prozentigen Rückgang der Unfallzahlen aufgrund der Corona-Ausgangsbeschränkungen. Doch das werde nicht so bleiben: Mit der Lockerung der Verordnungen werde auch im Straßenverkehr wieder die Normalität einziehen

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Der Corona-Pandemie hat nicht nur auf jeden Einzelnen Auswirkungen, sondern auch auf die Kriminalität und die Verkehrslage im Landkreis. Mit Einführung der Ausgangsbeschränkungen sowie Abstands- und Schutzregeln im Freistaat Bayern am 21. März kam auch eine Ordnungswidrigkeit im Landkreis dazu: der Verstoß gegen diese Anordnungen. Rund 5200 Kontrollen wurden diesbezüglich von Beamten der Polizeiinspektionen Erding und Dorfen durchgeführt, 600 Verstöße festgestellt und 300 Anzeigen gestellt, wie Hans-Peter Kammerer, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord, mitteilt. Was die Zahl der Strafanzeigen betrifft, ist ein bayernweiter Rückgang in den Bereichen Diebstahl, auch Ladendiebstahl und Einbruchskriminalität, festzustellen. Die Zahl der Verkehrsunfälle ging sogar um bis zu 50 Prozent zurück.

"Für sichere Aussagen halte ich es immer noch zu früh, was die Kriminalitätsentwicklung betrifft", sagt Josef Schmid, Leiter der Erdinger Polizeiinspektion. Man wisse nicht, ob nicht einige Geschädigte nachträglich noch eine Anzeige stellen, dies aber wegen dem Virus bisher aufgeschoben hätten. "Gefühlt hat die Kriminalität und das Unfallgeschehen aber abgenommen seit der Corona-Zeit." Zum Glück habe man bei den Verstößen gegen die Coronaauflagen keine massive Übertretungen gehabt. Es habe schon immer wieder aber kleinere Gruppen gegeben, die sich nicht daran gehalten haben, ein paar "Unbelehrbare". Man sei bisher schon bei den Verstößen mit Augenmaß vorgegangen und werde das weiter tun, sagt Schmid. "Wir wissen, dass dies für alle eine schwierige Zeit ist mit so vielen Einschränkungen, da wollen wir keinen irgendwie ärgern."

Im Einsatz und in der Inspektion habe man die Hygieneschutzmaßnahmen noch mal erhöht, die seien aber eh schon früher höher gewesen, da man im Tagesgeschäft mit Personen in Kontakt komme, die ansteckende Krankheiten haben könnten. Zudem habe man darauf geachtet, dass sich die Leute im normalen Dienstbetrieb weniger begegnen, dass ausreichend Masken zur Verfügung stehen und Desinfektionsmittel. In der Inspektion gab es trotzdem drei Coronafälle, die sich aber im privaten Bereich angesteckt hatten. Das habe man frühzeitig erkannt, und deshalb habe sich der Virus nicht ausgebreitet, sagt Josef Schmid. "Die Einschränkungen sind schon ist eine Belastung, weil die Kollegen normalerweise sehr gesellig sind, man muss sich austauschen, da es ein schwieriger Beruf ist, da ist das soziale Miteinander sehr wichtig."

Mit der "notwendigen Vorsicht" spricht das Präsidium mit Beginn der Einschränkungen von einem Anzeigenrückgang um rund 25 Prozent. Aufgrund des durch die Ausgangsbeschränkung für jedermann sichtbar sehr deutlich eingeschränkten Individualverkehrs sei die Zahl der Verkehrsunfälle um bis zu 50 Prozent zurück gegangen. Mit der nun erfolgten Lockerung der Ausgangsbeschränkungen nehme die Zahl der Unfallaufnahmen wieder zu. Dies hat auch Harald Kratzel, Chef der Polizeiinspektion Dorfen, festgestellt: "Man kann sicher sein, dass irgendwann die Normalität auch bei den Unfällen wieder einzieht. Die Unfälle werden wieder häufiger."

Dass es weniger Einbrüche und Diebstähle gibt, liegt nach dem Polizeichef "an der Natur der Sache". Wenn die Läden zu seien, könne man nichts stehlen und wenn die Leute permanent zu Hause seien, habe ein Einbrecher auch weniger Interesse einzubrechen, wenn er erwischt werden könnte. Dass es weniger Körperverletzungen gibt, führt Kratzel darauf zurück, dass die Gaststätten, Restaurants zu haben, was zu einem geringeren Alkoholkonsum im öffentlichen Bereich geführt habe. "Viele Einsätze, die wir haben sind damit in unmittelbarem Zusammenhang, wenn spät Abends oder in der Nacht die entsprechenden Streitigkeiten folgen." Im privaten Bereich habe es aber auch nicht mehr alkoholbedingt Einsätze gegeben. "Gefühlt sogar leicht weniger." Es habe auch keine wahrnehmbare Mehrung von häuslicher Gewalt gegeben, so Kratzel.

Was Corona betreffe, habe es am Anfang den einen oder anderen Verstoß gegeben, was die Ausgangsbeschränkung betreffe, "aber das war's dann im Großen und Ganzen", sagt Harald Kratzel. "Im Bereich Dorfen haben sich die Leute tatsächlich mit einem hohen Maß an Disziplin und Verständnis an die Auflagen gehalten." Auf Verstöße hin habe man mit den Leuten gesprochen, und festgestellt, dass aufgrund der relativ großen Dynamik der Änderungen der eine oder andere nicht immer auf dem neuesten Stand gewesen sei.

Kein Verständnis habe man aber gehabt, wenn jemand zum Drogenkonsum das Haus verlassen habe. "Das ist natürlich kein triftiger Grund, und der hat dann auch eine Anzeige erhalten." Aber das sei schon ein Highlight gewesen. Nur 600 Verstöße in acht Wochen bei 130 000 Einwohner spreche laut Inspektionsleiter Kratzel für sich.

© SZ vom 25.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: