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Architektouren:Klare Kanten und flexible Räume

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Bei den "Architektouren" können an diesem Wochenende vier herausragend gestaltete Gebäude im Landkreis besichtigt werden: Ein Privathaus, eine Kita, eine Schule und ein Verwaltungsbau

Von Florian Kistler, Erding

Spannende Bauwerke und herausragende Projekte gibt es an diesem Samstag und Sonntag, 23. und 24. Juni, zu bestaunen. Die Leistungsschau "Architektouren 2018" gibt zum 23. Mal die Möglichkeit, einen Blick hinter sonst verschlossenen Türen von vier herausragenden Gebäuden zu werfen. Die Architekten sind anwesend und stehen den Besuchern für Fragen und Gespräche zur Verfügung.

Ein echtes Highlight ist das Projekt "Flexibles Siedlungshaus" in Pretzen. Es sind vor allem die inneren Werte, die es so interessant machen: Ohne Umbaumaßnahmen kann das Haus als Mehrgenerationenhaus mit zwei bis drei Wohneinheiten genutzt werden. "Zum Obergeschoss gibt es einen separaten Zugang", erklärt die Architektin Barbara Heilmaier, die das Gebäude zusammen mit ihrem Mann Markus Heilmaier entworfen hat und mit ihrer Familie darin lebt.

Die Idee kam dem Ehepaar nach einer langen Planungsphase. "Für uns war klar, dass ein klassisches Einfamilienhaus aufgrund unserer familiären Situation nur wenig Sinn macht", sagt Heilmaier. "Unsere beiden Kinder sind 19 und 22 Jahre alt und wohnen noch daheim." Man wollte ihnen die Möglichkeit geben, solange zu Hause zu bleiben, wie sie möchten. Mit der Abgrenzung habe nun jeder seinen Freiraum, was der Familie gut tue. "Sollte eines unserer Kinder einmal ausziehen, steht dem anderen sogar eine eigene Wohnung zur Verfügung", sagt Heilmaier. Eine andere Option ist, dass später einmal im Obergeschoss ein Ruhestandsbüro entsteht. "Vielleicht wird auch jemand dort leben und uns im Alter unterstützen", sagt Heilmaier. Auch eine Senioren-WG sei denkbar und dank dem flexiblen Konzept machbar. Mit dem Projekt wollen die Architekten ein Zeichen gegen die Verschwendung von Wohnraum setzten, da viele Menschen im Alter oft allein in einem großen Haus leben. Auch von außen ist das Haus durchdacht. Es steht in einer Siedlung der 1960er Jahre. Barbara und Markus Heilmaier war es wichtig, dass es sich in die Siedlungsstruktur einfügt. "Die Identität des Ortes sollte bewahrt werden", sagt Barbara Heilmaier, "deshalb hat es auch dieselbe Dachneigung wie die anderen Siedlungshäuser."

Das Haus der Familie Heilmaier ist das einzige Privathaus, das bei den Architektouren im Landkreis zu besichtigen ist. In Moosinning wird für Architektur-Interessierte das Erweiterungsgebäude der Kindertagesstätte "Am Fehlbach" zur Besichtigung geöffnet. Der Isener Architektin Geraldine Frisch war es wichtig, dass die Kita-Erweiterung sich nicht nur gut mit dem Bestandsgebäude verbindet, sondern auch gut in die Umgebung am Ortsrand einfügt.

Mit der Grundschule Langenpreising öffnet ein weiteres öffentliches Gebäude seine Türen. Die Grundidee des Münchner Büros Hirner und Riehl war es, eine moderne Interpretation des bayerischen Dorfschulhauses in reiner Holzbauweise zu geben. Im Obergeschoss ordnen sich mehrere Klassenzimmer um einen sogenannten Marktplatz herum an. Die Klassenräume sind offen bis unter das Dach und erhalten auf diese Weise ihren individuellen Charakter. Mehrzweckraum, Werkbereich, die Räume der Mittagsbetreuung und die Verwaltung gruppieren sich im Erdgeschoss um die Pausenhalle.

Unter den Vorzeigeprojekten befindet sich auch das Verwaltungs- und Kundenzentrum der Stadtwerke Erding. Der dreigeschossige Quader mit schwarz verkleideter Lochfassade wurde im Passivhausstandard konzipiert. Das räumlich offene Erdgeschoss wird von einer Passage durchbrochen und ist vollständig verglast. Realisiert wurde das Bauwerk vom Münchner Architekturbüro PSA.

Die Besuchszeiten: Heilmaier-Haus, Tannenstraße 4, Erding-Pretzen, Sonntag 10.30 und 14.30 Uhr; Kita "Am Fehlbach", Fasanenweg 10, Moosinning, Samstag 13 bis 17 Uhr; Grundschule Langenpreising, Prisostraße 2, Sonntag 11 bis 12 Uhr und 16 bis 17 Uhr; Stadtwerke Erding, Am Gries 21, Samstag 15 und 16 Uhr.

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Quelle:
SZ vom 21.06.2018
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