Arbeitsmarkt:Busfahrer händeringend gesucht

Arbeitsmarkt: Im Linienverkehr lassen sich noch etwas leichter Fahrer finden als für Schulbus- und Touristikfahrten, bei denen gute Deutschkenntnisse Pflicht sind.

Im Linienverkehr lassen sich noch etwas leichter Fahrer finden als für Schulbus- und Touristikfahrten, bei denen gute Deutschkenntnisse Pflicht sind.

(Foto: Renate Schmidt)

Für die Omnibusunternehmen im Landkreis wird es zunehmend schwerer, Mitarbeiter zu finden. Der Beruf ist wenig attraktiv, die Ausbildung von Nachwuchskräften teuer

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Der Arbeitskräftemangel macht auch den Omnibusbetrieben im Landkreis schwer zu schaffen. Die Unternehmen suchen händeringend Fahrer und haben dabei alle das gleiche Problem: Es gibt in der gesamten Region kein ausgebildetes Personal mehr. Nachwuchskräfte werden jedoch von den hohen Kosten für einen Busführerschein, ein nicht allzu hohes Gehalt und den oft ungünstigen Arbeitszeiten abgeschreckt. Auch die Agentur für Arbeit stößt bei der Suche nach Fahrern an ihre Grenzen. "Wir können die Firmen natürlich unterstützen, beispielsweise mit der Förderung der Ausbildung zum Busfahrer", sagt Kathrin Stemberger, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit Freising, zu der auch Erding gehört, und ergänzt: "Der Stellenpool mit Fahrern ist bundesweit ziemlich leer."

"Derzeit versuchen wir noch mit unserem Stamm an Fahrern über die Runden zu kommen", sagt Claudia Wanderer vom Betrieb Linner Reisen in Erding, "aber es könnte sein, dass wir in der Saison wieder suchen. Und das wird bestimmt wieder wahnsinnig schwierig". Der Markt sei im Landkreis Erding umkämpft, die Konkurrenzsituation im Wettstreit um die Fahrer entsprechend groß, "was uns schon ein wenig die Luft abschnürt", sagt Wanderer. Wenn man wie das Busunternehmen Scharf oder die Bahntochter Regionalverkehr Oberbayern (RVO) vor allem im Linienverkehr unterwegs sei, könne man leichter auf ausländische Fahrer zurückgreifen. Im Schulbus- oder Werksverkehr und bei Ausflugsfahrten sei das anders: "Da muss man Erfahrungen und eine gute Kommunikationsfähigkeit mitbringen und deshalb auch gut Deutsch können." Auf die letzte Stellenausschreibung im vergangenen Jahr hätten sich zwar vier Bewerber gemeldet. "Doch zwei konnten gar kein Deutsch, einer hatte noch gar keinen Busführerschein und der vierte rief für seinen Vater an, weil der kein Deutsch könne", sagt Wanderer.

Auch Andreas Scharf vom gleichnamigen Busunternehmen in Tittenkofen macht einen Unterschied zwischen Linienverkehr und touristischen Ausflügen: "In der Touristik ist man nicht nur Fahrer, sondern auch Betreuer. Man muss kleinere technische Defekte selber beheben können und weitaus vielseitiger sein." Dazu benötige man entsprechende Erfahrungen. Ältere und erfahrene Busfahrer seien in der Region jedoch nicht zu finden, sagt Scharf: "Früher hatten wir noch Wechsler von Leuten, die bei der Bundeswehr den Lkw-Führerschein schon mal gemacht haben, aber die sind weggefallen. Wir bilden zwar auch selber aus, aber das reicht nicht. Derzeit suchen wir zwischen drei und fünf Fahrer. Dabei stehen wir mit der Arbeitsagentur in Kontakt und suchen auch im Ausland." Früher hätte man viel mehr Wert auf Erfahrung gelegt, sagt Scharf, mittlerweile müsse man froh sein, Anfänger zu bekommen. Ein großes Handicap seien die Kosten für einen Busführerschein: Wer einen normalen Autoführerschein besitze, muss mit 10 000 Euro Kosten und zwei bis drei Monate Unterricht bis zur Prüfung rechnen.

Noch keine Probleme hat Richard Weber von Weber-Reisen in Dorfen: "Wir sind ein kleineres Unternehmen mit vier Bussen und alle Fahrer sind langjährige Angestellte. Aber die Probleme mit dem leer gefegten Markt kenne ich von Kollegen." Mit daran Schuld seien auch die hohen Hürden und Kosten eines Omnibusführerscheins. Außerdem müssen die Fahrer alle fünf Jahre an einer Weiterbildung teilnehmen, was ebenfalls koste.

Benedikt Kistler von der Bustouristik Kistler in Dorfen sieht auch die Arbeitszeiten als Problem, vor allem abseits des Linienverkehrs mit festen Taktzeiten. Jemanden aus der Region zu finden sei "sehr schwer", da Vollbeschäftigung herrsche. Wenn er neue Busfahrer suche, schalte er zwar Stellenanzeigen. Effektiver sei es aber, die Kontakte der Fahrer untereinander zu nutzen.

Auch Susann Liebscher, Niederlassungsleiterin beim RVO und für das MVV-Gebiet zuständig, bestätigt die Probleme der mittelständischen Unternehmen bei der Fahrersuche. Da der RVO nur im Öffentlichen Personenverkehr tätig sei, hätten ihre Fahrer jedoch nicht selten mit dem Problem zu kämpfen, für die Fahrgäste "eine Art kleiner Fußabtreter" zu sein, sagt Liebscher. "Wenn es Verspätungen bei der S-Bahn gibt, müssen unser Busfahrer oft als Blitzableiter herhalten." Das mache den Job nicht gerade attraktiver. Zudem gebe es im Landkreis Erding eine Besonderheit: "Es gibt dort kaum in der Breite einen zusammenhängenden Takt. Das heißt, die Fahrer haben zwischen den Fahrten über den Tag hinweg oft Leerlauf."

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