Aschermittwoch im Landkreis Erding:Eher zahnlos

Oft bekommen die politischen Gegner am Aschermittwoch ihr Fett weg. Im Landkreis Erding hingegen verliefen die Veranstaltungen verhältnismäßig harmlos.

Matthias Vogel

Am politischen Aschermittwoch werden in der Regel die anderen Parteien ausgerichtet. Oft bekommen die Gegner so intensiv ihr Fett weg, dass man nicht mit ihnen tauschen möchte. Im Landkreis kam das Faschingsende bei den meisten Veranstaltungen indes recht zahnlos daher.

Aschermittwoch im Landkreis Erding: Der Bundestagsabgeordnete Ewald Schurer (stehend, rechts) und der Kreisvorsitzende Michael Gruber (stehend, links) nehmen als Kabarettisten beim politischen Aschermittwoch der SPD im Mayr-Wirt das Landesbank-Fiasko aufs Korn.

Der Bundestagsabgeordnete Ewald Schurer (stehend, rechts) und der Kreisvorsitzende Michael Gruber (stehend, links) nehmen als Kabarettisten beim politischen Aschermittwoch der SPD im Mayr-Wirt das Landesbank-Fiasko aufs Korn.

(Foto: Peter Bauersachs)

Kurioserweise gab es dennoch gefeierte Helden und geprügelte Hunde. Den Job der Grünen-Kreisvorsitzenden Helga Stieglmeier zum Beispiel, die einfach eine Großveranstaltung ihrer Partei in Landshut besuchte, hätte wohl jeder übernommen.

In der Haut vom ÖDP-Bundesvorsitzenden Sebastian Frankenberger, der von seinem Kreisverband als Gastredner geladen war, aber nicht in den Gasthof "Zur Post" durfte, wollte hingegen sicher niemand stecken.

Wie sich ein prominenter Redner an der Basis am Aschermittwoch zu präsentieren hat, demonstrierte der Bundestagsabgeordnete Ewald Schurer beim Event der SPD im Mayr-Wirt. Zusammen mit dem Kreisvorsitzenden Michael Gruber gab er das kabarettistische Duo "Waldo und Miche", für die erstaunlich vielen Genossinnen und Genossen gab es Neues von den "Haderlump'n von der Landesbank".

Und blieben die richtigen Schenkelklopfer auch aus, so haben die beiden mit ihrem Auftritt zumindest noch einmal den Finger in eine klaffende CSU-Wunde gelegt. Das war eines Aschermittwochs würdig, warum sollten auch 14 Milliarden Euro Verlust, für die der Steuerzahler aufkommen soll, in Vergessenheit geraten? Der Applaus der Parteifreunde war tosend. Ja, mit der Rolle von Schurer oder Gruber wäre sich anzufreunden gewesen.

Weniger wohl hätte man sich an Stelle von Rupert Lanzinger gefühlt. Der Vorsitzende der FDP im Landkreis hatte Gleichgesinnte in den Gasthof Adlberger geladen. Außer ihm selber und der Landtagsabgeordneten Julika Sandt fanden sich aber nur noch fünf weitere Liberale ein.

Dabei hatte Lanzinger durchaus ein interessantes Thema ausgerufen: Nordumfahrung, S-Bahn-Ringschluss und Anbindung Erdings an die Regionalbahn. Sandt machte zunächst gute Miene zum trostlosen Spiel und referierte über die Arbeit im Landtag.

Es wurde über die Medienabgabe der Zukunft diskutiert, darüber, ob Olympia 2018 Auswirkungen auf den Landkreis hat und ob es jemals einen einheitlichen Mehrwertsteuersatz geben kann. Lanzinger brachte sein Thema schließlich noch an die Frau. Er sei im Ministerium gewesen, habe sich über den gegenwärtigen Stand der Planungen informiert.

Demnach sei bei der Einschleifung der Regionalbahn, egal ob letztendlich über den Süden oder den Norden realisiert, kein Bahnhof im Norden Erdings vorgesehen, wohl aber an der Schweigerhöhe bei Oberding. Wenn dieser Bahnhof näher an Erding gelegt werden könne, sei er gut an die Nordumfahrung anzubinden.

Außerdem würde Verkehr aus der Stadt herausgehalten werden. "Pendler aus dem Osten würden nach derzeitigen Planungen eher zum näher gelegenen Bahnhof in der Stadt fahren, die Schweigerhöhe ist zu nah am Flughafen." An Sandt richtete er die Bitte, für seinen Vorschlag einzutreten.

Sandt hätte jedenfalls eine breitere Zuhörerschaft verdient gehabt. Vielleicht hätte sie es auch mit Bürgermeister Max Gotz (CSU) halten sollen, der erklärt hatte, die CSU organisiere heuer nichts, man müsse keinen politischen Aschermittwoch begehen, nur weil das immer so war.

Sandt hätte auch sicher lieber eine Großveranstaltung ihrer Partei besucht, so wie Grünen-Chefin Stieglmeier. Für die war der Ausflug in den Bernlochner Redouten-Saal in Landshut fernab jeglicher ernsthafter politischen Auseinandersetzung fast wie ein Kurzurlaub. "Man trifft sich mit Gleichgesinnten, findet sich bestätigt, trifft Bekannte. Ich habe mich richtig wohlgefühlt."

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