Arbeitsgruppe Asyl Erding:Sichtbare Erfolge

Viele Flüchtlinge fassen im Landkreis Fuß, doch der Druck auf die ehrenamtlichen Helfer wächst weiter

Von Florian Tempel, Erding

Nach vielen ernsten Worte, kritischen Berichten und ernsten Gedanken gab es beim Neujahrsempfang der Aktionsgruppe Asyl Erding (AGA) schließlich auch den Punkt, an dem die vielen Ehrenamtlichen und Gäste, die im Pfarrheim St. Vinzenz zusammengekommen waren, sich von ganzem Herzen freuen durften. 16 junge Frauen und Männer waren nach vorne gekommen und hielten lächelnd jeder ein Plakat hoch. Darauf stand: ihr Beruf, ihr Ausbildungsjahr, ihre Herkunft. Jeder, der da vorne stand, war so ganz anders als der neben ihm: hoch gewachsen oder eher kleiner, mit hellem Teint oder dunkler Haut, mit Brille oder Kopftuch, glatt rasiert oder mit Bart, eine bunte Mischung. Doch allen gemeinsam war der Erfolg, als Flüchtling im Landkreis Erding in kurzer Zeit Fuß gefasst zu haben.

Das Spektrum der Ausbildungen, die sie machen, ist breit: Es gibt unter ihnen angehende Elektroniker, Polsterer, Zahntechniker, Krankenpfleger, Maler, Bäcker, Großhändler, Bodenleger, Automechaniker, medizinische Fachangestellte, Gärtner. Und es waren nicht alle da, ein halbes Dutzend Flüchtlings-Azubis fehlte am Donnerstagabend. Maria Brand, die Sprecherin der AGA, zollte den jungen Menschen großen Respekt für ihre Leistungen und betonte, dass es auch Erfolge der Ehrenamtlichen in der Flüchtlingshilfe sind.

Brand hatte zuvor einen kritischen Rückblick über das vergangene Jahr abgegeben und einen ebenso kritischen Ausblick gewagt. Die Belastung der Frauen und Männer, die sich im Landkreis Erding ehrenamtlich um geflüchtete Menschen kümmern, ihnen in allen Lebenslage, täglichen und außergewöhnlichen Situationen zur Seite stehen, sei nach wie vor enorm. Besonders in der Stadt Erding "haben wir ein großes Defizit an Helfern", sagte Brand. Wodurch es jedoch zu eine Dominoeffekt komme: Je weniger Helfer, umso weniger Entlastung, Austausch und gegenseitige Ermutigung, was immer häufiger dazu führen, dass sich Ehrenamtliche ganz aus der Flüchtlingsarbeit zurückziehen würden.

Die 2016 stärker gewordene öffentliche Anerkennung der ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit durch Politiker aller Ebenen sei zwar eine positive Erfahrung. Da jedoch gleichzeitig Gesetze verschärft wurden und behördliche Maßnahmen die Hilfestellung für Asylsuchende erschwerten, wenn nicht sogar Integrationserfolge zunichte machten, gebe "uns Helfer zunehmen das Gefühl, nur ein Feigenblatt zu sein". Die Helfer fühlten sich mitunter von Politik und Behörden "instrumentalisiert (...) als Deckel auf dem Topf, um das Überkochen zu verhindern." Dass Asylanträge im vergangenen Jahr schneller bearbeitet worden seien, sei für den einzelnen Flüchtling nicht unbedingt ein Glück. In vielen Fällen erlebe man schlampig gemachte, fehlerhafte und unzureichende Verfahren, die zu haarsträubend falschen Entscheidungen führten. Sehr hart kritisierte Brand den "Deal des Innenministers de Maizière mit Afghanistan", der Abschiebungen in ein vom Terror heimgesuchtes Land möglich mache.

Auch im Landkreis leben viele Afghanen. Ebenso schlimm sei auch die bayerische Linie, vielen Geflüchteten keine Arbeits- oder Ausbildungserlaubnis zu erteilen. Auch hier sind viele Afghanen betroffen. Die Restriktionen werde negative Konsequenzen haben, sagte Brand: In den Unterkünften werde bei den zum Nichtstun verdammten Menschen Aggressionen, Depressionen, Rivalitäten und mögliche Radikalisierungen zunehmen. Auch die Arbeit von Ehrenamtlichen würden so untergraben. Und das verschärfe die Lage zusätzlich.

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