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Arbeitsmarkt in Erding:Lehrling gesucht

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65 Stellen sind in diesem Ausbildungsjahr im Landkreis Erding offen geblieben. Sechs Jugendliche haben nichts gefunden

Die Zahl liest sich beeindruckend: Gerade einmal 32 Bewerber, die bisher keine Ausbildungsstelle gefunden haben, sind in der Freisinger Arbeitsagentur gemeldet - in allen vier Landkreisen, die zum Agenturbezirk gehören, also in Freising, Dachau, Ebersberg und Erding. Den Betrieben dagegen bereitet diese Entwicklung Kopfzerbrechen, denn 451 Stellen sind unbesetzt geblieben, quer durch alle Branchen, wie Agentur-Chef Nikolaus Windisch am Dienstag bei der jährlichen Pressekonferenz zum Ausbildungsmarkt sagte. "Das ist eine große Diskrepanz". Ein Ausgleich sei nicht mehr möglich. Der Fachkräftemangel werde ein Problem bleiben, bilanzierte Windisch.

3214 Ausbildungsstellen sind seit Beginn des Berufsberatungsjahres im Oktober 2018 bei der Arbeitsagentur eingegangen, 96 weniger als im Jahr zuvor. Im gleichen Zeitraum betreuten die Berufsberater 2852 Bewerber und somit 142 weniger. Im Landkreis Erding sind derzeit noch sechs unversorgte Jugendliche gemeldet, bei 64 offenen Lehrstellen.

Eines der Probleme der Betriebe ist der Trend so weiterführenden Schulen. "Das ist eine sehr große Konkurrenz", sagte Katja Kürmaier, Geschäftsführerin der Arbeitsagentur. 60 Prozent der Azubis kämen im Durchschnitt von den Mittelschulen, sagte der Freisinger Kreishandwerksmeister. In Hallbergmoos und Neufahrn gebe es bereits je eine Klasse weniger, weil viele Jugendliche sich für die Wirtschaftsschule entschieden hätten. Für eine Ausbildung im Handwerk seien sie in der Regel verloren. Im Landkreis Freising ist die Zahl der Mittelschüler in den vergangenen zwei Jahren um 64 gesunken.

Der Erdinger Kreishandwerksmeister Rudolf Waxenberger kritisierte, dass die Einstiegshürden an weiterführenden Schulen "eher gesenkt" würden. Im Landkreis Erding machten mittlerweile mehr junge Leute an der FOS/BOS Abitur als an den drei Gymnasien. Vor allem in den Städten steigt die Tendenz, eine weiterführende Schule zu besuchen. Dabei lassen sich Schulen und Kammern einiges einfallen. Die Arbeitgeber sind auf regionalen Jobmessen vertreten. In Freising ist eine Kooperation mit dem Lebensmittelhandwerk angelaufen. Die Schüler können sich Betriebe wie Bäckereien, Metzgereien oder Brauereien anschauen. Das Schulamt in Erding hat einen Arbeitskreis gegründet, in dem viele Betriebe vertreten sind, wie Schulamtsdirektorin Marion Bauer schilderte.

Im Landkreis Erding entwickelt sich das Handwerk trotz der Probleme positiv. In diesem Jahr gibt es 310 Neuabschlüsse, 30 mehr als im Vorjahr. Das Handwerk sei hier traditionell sehr stark, "es ist ein kleines Zugpferd", sagte Waxenberger. Im Bereich der Industrie- und Handelskammer (IHK) sind 253 Lehrstellen neu besetzt worden, das ist ein Minus von 3,1 Prozent. An den Berufsschulen sind die Schülerzahlen im Vergleich zum Vorjahr etwa gleich geblieben. In Freising gab es im vergangenen Jahr einen "Peak" bei den Elektroberufen. Inzwischen sei man wieder auf einem normalen Stand, sagte Berufsschulleiter Matthias Fischer. Sein Erdinger Kollege Dieter Link zeigte auf, dass viele der jungen Flüchtlinge gut integriert seien. Von 51 Afghanen an der Berufsschule besuchten 34 eine der Fachklassen - das heißt, sie haben einen Ausbildungsplatz. Von 14 Eritreern seien es elf.

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SZ vom 13.11.2019 / psc
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